Flüchtlingsfamilien zwischen Hoffnung und Enttäuschung

Neue Heimat Berlin: Deutschland als Zufluchtsort?

von Amelie Heinz

2015 wurden in Deutschland rund 890.000 Asylbewerber registriert. Wie gut finden sich die Geflüchteten zwei Jahre später hierzulande zurecht?

ZDF
Neue Heimat Berlin – Flüchtlingsfamilien zwischen Hoffnung und Enttäuschung
Reportage

Zwei Jahre sind seit Angela Merkels legendärem "Wir schaffen das" vergangen. Vieles hat sich seitdem in der Bundesrepublik verändert, die Euphorie der Deutschen scheint endgültig verflogen und zunehmend auch die Zuversicht, dass der Flüchtlingsstrom ohne Probleme zu bewältigen sei. Seit der Silvesternacht 2015 in Köln und den Anschlägen von Würzburg, Ansbach und Berlin stoßen Flüchtlinge in Deutschland teils sogar auf offene Ablehnung. Doch wie geht es den Geflüchteten?

Meike Materne begleitete für die Reportagereihe "Mein Land, Dein Land" ein Jahr lang eine Flüchtlingsfamilie aus dem Irak, sowie zwei Brüder und eine Familie aus Syrien mit der Kamera. "Neue Heimat Berlin – Flüchtlingsfamilien zwischen Hoffnung und Enttäuschung" zeigt, wie gut sie sich in der Hauptstadt zurechtfinden.

2015 wurden in Deutschland rund 890.000 Asylbewerber registriert. Unter ihnen Familie Albasha. 2015 verließen Thaer und seine Frau Shadya mit ihren vier Söhnen Syrien. 2016 wurde dem Asylantrag der Familie stattgegeben, seitdem sind sie auf der Suche nach einer Wohnung – vergeblich. Die Eltern sprechen nach zwei Jahren fast kein Wort Deutsch, ihr ältester Sohn Amer muss für sie sämtliche Formalitäten klären – sehr zum Unmut des 17-Jährigen.

Fana, Ali und ihre drei Töchter aus dem Irak hatten weniger Glück. Beinahe ertrank Familie Abdulla auf einem Schlepperboot, nach ihrer Rettung saßen die fünf in einem türkischen Gefängnis fest. Später gelang allerdings die Flucht über das Mittelmeer. Seit Oktober 2015 leben sie in Berlin-Marzahn in einer Notunterkunft. Der Asylantrag der Eltern – ein Elektroingenieur und eine Bauingenieurin – wurde abgelehnt. Sie wollen in Berufung gehen, obwohl die Bearbeitung ihres Widerspruchs bis zu drei Jahren dauern kann. Bis dahin bleibt nur, abzuwarten.

Filmemacherin Meike Materne weiß, dass das Warten für die Flüchtlinge eine schwere Herausforderung darstellt: "Man muss sehr viel Geduld haben, muss ständig gegen Rückschläge ankämpfen, darf nicht resignieren." Doch einen kleinen Tipp hat sie für die Asylbewerber, wie sie sich in Deutschland besser zurechtfinden können. "Sie müssen versuchen, Deutsche zu finden, die man immer um Rat fragen kann. Und sich in Vereinen oder ähnliches engagieren, damit man herauskommt aus der Tristesse im Heim. Das ist ganz wichtig." Trotzdem zeigt die Dokumentation vor allem eines, wie Materne betont: "Es ist kompliziert."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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