Sci-Fi-Serie

"Black Mirror": Vierte Staffel startet bei Netflix

von Maximilian Haase

Staffel 4 der dystopischen SciFi-Serie "Black Mirror" hält der Gesellschaft wieder den düsteren Spiegel vor. In sechs Episoden geht es um Helikoptereltern, Dating-Apps und Maschinenhunde.

Die digitale Welt als glänzendes Kabinett der Möglichkeiten – dieses Bild wurde lange gern vermittelt. Dass die faszinierende technische Entwicklung in einer imperfekten Gesellschaft jedoch ins Gegenteil umschlagen kann, wird in Zeiten von Facebook-Mobbing und Online-Überwachung mittlerweile gar Technikoptimisten bewusst. Vielleicht auch, weil sie mit wachsender Beunruhigung die letzten drei Staffeln von "Black Mirror" verfolgten. Schließlich führte die grandiose Episoden-Serie, die von Netflix übernommen wurde, die Widersprüche und das dystopische Potenzial technischen Fortschritts erschütternd realistisch vor Augen. So auch in den abermals verstörenden und sehr unterschiedlichen sechs neuen Episoden der vierten Staffel, die ab 29. Dezember 2017 bei dem Streamingdienst verfügbar ist.

Wenn die Handlung einer Science-Fiction-Serie nur wenige Jahre nach Ausstrahlung Realität zu werden scheint, dann hat sie einiges richtig gemacht: "Black Mirror", der gefeierten britischen Episoden-Produktion von Mastermind Charlie Brooker, gelang dies seit der Premiere im Jahr 2011 mehrfach. So antizipierte die vielbeachtete Episode "The Waldo Moment", die vom Aufstieg eines Online-Trolls zum Präsidenten handelt, in gewisser Weise die Karriere von Donald Trump wenige Jahre später.

Selbstausbeutung und freiwillige Knechtschaft

Und erst kürzlich wurde eine der erschreckendsten "Black Mirror"-Folgen unangenehm real: In "Nosedive" bemisst das Handy den gesellschaftlichen Wert eines Menschen an dessen Social-Media-Punkten, die andere Menschen ihm auch in realen Interaktionen geben. Ein Unternehmen in China stellte nun ein ähnliches Score-System für Personen vor. Brooker, der Schöpfer der in sich abgeschlossenen und meist in der nahen Zukunft angesiedelten Episoden, scheint die Stoßrichtung unserer Technologien erfasst zu haben: Statt in Emanzipation und Fortschritt landet man nicht selten in Selbstausbeutung und freiwilliger autoritärer Knechtschaft.

Staffel vier führt diesen düsteren Ideenreichtum fort. Da die inzwischen gigantische Fangemeinde sonst erneut zwei Jahre hätte warten müssen, teilte Netflix die 2016 produzierten zwölf Episoden kurzerhand in zwei Staffeln auf. Nach Staffel drei, die mit der bislang wohl besten Folge "San Junipero" gar einen Emmy-Award abstaubte, folgen nun die sehnlich erwarteten nächsten sechs Geschichten. Voneinander so unterschiedlich wie nie zuvor, führen sie uns erneut in düstere, bisweilen aber auch absurde und witzige Visionen gesellschaftlichen Lebens mit Technik.

Kinder mit Chip im Kopf und blutrünstige Maschinenhunde

Beispiele gefällig? Die von Superstar Jodie Foster inszenierte Episode "Arkangel" kreist um das virulente Phänomen der Helikoptereltern, das hier auf die durchaus vorstellbare Spitze getrieben wird: Das Kind mit Chip im Kopf, über den nicht nur sein Standort und seine Körperfunktionen jederzeit verfolgt werden können, sondern auch, was es gerade wahrnimmt – inklusive Blockfunktion für schlimme Dinge wie Blut oder Gewalt. In "Crocodile" wiederum können menschliche Erinnerungen mit einem Gerät ausgelesen werden – blöd, wenn man wie die Hauptfigur einen Mord begangen hat.

In Zeiten von Dating-Apps überaus bezeichnend ist auch die Folge "Hang the DJ", in der die App festlegt, wie lange zwei Kandidaten ein Paar sein müssen – vom zwölfstündigen One-Night-Stand bis zur fünfjährigen Beziehung, so lange, bis einem der Traumpartner zugeteilt wird. Von menschlichen Interaktionen nur träumen kann indes die bemitleidenswerte Frau in der brutalen, schwarz-weiß gefilmten Dystopie "Metalhead", in der die Welt von blutrünstigen Maschinenhunden bevölkert ist.

Absolutes Highlight der vierten Staffel ist die erste Folge "U.S.S. Callister", die auf einem absurd inszenierten Retro-Raumschiff à la "Star Trek" beginnt und sich zum gleichermaßen humorvollen wie tieftraurigen Stück über digitale Ichs und Außenseitertum steigert.

Für alle der ab 29. Dezember auf Netflix abrufbaren Folgen gilt: Man hofft für das Wohl unserer Gesellschaft, dass die reale Zukunft sich humaner gestalten wird.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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