Norwegische Serie

"Beforeigners": Die nächste Perle der "Lilyhammer"-Macher

von Eric Leimann

Wikinger, Steinzeitmenschen und Bürgerliche aus dem 19. Jahrhundert finden sich plötzlich im Hier und Jetzt wieder.  Die norwegische HBO-Serie der "Lilyhammer"-Macher ist spannend, klug und sehr unterhaltsam.

ARD
Beforeigners – Mörderische Zeiten
Serie • 13.03.2021 • 23:35 Uhr

Wer sich den Plot der ersten rein norwegischen HBO-Serie "Beforeigners" durchliest, könnte auf die Idee kommen, dass die Macher seltsame Drogen inhaliert haben: Im Oslo unserer Zeit – und nicht nur dort – tauchen ab einem gewissen Abend begleitet von Lichtblitzen Menschen aus anderen Epochen im Wasser auf. Was in der Premieren-Nacht für Polizist Lars (Nicolai Cleve Broch) noch ein unerklärliches Phänomen darstellt, ist 15 bis 20 Jahre später – die Serie macht gleich zu Beginn einen Zeitsprung – zur Routine geworden. Zehntausende Fremde werden Jahr für Jahr aus dem Wasser gefischt. Sie stammen aus drei Epochen: Steinzeit, Wikingerzeit und der bürgerlichen Welt des 19. Jahrhunderts. Keiner konnte das Phänomen bislang erklären. Die Integration der – oft traumatisierten – Fremden ist zur ständigen Aufgabe der Gesellschaft geworden.

Aus Polizist Lars, der mit seiner schwangeren Frau zu Beginn eine wunderschöne Wohnung mit Blick über den Oslo-Fjord erworben hat, ist mittlerweile ein alleinstehender Mann mit Problemen geworden. Die Frau ist weg und lebt mit einem dichtenden Zeit-Migranten aus dem 19. Jahrhundert zusammen. Teenie-Tochter Ingrid (Ylva Bjørkaas Thedin) macht Probleme, und Lars' Gesundheit ist angeschlagen. Er kauft illegale Drogen bei Zeitmigranten, um seine psychischen Probleme und Schmerzen unter Kontrolle zu halten.

Als eine Mordserie an Zeitreisenden offenbar wird, bekommt Lars mit Alfhildr Enginnsdottir (Krista Kosonen) die erste Osloer Polizistin mit "multitemporalem" Hintergrund an die Seite gestellt. Alfhildr entstammt der Wikingerzeit. Die frisch gebackene Polizeischulen-Absolventin ist zwar gut angepasst, doch so ganz kann die junge Frau ihre Herkunft nicht verbergen. Gemeinsam macht sich das gemischt-temporale Ermittlerduo an die Arbeit.

Zweite Staffel wird bereits gedreht

Culture Clash-Komödie, klassischer Krimi, Science Fiction und kluge Gesellschaftsstudie – all diese Genres bedient die sechs mal 45 Minuten lange Miniserie auf sehr kluge und doch stets unterhaltsame Weise. Das Autoren-Paar Eilif Skodvin und Anne Bjørnstad hat schon die Netflix-Serie "Lilyhammer" erschaffen. Im Anschluss daran machten sich die beiden an das – in einigen Fernsehmärkten – bereits im Sommer 2019 veröffentlichte Science Fiction-Projekt "Beforeigners". Vor allem die Bezüge zur Flüchtlingskrise mit Auffanglagern, Traumabewältigung und Anpassungsschwierigkeiten im Alltag verarbeitet das norwegische Serien-Kleinod auf unfassbar kluge Weise und doch immer mit leichter Hand.

Im Oktober 2020 begannen die Dreharbeiten zu Staffel zwei. Sie wird aus wiederum sechs Folgen bestehen. Das Erste zeigt die viereinhalb Stunden von Staffel eins am Stück – und macht daraus ein nächtliches Bingewatching-Event. "Linear" werden sich das aber wohl eher Zeitreisende aus der Prä-Mediatheken-Epoche reinziehen, denn bereits am Sonntag, 14. März, stehen alle Folgen "on demand" zum Abruf in der ARD Mediathek bereit.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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