"Das Unwort"

Eine Komödie voller Unbehagen

09.11.2020, 08.47 Uhr
von Sarah Schneidereit
Max Berlinger (Samuel Benito, Mitte) droht der Schulverweis nach einer Prügelei.
Max Berlinger (Samuel Benito, Mitte) droht der Schulverweis nach einer Prügelei.  Fotoquelle: ZDF / Conny Klein / Arne Rümmler

Der Film "Das Unwort" wagt einen Spagat zwischen Antisemitismus und Alltagsrassismus sowie Humor. Und zeigt, was sich teils auf deutschen Schulhöfen abspielt.

Ein abgebissenes Ohrläppchen und eine gebrochene Nase sind der Grund, weshalb die Eltern von Max Berlinger in die Schule zitiert werden. Dem 15-jährigen Schüler droht der Schulverweis. Doch wieso wurde er überhaupt handgreiflich gegenüber seinen Mitschülern Karim und Reza? Im Laufe des Krisengesprächs mit dem Direktor, der Klassenlehrerin und der Vertreterin der Schulaufsichtsbehörde stellt sich heraus, dass hinter dem Gewaltausbruch mehr steckt als angenommen.

Der ZDF-Fernsehfilm widmet sich einem heiklem Thema: Antisemitismus. Denn Max wurde von seinen Mitschülern gemobbt und beleidigt, weil er Jude ist. Während des Krisengesprächs offenbart sich, wie weit Alltagsrassismus reicht. Rückblenden geben zudem Einblicke ins Klassenleben. Dass der Film eine recht komplizierte Gratwanderung zwischen Humor und Ernst leisten muss, war Produzentin Sarah Kirkegaard von Anfang an bewusst. "Warum also nicht das Unbehagen und Unvermögen selbst zum Thema machen – in einer Komödie, bei der jede Seite ihr Fett abbekommt und bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt?", sagt Kirkegaard.

Auch Autor und Regisseur Leo Khasin weiß um die Brisanz des Themas. Zwar handelt es sich um einen fiktiven Vorfall, doch ist der Film von realen Ereignissen auf deutschen Schulhöfen, wo "Jude" oft als Schimpfwort missbraucht wird, inspiriert. "Ein heikles Thema, bei dem man sich schnell die Finger verbrennt. Aber ich wollte etwas machen, weil der Hass gegen Juden in Deutschland wächst und wieder salonfähig wird", sagt Khasin. Das Ergebnis ist ein Film, der sämtliche gängige Stereotype aufgreift, Alltagsrassismus in eigentlich gut gemeinten Aussagen entlarvt und zum Nachdenken anregt – ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Und das Gute: Trotz der ernsten Thematik darf gelacht werden.

"Wir sind keine Aliens!"

Was bedeutet es eigentlich heute, als jüdischer Jugendlicher in Deutschland zu leben? Dieser Frage geht die Dokumentation "Hey, ich bin Jude! Jung. Jüdisch. Deutsch." von Jan Tenhaven im Anschluss an den Fernsehfilm "Das Unwort" nach. Die Doku zeigt, welche Träume und Wünsche junge Juden haben. Völlig unkommentiert kommen Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren zu Wort. Ergänzt werden deren Geschichten von Protokollen antisemitischer Vorfälle, die Schauspielerin Iris Berben ("Das Unwort") vorliest.

TV-TIPP

  • "Das Unwort"

Montag, 9. November, 20.15 Uhr

  • "Hey, ich bin Jude! Jung. Jüdisch. Deutsch."

Montag, 9. November, 21.40 Uhr

ZDF

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