ARTE-Doku

"Unser Universum": Weltbilder im Wandel der Jahrtausende

von Sarah Kohlberger

Wie blickten die Menschen früher in den Himmel, welche Theorien hatten sie zum Universum und der Erde? Die dreiteilige Dokumentation "Unser Universum", die nun erstmals auf ARTE ausgestrahlt wird, nimmt sich diesen spannenden Fragen an.

ARTE
Unser Universum
Dokumentationsreihe • 28.03.2020 • 20:15 Uhr

Zwei riesige Giganten erheben sich aus dem Meer. Eines der Wesen ähnelt einem düsteren Monster und schlängelt sich wie ein Aal durch die Wellen. Es ist Tiamat, die Urgöttin des Meeres, die im frühen Babylonien das Salzwasser verkörperte. Der andere Titan steigt als Krieger aus dem tosenden Wasser: Marduk, der Stadtgott der Babylonier, wirft sich in einen erbitterten Kampf mit dem Ungeheuer. Am Ende zertrümmert er mit seiner Keule den Schädel Tiamats und formt aus ihren zwei Körperhälften die Erde und den Himmel. – Lange Zeit glaubten die Menschen in Babylonien an diesen Schöpfungsmythos. Doch nicht nur die Babylonier hatten ihre eigene Sicht auf die Entstehung der Erde. Niemand auf der damaligen Welt konnte so recht begreifen, wie die Erde entstand und wie sie aufgebaut ist. Doch mit der Zeit sahen die Menschen immer klarer, entwickelten immer genauere Theorien – und landeten irgendwann bei dem Erkenntnisstand, den wir heute haben. Die dreiteilige Dokumentation "Unser Universum", die nun erstmals auf ARTE ausgestrahlt wird, nimmt sich dieser spannenden Entwicklung an.

Der erste Teil "Götter und Dämonen" konzentriert sich auf die verschiedenen Mythen, die früher geherrscht haben. Zwar erblickten die Menschen früher genau dasselbe, wenn sie in den Himmel schauten. Nur war die Sichtweise auf das Firmament vor vielen tausend Jahren eine ganz andere als heute. "Die Himmelskörper, ob Sterne oder Planeten, galten als die Schrift der Götter, und der Himmel wurde als eine Art Steintafel verstanden, auf die die Götter ihre Botschaften schrieben", so die Assyriologin Dr. Moudhy Al-Rashid. Noch mehr Aufschluss darüber geben uralte, aber noch erkennbare Zeugnisse, wie zum Beispiel die etwa 40.000 Jahre alten Malereien an den Wänden der El-Castillo-Höhle in Spanien, die Aztekentempel im heutigen Mexiko, Stonehenge in England – oder auch die berühmte Himmelsscheibe von Nebra, die bis heute älteste bekannte Himmelsdarstellung.

Thales von Milet war der erste Mensch, der daran zweifelte, dass der Himmel durch die Machenschaften der Götter entstand. Daran schließt sich die zweite Folge "Das Zentrum" (21.10 Uhr) an. Wie hat sich das Weltbild im Laufe der Zeit verändert? Der Glaube daran, dass die Erde eine Scheibe ist, beherrschte viele Jahre lang das Weltbild der Menschen. Bis zur Antike ging man davon aus, dass man herunterfallen würde, wenn man am Rand der Scheibe angelangt wäre. Später, als sich die These festigte, die Erde sei eine Kugel, wurde sie lange Zeit als Mittelpunkt des Universums gesehen – bis die ersten Berechnungen ergaben, dass die Sonne im Mittelpunkt stehe. An diesen Entwicklungen waren weltberühmte historische Persönlichkeiten beteiligt: Eratosthenes, Claudius Ptolemäus, Nikolaus Kopernikus oder auch Galileo Galilei.

In den letzten Jahrzehnten ermöglichten technologische Errungenschaften wie Teleskope einen tieferen und präziseren Blick in die Materie der Astronomie. Die dritte Folge mit dem Titel "Unendliche Welten" zeigt, zu welchen Erkenntnissen die astronomische Forschung gekommen ist – vor allem durch Wissenschaftler wie Isaac Newton, Johannes Keppler oder Albert Einstein. Sie revolutionierten den Standpunkt der Erde: Weg von der Mitte des Universums hin zu einem Planeten unter vielen, auf elliptischen Bahnen und durch Gravitationskräfte geformt. Und zwar in einem riesigen Kosmos, den man als normaler Mensch überhaupt nicht fassen kann.

Regisseur Adam Luria komprimiert in seiner dreiteiligen Dokumentation alle Geschichten, Mythen und Weltbilder, die rund um das Universum herrschten. Expertenmeinungen von Astronomen und Wissenschaftlern belegen die spannenden Auffassungen darüber, wie die Welt früher gesehen wurde, während mithilfe von Modellen und Grafiken die unterschiedlichen, jahrelang kursierenden Weltanschauungen erklärt und teilweise mit Animationsszenen bildlich dargestellt werden. Luria schuf damit ein kompaktes und allübergreifendes Werk – und eine sehenswerte Reise durch eine wissenschaftlich interessante Vergangenheit. Spektakulärer kann Wissenschafts-TV kaum sein.

Unser Universum – Sa. 28.03. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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