Nun geht er also von Bord, der Kapitän Victor Burger, den Sascha Hehn fünf Jahre lang seit 2013 gespielt hat. "Das Traumschiff: Japan" ist Hehns letzte Folge, schon im Mai hatte er mit Donner und Doria sein Verschwinden angekündigt und den immer weniger werdenden Charme der Kreuzfahrt-Reihe beklagt. Doch das Traumschiff fährt weiter, schon wird eine Osterausgabe ("Sambia") gedreht, zwei weitere Folgen für den Jahreswechsel 2019 / 20 sind geplant. Es wird also nichts mit den SOS-Rufen oder gar dem Schifferl-Versenken, das die Feinde des Unterhaltungsdampfers auf der Agenda hatten. Doch auch die Folge "Japan" lässt trotz des renommierten Vielschreibers Jürgen Werner ("Tatort", "Schimanski") wieder einiges zu wünschen übrig – vor allem, was Humor und Leichtigkeit betrifft.
Brav nach Art des Hauses sind die Handlungszöpfe geflochten, immer wieder unterbrochen von der James-Last-Fanfare, die nach US-Manier eigentlich die Werbeblöcke signalisieren soll. Stark wird aufs Tempo gedrückt, schlagartig werden die Episodenfiguren eingeführt.
Ein Neunjähriger hat sein hölzernes Kendo-Kampfschwert beim Boarding eingebüßt, der Zoll hat es kassiert. Der Knirps möchte in Japan einen Kampfkurs samt dazugehöriger Prüfung machen. Saskia (Johanna Klante), die Mutter des Jungen, ist Lektorin in einem Düsseldorfer Verlag und lässt sich im Folgenden von einem teuflischen Bestsellerautor namens Claasen sekkieren, weil sie um ihre Verlagsstelle bangt. Diese Autorenstory ist sicher die unsäglichste von allen. Götz Otto treibt als Autorenteufel die Lektorin vor sich her, als hätte er es mit einem wirren Schaf zu tun. Mal droht er mit dem Karrierenende der Verlagsfrau, mal zwingt er sie, einen Ausflug zum Fuji samt Nächtigung zu machen, während Ehemann und Sohn auf dem Schiff zurückgelassen werden. – Ganz scharf aber auch die Geisha-Geschichte, in der eine Halbjapanerin mit deutschem Partner nach Japan zurückkehrt, um ihre Geisha-Schwester zu treffen, während der Freund beim gestrengen Vater (Kendo-Meister!) um die Hand bitten will. Doch der Alte bleibt in seinem wunderbaren Bonzai-Klostergarten unversöhnlich: Warum, fragt er sich, ist die Tochter als junges Mädchen fortgelaufen?
Wie gut, dass da die jüngst aufs Schiff getretene Hoteldirektorin Hanna (Barbara Wussow) die Strippen zieht. Hanna findet für alles und jeden im Eiltempo eine Lösung. Also entringt sie der von der Familie entzweiten Halbjapanerin den Grund ihres Leidens und lockt, mehr noch, zuletzt sogar den so unversöhnlichen Vater aufs Schiff. Familienzusammenführung und Kendokurs sind gesichert.
Derweil läuft Oscar Schifferle alias Harald Schmidt zur Hochform auf: Lost in Translation irrt er mit wirrem Grauhaar durch Tokio, immer auf der Suche nach einer Artistenagentur. Weil er als einzige Attraktion auf dem Schiff bislang eine Lesung des schlimmen Erfolgsautors zu bieten hat, will er als Besonderheit japanische Künstler mieten. Doch der Ärmste ist orientierungslos im japanischen Buchstabensalat und verliert darüber hinaus Geldbörse und Handy. Eine junge Japanerin bringt ihm beides zurück – ihr Bruder hat alles geklaut.
Beim Thema "Traumschiff" wird bekanntlich immer wieder das alte Fernsehen gegen das Neue ausgespielt – am besten gleich Streaming gegen linear, hier die Alten, dort die Jungen. Dass es auch anders gehen kann, zeigt ein frech-fröhliches Zwillingspaar, Jana und Sophia Münster, das für schönen Slapstick-Schwung und viel Verwechslungswirbel sorgt. Auch der verlorene Schifferle läuft ein wenig zur Hochform auf. So viel Harald Schmidt war bisher auf dem Traumschiff nie.
Für eine Abschiedsstory à la Heide Keller – Beatrice ging als Drehbuchautorin ja jüngst nach Hollywood – hat's für Sascha Hehn offensichtlich doch nicht mehr gereicht. Zu abrupt mag der furiose Ausstieg samt ZDF-Schelte gewesen sein. Doch ein bisschen mehr als einen letzten gut gemeinten Toast auf Japan, "dieses großartige Land", hätte man ihm zum Abschied schon gegönnt.
Die "Kreuzfahrt ins Glück" bringt um 21.45 Uhr diesmal eine "Hochzeitsreise auf die Kykladen". Darüber hinaus liefert um 23.10 Uhr ein "Traumschiff-Spezial" alles, was man über die schwierigen Dreharbeiten der Japan-Folge wissen muss.
Quelle: teleschau – der Mediendienst