"Die Kunst des Krieges"

"Tatort": Eisner und Fellner gegen den Superschurken

von Jens Szameit

Dieser Fall hat es in sich für Eisner und Fellner: Menschenhändler treiben Flüchtlinge in die Zwangsprostitution. Das Duo läuft in diesem "Tatort" aus dem Jahr 2016 zu großer Form auf.

ARD
Tatort: Die Kunst des Krieges
Kriminalfilm • 04.07.2021 • 20:15 Uhr

Ach, goldig. Da hatte man dem ewig grantelnden Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) doch tatsächlich ein kleines Hündchen an die Haxen geschrieben. Wenn nicht alles täuscht, muss der putzige Fiffi, ein herrenloses Tier aus Zuhälterbeständen, eine Art Chiffre für das Thema dieses "Tatorts" aus Österreich sein. Schließlich gehen nicht alle so rührend fürsorglich mit heimatlosen Geschöpfen um wie der Oberstleutnant der Wiener Kriminalpolizei. Dafür sind Menschenhandel und Zwangsprostitution ein viel zu einträgliches Geschäft, wie man erfährt. Gerade damals, zu Zeiten der großen Flüchtlingsströme in Richtung EU in den Jahren 2015 und 2016, als diese Wiener Folge der Krimireihe entstand.

Gleichfalls eine Riesensauerei ist das Bild, das sich den Ermittlern Eisner und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) eingangs der Episode mit dem martialischen Titel "Die Kunst des Krieges" bietet – ohne Schockeffekt beginnen ja die wenigsten Wiener "Tatorte". Diesmal findet sich ein türkischer Geschäftsmann in bizarrer Pose im Arbeitszimmer seiner bordellartigen Räumlichkeiten. Der Kopf ist in einer Kommode eingeklemmt. Zunge und beide Hände wurden offenbar mit einem elektrischen Brotmesser abgetrennt. "Bei lebendigem Leib", wie Bibi tapfer betont. Prost Mahlzeit.

Schnell zeigt sich, dass der Türke nicht nur mit Döner Geld machte, sondern vor allem mit Menschenhandel. Skrupellose Schlepper treiben die armen Tropfe aus den Krisengebieten dem organisierten Verbrechen massenhaft in die Hände. Wer nicht zwangsprostituiert wird, schuftet für drei Euro die Stunde in der Küche oder auf dem Bau. Türken, Tschetschenen, Russen – alle verdienen sie sich dusselig am Leid der anderen. So erklärt es eine Kollegin vom Dezernat für organisierte Kriminalität mit großer Brille und großem Durchblick. Bloß ausrichten kann auch sie offenbar nicht allzu viel.

Nur gut, dass es Eisner und Fellner gibt. Ein Duo, das man wegen seiner auch diesmal wieder urkomischen Kabbeleien allzu leicht unterschätzen könnte. Doch wer legt sich schon so verwegen mit Gewohnheitskriminellen an wie diese beiden? Wenn es gegen die Mafia geht, laufen sie beständig zur Hochform auf. Das trifft auch diesmal zu, da es erst einen flüchtigen Tschetschenen zu verfolgen gilt und schließlich ein James-Bond-Film-artiger Superschurke mit k.-u.-k.-Flair auf den Plan tritt. Der martialisch tätowierte Zuhälter Andy Mittermeier (Michael Fuith) ist offenbar zu allem bereit, um sich zum Wiener Paten der Zwangsprostitution aufzuschwingen. Leichen pflastern seinen Weg.

Es steckt also einiges drin in diesem furiosen Mafiafilm. Der Schabernack, das Hündchen, die Weltpolitik und manches Gemetzel. Am Ende geht mit dem Autorenfilmer Thomas Roth dann ein bisschen die Fantasie durch, als eine Lara-Croft-artige Killerasiatin im Kung-Fu-Sprung die Szenerie betritt. So gesehen kein Meisterwerk der "Tatort"-Kunst – aber wenigstens hat sich wieder einer mit Schmackes darum bemüht. Die rund zwölfwöchige Erstausstrahlungs-Sommerpause des "Tatorts" endet am 29. August. Bis dahin stehen Wiederholungen auf dem Programm. In der kommenden Woche, am Sonntag, 11. Juli (20.15 Uhr), ist der Münsteraner Fall "Spieglein, Spieglein" aus dem Jahr 2019 zu sehen.

Tatort: Die Kunst des Krieges – So. 04.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren