Tatort am Sonntag

Überall Intrigen und dicke Luft

21.04.2017, 11.30 Uhr
von Florian Blaschke
Es knirscht in Wien: Fellner und Eisner müssen sich zusammenraufen
BILDERGALERIE
Es knirscht in Wien: Fellner und Eisner müssen sich zusammenraufen  Fotoquelle: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican

Eisner und Fellner blicken in "Wehrlos" in nicht nur einen menschlichen Abgrund.

Manche Menschen trifft das Pech gleich doppelt. So beispielsweise Florian Maurer (Sebastian Wendelin), der bei einem Einbruch in eine schicke Wiener Villa von zwei Schüssen und einer lauten Stimme überrascht wird. Panisch flieht er, hechtet durch eine Hecke auf das Nachbargrundstück, stolpert, fällt der Länge nach hin und bleibt mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Einmal Pech. Doch gleich neben ihm, hinter der Terrassentür des Hauses, liegt auch jemand. Tot, erschossen. Zweimal Pech.

Währenddessen versucht Majorin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen, mit einem Profil bei einer Online-Partnersuche. Doch sie wird unterbrochen, denn der Tote will natürlich untersucht werden. Vollbremsung auf dem Weg ins Glück. Da ist ihr Kollege Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) schon weiter. Der nämlich hat inzwischen ein Tête-à-Tête mit Samy Graf (Ruth Brauer-Kvam) begonnen. Was Kollegin Fellner so gar nicht passt. Die Stimmung also ist gereizt, schon nach wenigen Minuten.

Auch am Tatort schien die Laune nicht gerade die beste gewesen zu sein. Der Tote im Erdgeschoss des Hauses war der Leiter der Wiener Polizeischule, im ersten Stock liegt seine Frau – mit gebrochenem Genick. Ein Ehedrama? Überall dicke Luft in Wien.

Herrliche Situationen, geschickt geschnittene Dialoge

So wie dieser Tatort beginnt, so geht er auch weiter. Da gibt es herrliche Situationen, in denen Eisner und Fellner das Nachbar-Ehepaar befragen und die eher wirken wie eine doppelte Paartherapie. Da gibt es geschickt geschnittene Dialoge, die die Doppelbödigkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen deutlich machen – und die dem Zuschauer vor allem diese kleinen, aber entscheidenden Informationen liefern, die den Ermittlern fehlen.

Und da gibt es früh eine dramatische Wendung, die aus einem banalen Vorort-Verbrechen einen hochbrisanten Fall macht. Denn am Tatort, da hat sich lange nicht alles so einfach abgespielt wie es anfangs scheint. Und auch Bibi Fellners Suche nach dem Glück und besagte Polizeischule werden dabei noch eine Rolle spielen. Intrigen? Können sie in Wien. Menschliche Abgründe? Kennen Sie zur Genüge.

Eine Portion Kino-Ästhetik

Die Figuren illuster, der Fall vertrackt, die Dialoge geschliffen – und all das mit einer Portion Kino-Ästhetik auf der einen und einer Portion Alltags-Tristesse auf der anderen Seite und mit so viel Spannung, Witz und Dramatik, wie in 90 Minuten eben passen. Diese Mischung macht "Wehrlos" zu einem Tatort der Extraklasse. Ein Krimi, der ins Mark geht – nicht nur den Ermittlern.

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