Krimikomödie im ZDF

"Das Quartett – Das Mörderhaus": eine Leiche im Keller

von Wilfried Geldner

Das Ermittler-Quartett der Leipziger Mordkommission wird in ein Mietshaus gerufen, in dem es zur Überraschung der Kommissare mehr als eine Leiche gibt. Die Befragung der zerstrittenen Bewohner wird zur kriminalistischen Schwerstarbeit.

ZDF
Das Quartett – Das Mörderhaus
Krimi • 12.12.2020 • 20:15 Uhr

Als Genre-Mix aus Whodunit und Kriminalkomödie, der zeitweise die Grenze zum Grotesken streift, entpuppt sich der zweite Film mit dem flott zusammengestellten Leipziger Team der ZDF-Reihe "Das Quartett": Hier ermitteln zwei Frauen, zwei Männer, die sich gut verstehen, und das ohne hierarchisches Gefälle und jedwedes Chefgehabe. Die Vorgeschichte ist dennoch seltsam: Anja Kling, die jetzt die gleichberechtigte Chefin des Serien-"Quartetts" aus Leipzig ist, war zuvor zweimal Chefin in "Dresden Mord", dann wurde diese Reihe wieder eingestellt. Dort gab sie die Mutter einer an ihrer Seite ermittelnden Tochter, und auch jetzt lässt sie die Mutterrolle nicht los: Ein Filmsohn gibt der Folge "Das Mörderhaus" so etwas wie eine familiäre, wenngleich auch überflüssige Farbe. In Krimi und Komödie mischt sich da – nach gehabter Scheidung – auch noch ein kleiner Familienfilm ein.

Es geht jedoch recht munter zu, als das Quartett, bestehend aus Maike Riem (Anja Kling), Christoph Hofherr (Shenja Lacher), Pia Walther (Annika Blendl) und Linus Roth (Anton Spieker), am Tatort eintrifft. "Das ist nicht unsere Leiche" lautet ein frühes Fazit der vier vom K14, weil ein Herr Barig von der Brandkommission (Stephan Grossmann) von oben aus dem Fenster herunterschaut und die Leiche bereits für sein Ressort beansprucht hat – sie soll das Ergebnis einer häuslichen Grillparty und des in der Folge eingeatmeten Kohlenmonoxyds sein.

"Unsere Leiche" – das ist dann eine Frau im selben Haus, die in ihrem Blute neben einer Waschmaschine im Keller liegt. Mit dem Hammer im Streit erschlagen, wie Linus, der Spurensicherer, nicht zuletzt dank einer VR-Brille, mit der er Tathergänge virtuell rekonstruieren kann, alsbald herausfinden wird.

Martin Brambach überzeugt auf ganzer Linie

Aber da beginnt auch schon das Bravourstück des Martin Brambach, der noch jeden Film mit seiner flirrenden Komik aufwerten kann. Hier ist er als Lebensgefährte der Toten hochverdächtig: Immer wieder habe es Streit gegeben zwischen ihm und seiner Antje, sagen die Mieter – es kam alles nur, wie es kommen musste. Vollgepumpt mit Adrenalin bis zum schütteren Scheitel sträubt sich Brambach gegen gegen das Polizeiverhör. "Zeuge, wieso Zeuge? – Willkür, alles wie damals!" prustet er, während ihm die Augen übertreten. Überzeugender hat wahrscheinlich noch keiner einen zu Unrecht der Tat Verdächtigten gespielt. Der Mann, so ahnt jeder Krimigucker, kann es auf keinen Fall gewesen sein. Oder vielleicht doch- eben weil er so überzeugend wirkt?

Neben diesem nach acht Jahren entlassenen Installateur – "Warum? – Das ist eine gute Frage, Frau Kommissarin!" – fallen die anderen Mieter ab, auch wenn sie ein durchaus illustres Völkchen sind. Käuze allesamt, vom Parterre bis zum obersten Stock, wo die todbringende Party ihren Ausgang nahm. Einen Übeltäter gibt es übrigens längst: Ein zwielichtiger Ver- und Entmieter (Johann von Bülow) will aus dem ererbten Gründerzeitbau ein kasseklingelndes Ärztehaus machen. Feinde hat er genug, Erpresser gibt es auch. Die seit kurzem verschollene 15-jährige Tochter soll als Partygirl gar bei der todbringenden Grillgeschichte dabei gewesen sein.

Leider haben die Autoren, Ina Jung und Friedrich Ani, sonst Spezialisten für die ganz schweren Fälle (Grimmepreis für "Das unsichtbare Mädchen", 2012, Kinderhandel in "Operation Zucker", 2016), leider versäumt, auch andere Episodenfiguren mit so schönen Sätzen zu bedenken wie Brombachs Figur. Ohnehin wiederholt sich in diesem Verhörfilm ("Wo waren Sie zwischen acht und zehn?") manche Befragung im Stiegenhaus – vier Kommissare, allesamt gesegnet mit dem Talent eines Hercule Poirot oder einer Miss Marple, wollen eben beschäftigt sein. Auch sei vor schlichten Kalauern schärfstens gewarnt: "Sie heißen Wirth und sind Kellner?" – Fragen wie diese muss sich beispielsweise der Haschischraucher Georg Wirth (Bernd Michael Lade) aus dem Parterre gefallen lassen – das "h" im Namen vermag ihn da nicht zu retten.

Eine brave Nummernrevue hat die Regisseurin Vivian Naefe da zusammengefügt und bebildert. Es geht um Nachbarn, die keine Mörder sind, aber eine Leiche im Keller haben. Alles zutiefst schrullige Gestalten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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