"Nur die Sonne war Zeuge": Der Mörder mit "Engelsgesicht"
Der packende Thriller "Nur die Sonne war Zeuge" machte Alain Delon auf einen Schlag berühmt. Darin wird der Hollywood-Star zum coolen, eleganten Ganoven und Mörder. Hier gibt es die Kritik zur restaurierten Patricia-Highsmith-Verfilmung von 1960.
Zwei Amerikaner genießen in Rom das süße Leben. Der Millionärssohn Philippe Greenleaf (Maurice Ronet) wirft nur so mit dem Geld herum, im Schlepptau hat er seinen Freund Tom Ripley (Alain Delon), der Schriftstücke und Schecks mit leichter Hand fälschen kann. Philippe behandelt Tom wie einen Knecht. Zwischen unbeschwerter Ironie und Zynismus schwankt die Stimmung in René Cléments Sommerthriller von 1960, "Nur die Sonne war Zeuge", immer unterstützt von Nino Rotas Musik. Noch ist es Spaß, doch bald wird Ernst daraus, insbesondere als sich alles um Philippes schöne Freundin Marge zu drehen beginnt, gespielt von Marie Laforêt in einer anspruchsvollen Nebenrolle.
Ein fast perfekter Mord
Nicht zuletzt ein für Tom fast tödlicher Spaß Philippes, als dieser ihn auf offener See auf einem angeleinten Rettungsboot aussetzt, veranlasst Tom zu einem Mord mit dem Messer inmitten eines Pokerspiels. Marge wurde da schon geschickt an Land expediert. Doch die Entsorgung der Leiche wird für Tom Ripley zur Schwerstarbeit – zunächst in einem großartig gefilmten Actiondrama auf hoher See, aber erst recht, als sich Tom zu einem weiteren Mord – nach der Entdeckung durch einen Freund des Millionärssohns – gezwungen sieht.
Die Eleganz und körperliche Präsenz Alain Delons ist beeindruckend, auch wenn sich die Kamera in Nahaufnahmen ein wenig zu sehr in Delons graublaue Augen verliebt. Clément gelingt es, sein Publikum bis zuletzt in der Schwebe zwischen Sympathie und Distanz zu halten. Patricia Highsmith, die Autorin der Romanvorlage "Der talentierte Mr. Ripley", hätte allerdings gerne noch etwas mehr Sympathie für Ripley gehabt. Sie lobte Alain Delon für dessen Leistung, zeigte sich aber mit dem moralisierenden Schluss – Tom wird von der Polizei gefasst – nicht einverstanden.
Alain Delon und Romy Schneider
Dass der Kulturkanal ARTE auf den Film die Dokumentation "Romy und Alain: Die ewigen Verlobten" von Olivier Monssens folgen lässt, mag etwas befremden. Alain Delon und Romy Schneider drehten 1969 den Film "Swimmingpool" zusammen, in dem Delon gleichfalls einen beinahe unentdeckt gebliebenen Mörder spielt. Im Film von 1960 hat Romy nur einen kleinen Sekundenauftritt.
Die Dokumentation von Olivier Monssens (ARTE F, 2022) will mit bisher unveröffentlichten Statements eine neue Sicht auf die beiden "Ikonen der Filmgeschichte" bieten. Leider werden aber hier vor allem die längst breitgetretenen deutschen Vorbehalte gegenüber Romy bestärkt. Umso beeindruckender ist das bezeugte Durchsetzungsvermögen von Romy selbst, das auf der Pariser Theaterbühne wiederum an der Seite Delons begann, bis sie dann ihre besten französischen Filme in den 70er-Jahren drehte.
Nur die Sonne war Zeuge – Mi. 03.01. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH