ARTE-Doku

Stalins Henker – Das Massaker von Katyn: "Fast alle erhielten einen Genickschuss"

von Andreas Schoettl

Bei den Massenerschießungen von Katyn im April 1940 fielen dem sowjetischen Geheimdienst etwa 4.400 polnische Offiziere zu Opfer. Das Massaker war Teil einer schonungslosen Säuberungsaktion der Schergen Stalins. Jahrzehnte lang leugnete die Sowjetunion die Verantwortung für die blutige Taten.

ARTE
Stalins Henker. Das Massaker von Katyn
Dokumentation • 25.02.2020 • 20:15 Uhr

Es waren ausgerechnet die Nazis, die die ungeheuerlichen Gräueltaten aufdeckten. Mit dem Vormarsch in Richtung Osten besetzte die deutsche Heeresgruppe Mitte unter anderem die Region Smolensk. Gerüchte über angebliche Massenerschießungen ausgeführt durch den sowjetischen Geheimdienst, hielten sich hier schon länger. Zwangsarbeiter der Deutschen hoben 1943 in einem Wald nahe dem Ort Katyn schließlich ein Massengrab aus.

Womöglich wäre das Massaker vom April 1940, bei dem im Auftrag des sowjetischen NKWD rund 4.400 polnische Offiziere ermordet wurden, niemals an den Tag gekommen. Hitler-Deutschland jedoch schlachtete das Verbrechen für seine antibolschewistische Propaganda gnadenlos aus. Trotz eindeutiger Beweise und Zeugenaussagen wie "Fast alle erhielten einen Genickschuss bei aufgesetzter Mündung mit einheitlichem Schusswinkel, nur manche einen zweiten", leugnete die Sowjetunion ihre Verantwortung. Erst 1990, kurz vor dem Zusammenbruch, bekannte sie sich zu dem Massaker.

In der aufwühlenden Geschichtsdokumentation des französischen Regisseurs Cédric Tourbe wird das ganze Ausmaß einer gnadenlosen Sowjetisierung Polens vor allem unter dem Diktator Stalin deutlich. Dabei war Katyn nur ein Teil weiterer schrecklicher Massenerschießungen. Andere wurden im Frühjahr 1940 in Charkow oder in Kalinin durchgeführt. Mindestens 22.000 Polen wurden ermordet, eine Million hat man in Gulag-Lager deportiert.

Tourbe belegt zudem, wie die sowjetischen Geheimdienste wüten konnten. Er spannt den Bogen zurück bis zur gewaltsamen Machtübernahme durch die kommunistischen Bolschewiki. Bereits 1927 wurde die berüchtigte Tscheka gegründet, die erste politische Polizei der Bolschewiken, deren Nachfolger GPU und NKWD ebenfalls Angst und Schrecken verbreiteten. Von Anfang an hatten die Tschekisten den Auftrag, alle Regimegegner zu liquidieren und später den sowjetischen Staatsapparat und die gesamte Gesellschaft kontinuierlich zu "säubern".

Im Anschluss an die Dokumentation bleibt ARTE innhalb der dunkelsten Kapitel der Geschichte Europas. Wiederum ist es Cédric Tourbe, der beleuchtet, wie es im August 1939 zum "Hitler-Stalin-Pakt kommen konnte. Sein Film ab 21.55 Uhr zeigt die unsägliche Folge eines kollektiven Versagens. Feigheit gegenüber Hitler, tiefe Feindschaft zwischen Westeuropa und der Sowjetunion sowie politische Inkompetenz führten in eine katastrophale Abwärtsspirale.

Stalins Henker. Das Massaker von Katyn – Di. 25.02. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren