Belgische Krimi-Serie

"Public Enemy": Vom Saulus zum Paulus?

von Julian Weinberger

In der neuen Staffel von "Public Enemy" beißt sich die Polizistin Chloé (Stéphanie Blanchoud) an einem Entführungsfall die Zähne aus, der in Verbindung mit ihrer verschollenen Schwester steht. Hilfe bekommt sie ausgerechnet von dem verurteilten Serienmörder Guy (Angelo Bison).

Der Name Marc Dutroux steht für eines der dunkelsten Kapitel der belgischen Kriminalgeschichte. In den 90er-Jahren entführte, vergewaltigte und tötete er vier Mädchen. Weitere zwei Opfer konnten nach langen und von diversen Pannen begleiteten Ermittlungen von der Polizei gerettet werden. Dutroux wurde gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Sommer 2018 machte er wieder von sich reden, als seine Anwälte mitteilten, die Möglichkeit einer verfrühten Haftentlassung prüfen zu wollen. Angelehnt an diesen wahren Fall erzählt die belgische Serie "Public Enemy" von dem Serienkiller Guy Béranger (Angelo Bison), der nach seiner Begnadigung in einem Kloster den Weg zurück in die Gesellschaft finden will. Nun wird die preisgekrönte Serie fortgesetzt (ab 19. Juli bei Sky).

Im Mittelpunkt steht wie schon in der Debütstaffel die junge Polizistin Chloé (Stéphanie Blanchoud). War sie einst noch dafür zuständig, Guy vor der wütenden Meute im Dorf zu beschützen, treiben sie in den neuen Episoden ganz andere Dinge um. Nachdem sie von den Eltern der vor zwei Jahren verschwundenen Jasmine (Fantine Harduin) gebeten wird, ihre Tochter zu finden, fischt die Beamtin lange Zeit im Trüben. Erst mit der Hilfe von Guy, der vorgibt den Entführer zu kennen, stößt Chloé auf ein verlassenes Bauernhaus. Aber kann sie dem einstigen Serienkiller trauen? Der Entführungsfall betrifft Chloé zudem auch auf ganz persönlicher Ebene. Denn in dem maroden Haus trifft sie auch auf den Namen ihrer Schwester Jessica, die vor vielen Jahren spurlos verschwand.

Der Wandlung des äußerst charismatischen Guy vom Saulus zum Paulus und den Gewissensbissen Chloés, mit einem verurteilten Kriminellen zusammenzuarbeiten, wohnt zweifelsfrei Potenzial inne. Die Serienmacher um Produzent Matthieu Frances aber lassen dieses über weite Strecken ungenutzt. Stattdessen konzentrieren sich auf den Entführungsfall selbst, der in einem gemächlichen Tempo erzählt wird und dem eine düstere, triste Bildsprache zugrunde liegt. Die klassische Nordic-Noir-Handlung ist außerdem mit einer gehörigen Prise Mystery unterfüttert.

Denn gegenüber den Beamten wird den Zuschauern ein Wissensvorsprung eingeräumt: Die entführten Mädchen sind am Leben und fristen ein regelgeleitetes Leben in einer sektenähnlichen Gemeinschaft mit einem ominösen Guru als Anführer. Auf ihre Kosten kommen bei "Public Enemy" vor allen Dingen Serienfans, die sich an langsamem Spannungsaufbau und trister Farbgebung nicht stören. Mit atemberaubenden Handlungstwists oder komplex gezeichneten Charakteren kann die Serie nämlich nicht dienen.

Die zehn neuen, knapp einstündigen Episoden von "Public Enemy" laufen ab 19. Juli bei Sky. Verfügbar sind sie über Sky Box Sets, Sky Go, Sky Q und Sky Ticket. Außerdem strahlt der Pay-TV-Anbieter die Serien linear auf seinem Sender Sky Atlantic HD aus. Dort gibt es wöchentlich immer freitags um 21.15 Uhr eine Folge zu sehen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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