Finale der Katastrophenserie

Nach der Apokalypse: schaurige neue Welt

26.03.2024, 10.50 Uhr
von Susanne Bald

Showrunner Christian Alvart schenkt seiner ambitionierten Katastrophenserie "Sløborn" ein episches Finale und stellt dabei essenzielle Fragen über das Zusammenleben in einer Gesellschaft und die Chancen in einem Neuanfang.

ZDF
"Sløborn III"
Katastrophenserie • 27.03.2024 • 00:15 Uhr

Ein tödliches Virus verbreitet sich rasend schnell auf der ganzen Welt und rafft Millionen von Menschen dahin: Als die Macher der deutsch-dänischen Serie "Sløborn" 2019 mit den Dreharbeiten begannen, konnte keiner ahnen, dass die Realität sie bis zur Veröffentlichung der ersten Staffel im Sommer 2020 einholen würde. Dem Erfolg, vor allem bei den Abrufen in der ZDF-Mediathek, tat Corona zum Glück keinen Abbruch. Nun startet die dritte und finale Staffel der spannenden Serie von Christian Alvart ("Dogs of Berlin", "Oderbruch"), der nicht nur für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, sondern auch hinter der Kamera stand.

Konzentrierte sich Staffel eins noch auf die Ausbreitung des mysteriösen Taubenvirus und die unmittelbaren Folgen für die Bevölkerung der kleinen Nordseeinsel Sløborn, lag der Fokus in Staffel zwei auf dem Überlebenskampf einzelner Gruppen, die nicht evakuiert worden waren und sich nun in einer unzivilisierten Welt wiederfanden, in der das Recht des Stärkeren herrschte und in der Handwerker Erik zum plündernden Piratenanführer aufsteigen konnte.

Während es innerhalb der Gruppe straffällig gewordener Jugendlicher um Devid (Aaron Helmer), die zu Resozialisierungszwecken auf der Insel waren, zu blutigen Machtkämpfen kam, beschloss die schwangere Schülerin Evelin (Emily Kusche), mit ihren drei jüngeren Brüdern und Kumpel Herm (Adrian Grünewald) die Insel doch noch zu verlassen. Im dramatischen Finale schafften sie es, gemeinsam mit Devid und verfolgt von Erik und seiner Bande, gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus von Husum, wo Evelins Baby gesund zur Welt kam. Hier setzen nun ein knappes Jahr später die finalen sechs Folgen der Serie ein.

Ohne Recht und Ordnung

"Während die erste Staffel eine Katastrophenserie und die zweite ein intimer Survival Thriller waren, taucht die Serie nun in die weite Welt der Postapokalypse ein", fasst Christian Alvart zusammen. Evelin hat sich mit Baby Mila, ihren Brüdern, Herm sowie ihrer neuen Liebe Devid und anderen Überlebenden in der Klinik häuslich eingerichtet, während draußen die Infrastruktur und die Zivilisation gleichermaßen zusammengebrochen sind. Doch die Vorräte werden langsam knapp, auch die Stromversorgung lässt nach. Herms Vorschlag, ein Windrad vor der Stadt zu reaktivieren, stößt bei den Mitbewohnern auf geteiltes Echo, einige befürchten, es könnte Feinde von Weitem auf sie aufmerksam machen und anziehen.

In einem flammenden Appell richtet sich die Ärztin Reichart (Katinka Auberger) an die Gruppe: "Was ist die Alternative? Sollen wir uns für immer hier verkriechen? Niemand wird kommen. Wir müssen nach vorne schauen, wir müssen die Zivilisation wiederaufbauen. Wir müssen Recht und Ordnung wiederherstellen. Eine Gesellschaft, einen Staat. Wir. Niemand sonst. Dazu brauchen wir Strom. Wenn wir Strom haben, haben wir etwas zu bieten, vielleicht schließen sich uns einige der Verwilderten und Verlorenen dort draußen an, legen ihre Waffen nieder und tauschen ihr Leben voller Angst und Gewalt gegen Frieden!"

Als Evelin erfährt, dass sich in einem Lager vor der Stadt ein "Dr. Kern" befinden soll, schöpft sie Hoffnung: Ist ihr Vater, der Tierarzt Richard Kern (Wotan Wilke Möhring), doch noch am Leben und arbeitet weiter an einem Heilmittel gegen die Taubengrippe? Alleine macht sie sich auf den Weg ins Lager – und landet in einem Albtraum ungeahnten Ausmaßes. Hier hat Erik, der sich mittlerweile "Dux" nennt und sich wie ein faschistischer Führer geriert, Menschen in Klassen eingeteilt. Während er die einen schuften sowie den Schriftsteller Nikolai (Alexander Scheer) als Hofnarr auftreten lässt, führen andere ein den postapokalyptischen Umständen entsprechend privilegiertes Leben an seiner Seite.

Ist diese Welt noch zu retten?

Mit Staffel drei findet die Serie "Sløborn" ihren "finalen und epischen Höhepunkt", verspricht Showrunner Alvart. Und hält Wort. Nicht nur führt er lose Enden zusammen und offenbart das Schicksal von Evelins Eltern und weiteren Sløbornern. Er stellt in den sechs finalen Episoden auch grundlegende existenzielle Fragen: "Wie stehen wir zum 'Survival of the Fittest'? Welchen Stellenwert hat Kultur in einer veränderten Welt? Was bleibt von Recht, Gesetz, humanistischem Gedanken und der Würde des Menschen? Im Untergang der Alten Welt steht auch eine Chance: es diesmal besser zu machen."

Den von manchen Kritikern geäußerten Vorwurf, sich klassischer Katastrophenfilm-Klischees zu bedienen, muss sich Alvart gefallen lassen, allerdings: Was wäre ein gutes Genrestück, käme es gänzlich ohne aus? Natürlich fühlt man sich bisweilen an Szenen aus "The Walking Dead" erinnert. Oder an "The Rain", wo sich ebenfalls Jugendliche durch eine postapokalyptische Welt schlagen und Einzelne in der neuen Ordnung plötzlich völlig ungeahnte, teuflische Züge annehmen. Das hat sowohl bei der amerikanischen als auch der dänischen Serie gut funktioniert und über weite Strecken bestens unterhalten. Und das tut auch die finale Staffel von "Sløborn" einmal mehr – und liefert außerdem die wohltuende Erkenntnis, dass sich die Sache mit dem Virus in der Realität dann als doch nicht ganz so apokalyptisch entpuppte wie die Fiktion.

"Sløborn III" – Di. 26.03. – ZDF: 00.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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