"Nord bei Nordwest: Gold!"

Sehr viele Spuren – zu wenig Humor

von Hans Czerny

So viel Durchhaltevermögen hätte man der Reihe mit dem Hitchcock-Titel ("North by Northwest") bei ihrer Premiere im November 2014 nicht zugetraut. Doch mit "Gold!" geht "Nord bei Nordwest" nun bereits in die siebte Folge, die letzte im Januar sahen immerhin knapp sieben Millionen.

ARD
Nord bei Nordwest: Gold!
Kriminalfilm • 03.01.2019 • 20:15 Uhr

Dabei ist die Figurenkonstellation so, dass sie vor Unglaublichkeit nur so strotzt – hat sich doch da ein Hamburger Ex-Cop (Hinnerk Schönemann) als Tierarzt (!) auf eine Ostsee-Halbinsel verkrümelt, um dort wortkarg gleich wieder der Ortskommissarin Lona Vogt (Henny Reents) unter die Arme zu greifen. Die Tierarzt-Helferin Jule Christiansen (Marleen Lohse) ist als Dritte im Kriminalverbund auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Gut so, denn in der Ostsee-Idylle Schwanitz lauert, nicht ohne Augenzwinkern, immer wieder der Tod.

Diesmal wird hinterm Deich, dort wo sich die Windräder endlos drehen, ein tot geprügelter Immobilienmakler aufgefunden. "Er ist tot", hört man nach vergeblichen Reanimationsversuchen den Ex-Cop Hauke Jakobs (Hinnerk Schönemann) in den Ostsee-Himmel sagen. Bei der Obduktion wird Goldstaub an den Händen und im Gesicht des Toten entdeckt, wie er eigentlich nur beim Abbau oder bei der Bearbeitung von Gold entstehen kann. Lona Vogt, die Kommissarin (Henny Reents), weiß denn auch, dass es "im 18. Jahrhundert" ausgerechnet in Schwanitz eine Goldmine gegeben hat.

Hatte der Tote eine Goldader gefunden – und der Täter wollte unbedingt wissen, wo diese ist? Daher die grausigen Spuren, die auf einen hartnäckig geführten Kampf schließen Lassen? "Klingt unwahrscheinlich", sagt Hauke, und hat damit natürlich Recht. Sönke Keller hatte das Haus seiner jüngst verstorbenen Mutter geerbt und wollte in der Nachbarschaft offennsichtlich mehrere Grundstücke kaufen, um in Schwanitz ein größeres Bauprojekt zu starten. Sollten die Grundstücksopfer die Täter gewesen sein?

Wie gut, dass es da noch die Hündin des Toten gibt. Hauke führt seine ganzen Hundeflüsterer-Qualitäten ins Feld. Warum flüchtet die Hündin Lucky ausgerechnet vor den Joggern Christoph (Patrick Mölleken) und Max (Maximilian Mundt)? Und was ist mit dem hochgradig eifersüchtigen Ehemann Jan Schneider (Christoph Tomanek)? Hat er den Immobilienmakler erschlagen?

Sehr viele Spuren – inklusive verdeckter Homosexualität im Fußballermilieu – werden diesmal vom Reihenautor Holger Karsten Schmidt ausgelegt. Darunter leidet dann leider doch der Humor der ansonsten stets so wunderbar unambitioniert erzählten Reihe. Bestätigung liefert der raue Schluss.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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