Debatte um Rundfunkbeitrag

"Wir brauchen Geld, Geld und noch mal Geld!"

von Frank Rauscher

Wenn es um Qualität geht, geht es auch ums Geld – das ist auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht anders. BR-Fernsehdirektor Dr. Reinhard Scolik schaltete sich mit einem leidenschaftlichen Plädoyer in die Beitragsdebatte ein.

"Staatsfunk", "Zwangsgebühren", "Abzocke" ... – Abschätzige Begriffe, die im allgemeinen Wutbürgerkanon immer häufiger und lauter zu vernehmen sind, wenn über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das deutsche Fernsehen debattiert wird. In den sogenannten Sozialen Medien ist so etwas eben schnell mal dahingeschrieben. So absurd die Unterstellung, ARD oder ZDF würden im Auftrag von Politik und Regierung senden, auch ist. BR-Fernsehdirektor Dr. Reinhard Scolik hielt in München in einem leidenschaftlichen Plädoyer dagegen. Er untermauerte die Bedeutung des unabhängigen, beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks – und schreckte auch vor dem umstrittenen Thema Beitragserhöhung nicht zurück. Vonnöten sei spätestens in der nächsten Beitragsperiode ab 2020 ein Ausgleich, der sich zumindest auf Höhe der allgemeinen Teuerung bewege. Sonst, so Scolik beim traditionellen BR-Filmbrunch vor zahlreichen geladenen Journalisten, Schauspielern, Produzenten und anderen Filmschaffenden, drohten "wirklich massive Einschnitte" im Programmniveau.

"Wir brauchen Geld, Geld und nochmals Geld", erklärte Skolic und erinnerte daran, dass der Rundfunkbeitrag (von derzeit 17,50 Euro pro Haushalt und Monat) seit 2009 nicht mehr angehoben worden sei. In seiner knackigen Rede, die in der allgemeinen Diskussion um die Beitragserhebung sowie vor dem Hintergrund der zu erwartenden Koalitionsverhandlungen und der in der Schweiz anstehenden Volksabstimmung über die Abschaffung der Rundfunkgebühren, wohlplatziert zu sein schien, sparte der BR-Fernsehdirektor nicht mit Argumenten für seine Forderung.

Schrumpfung der Finanzmittel müsse beendet werden

Insbesondere untermauerte Scolik die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Stabilität der Demokratie. Es werde auch in Zukunft auf beides ankommen, sagte er: eine starke Presse, vor allem Printmedien mit starken Journalisten, und einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der mit seinen Informationsangeboten, aber eben auch den Unterhaltungsprogrammen permanent gesellschaftliche Entwicklungen abbildet. Wichtig sei, dass die Medien die Herausforderungenen der Zukunft gemeinsam angehen – schließlich habe man dieselben Gegner: Facebook und Google, die internationalen Mediengiganten.

Scolik hob die Rolle des BR als Garant für qualitätsvolle Fiktion und als starker Partner der bayerischen Filmwirtschaft hervor. "Der Erfolg beim Publikum und über 100 Preise für unsere Produktionen im Jahr 2017 zeigen eindrücklich die hervorragende Qualität unserer Filme und der Zusammenarbeit mit den Produzenten in Bayern", so der Fernsehdirektor. Allerdings könne der Bayerische Rundfunk nur dann ein verlässlicher Partner der bayerischen Filmwirtschaft bleiben, "wenn die andauernde Schrumpfung unserer Finanzmittel beendet wird".

"Wo Kultur wegbricht, wird Platz frei für Gewalt"

Noch muss sich der BR mit seinen Programmen sicherlich nicht verstecken. Die BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, Bettina Ricklefs, stellte am Freitag reihenweise neue, hochkarätige Produktionen vor. Auch sie griff Scoliks Thema auf, indem sie August Everding zitierte: "Wo Kultur wegbricht, wird Platz frei für Gewalt." Ricklefs wohlfeile Worte: "Wer in Kultur investiert, investiert in die Gesellschaft, und wer in die Gesellschaft investiert, investiert in die Zukunft."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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