Schauspielerin im Interview

Thekla Carola Wied – Verfechterin der Liebe

von Wilfried Geldner

Mit der Familienserie "Ich heirate eine Familie" feierte Thekla Carola Wied an der Seite von Peter Weck Triumphe. Jetzt ist sie vermehrt in dramatischen Filmen zu sehen, wie in dem ZDF-Ehefilm "Was ich von dir weiß".

Otto Meissner, der große Film- und Serienproduzent ("Unser Lehrer Dr. Specht", "Liebling Kreuzberg") forschte nach: Er habe da in der Stefan-Heym-Verfilmung "Collin" um zwei frühere Widerstandskämpfer eine junge Kollegin gesehen, die habe so eine "saubere Erotik" gehabt, sagte er zum Regisseur des Films, Peter Schulze-Rohr. Genau die richtige Besetzung für die weibliche Hauptrolle in seiner neuen Serie "Ich heirate eine Familie" mit Peter Weck sei das.

Der Rest ist Fernsehgeschichte: Die Familienserie mit Thekla Carola Wied als geschiedene Mutter mit drei Kindern, die mit einem Wiener Werbegrafiker in Berlin ihr neues Glück findet, wurde zu einem Riesenerfolg. Durchschnittlich 20 Millionen sahen die Serie, die in den 80-ern lief. Noch heute, 30 Jahre danach, wird die Schauspielerin auf die Serienrolle angesprochen: Wann sie denn mal wieder so was spiele. Wenn dann der neue Film ein Drama sei, wie im Falle von "Was ich von dir weiß", gebe es manchmal überraschte Gesichter, sagt sie.

prisma: Die Familienserie "Ich heirate eine Familie" wird ja nach wie vor im Fernsehen wiederholt, es gibt Streams im Internet, die DVDs sind ein Renner. Wie fühlen Sie sich, wenn man Sie heute noch als Mutter Angi Schumann identifiziert?

Thekla Carola Wied: Der Spaß hält sich in Grenzen. Ich habe in meinem doch recht reichen Berufsleben ja auch andere Rollen gespielt. Aber natürlich freue ich mich, man ist ja auch ein wenig stolz darauf, wiedererkannt zu werden. Und nicht zuletzt habe ich dem Erfolg dieser Serie ja auch meine Beliebtheit zu verdanken.

prisma: Haben Sie sich selbst die Serie nach all den Jahren auch mal wieder angeschaut?

Wied: Sie werden lachen – die Serie wird ja meistens Weihnachten irgendwo wiederholt. In unserem Ferienhaus im Salzkammergut habe ich zu meinem Mann gesagt: "Lass' uns doch mal reingucken, nur in die ersten Folgen."

prisma: Und?

Wied: Ich habe festgestellt: Das ist so gut gemacht, so natürlich und witzig. Der Charme hat mich sofort wieder eingenommen. Dialoge, wie sie damals der Autor Curt Flatow geschrieben hat, gibt's heute nicht mehr, und Peter Weck hat das alles mit sehr viel Esprit inszeniert. Ich habe gleich voller Begeisterung zum Telefonhörer gegriffen und habe Peter nach vielen Jahren wieder einmal angerufen. Der hat sich über meine Begeisterung riesig gefreut.

prisma: Zuletzt sah man Sie wieder mehr im dramatischen Fach, aus dem Sie ja ursprünglich kommen. Im ZDF-Film "Was ich von dir weiß" muss Ihre Rolle nach 40-jähriger Ehe erfahren, dass der Ehemann sie viele Jahrzehnte lang mit einer jüngeren Frau betrog; zudem vertuschte er bis zuletzt, dass sich die gemeinsame Tochter selbst das Leben nahm. Ein tragischer Stoff.

Wied: Das Thema des Films ist Betrug, Untreue, Lüge zwischen zwei Menschen. Ein zeitloses Thema. Das gab es bekanntlich auch schon in der Antike: die Untreue, den Ehebruch. Und natürlich auch bei den Göttern der Antike. Schon sie trieben munter Schweinereien.

prisma: Es sind, ein wenig wie bei Bergmann, Szenen einer Ehe, die sich hier abspielen. Szenen einer längst kaputten Ehe, deren Unglück sich auch noch auf die nächste Generation überträgt. Steht dahinter nicht auch eine Infragestellung der Ehe überhaupt?

Wied: Nein. Es ist ja nicht so, dass man nicht auch in der Ehe frei sein kann. Schwierig wird es nur, wenn einer dauernd fremdgeht. Das kann nicht der Sinn sein, dann sollte man sich besser trennen. Ich bin jedenfalls eine Verfechterin der Institution Ehe, oder besser, der Liebe. Wenn man den anderen liebt, dann findet man auch eine gemeinsame Sprache, dann kann man ehrlich und wahrhaftig sein. Das Ehepaar im Film – das sind zwei Menschen, die nicht mehr miteinander reden können. Sie haben den Augenblick zur Aussprache einfach verpasst.

prisma: Sie sind bekanntlich 25 Jahre glücklich verheiratet, mit Hannes Rieckhoff, ehemals Oberbürgermeister von Backnang und später Vorstand in einem Energieunternehmen. Ihr Mann studiert als fleißiger Seniorenstudent Philosophie und Geschichte an der Münchner Uni. Im Film spielen Sie selbst eine Seniorin, die sich an der Uni in ihren Philosophieprofessor verknallt.

Wied: Mein Mann studiert immer noch fleißig. Er ist im 27. Semester, oder so. Er sitzt daheim im Sessel mit unserer Katze auf dem Schoß und macht mit spitzem Bleistift Anmerkungen in den Büchern. Er korrigiert auch mal die Autoren, wenn er etwas besser zu wissen glaubt. Ich denke, er hält es mit Goethes Faust, wie war das noch mal? – "Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen!"

prisma: Im Film muss August Zirner, der den Philosophieprofessor spielt, jede Menge Kierkegaard zitieren. Wurde er dabei von Ihrem Mann beraten?

Wied: Mein Mann hat mich bei den Dreharbeiten in Köln besucht. August Zirner und er haben da viel über Kierkegaard geredet. Er hat ihm auch ein paar Bücher mitgebracht. Aber Zirner wusste das meiste bereits. Die Zitate, die er den Studenten vorträgt, gehen ihm ja auch ziemlich locker von der Zunge.

prisma: Sie sind in ganz verschiedenen Metiers zu Hause, spielen ebenso heitere Serienrollen wie tragische Charaktere. Wo fühlen Sie sich eigentlich eher zu Hause?

Wied: Das eine schließt ja das andere nicht aus. Als Komödiantin hat man mich ja erst entdeckt, als ich in Filmen und vor allem auf der Bühne viele Charakterrollen spielte. Jede Tragödie braucht im Grunde etwas Helles, eine gewisse innere Heiterkeit. Und mit der Komödiantik geht im besten Falle das Ernste einher. Deswegen stellt sich mir die Frage gar nicht, was mir besser liegt.

prisma: Was steht als Nächstes auf dem Programm?

Wied: Eine Komödie. Es ist eine Fortsetzung der Mallorca-Komödie "Von Erholung war nie die Rede" nach einer Geschichte von Andrea Sawatzki, mit diesem schrillen schwarzen Humor. Ich spiele da die Mutter der Heldin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, die Haare auf den Zähnen hat.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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