Wahre Geschichte (1)

Die Legende vom "größten Feldherrn aller Zeiten"

von Wilfried Geldner

Mythen über Menschen und historische Ereignisse halten sich lange – oft werden sie erst nach Jahrzehnten korrigiert. Das zeigt die vierteilige Reihe "Wahre Geschichte" bei ARTE.

ARTE
Wahre Geschichte (1)
Dokumentation • 22.01.2019 • 20:15 Uhr

Geschichtswissenschaftler, Zeitgeschichtler zumal, verändern bei neueren Forschungen gerne das Bild von gestern – oder sehen genauer hin. ARTE France nimmt mit der vierteiligen Dokumentationsreihe "Wahre Geschichte" Ereignisse von gestern noch einmal unter die Lupe und ordnet sie neu ein. Den Anfang machen der selbsternannte "größte Feldherr aller Zeiten", Adolf Hitler, und der Marshallplan, der als humaner Akt der Vereinigten Staaten gilt. Wie schlau war Hitler, und wie selbstlos war der Nachkriegs-Marshallplan, der Deutschland und anderen Ländern half, wirklich?

Dass der Blickwinkel ein französischer ist, geht vor allem aus Teil eins, "Adolf Hitler – Größter Feldherr aller Zeiten?", hervor. "Adolf Hitler ging als schonungsloser Militärführer und schlauer Stratege in die Geschichte ein", heißt es da erstaunlich haltlos. Sein "Blitzsieg" gegen Frankreich habe 1940 die ganze Welt verblüfft und die Eroberung Westeuropas besiegelt. Doch der Angriffsplan mit der Besetzung der neutralen Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg stammte bekanntlich gar nicht von ihm – er ging auf eine ähnliche Strategie im Ersten Weltkrieg zurück. Die eindrucksvollen Archivbilder werden ohne "Experten", jedoch mit durchgehendem Kommentar präsentiert.

Befeuert vom Blitzkrieg gegen Frankreich griff Hitler 1941 Russland den Feind im Osten, an und scheiterte kläglich, weil er die geografischen und klimatischen Verhältnisse unterschätzte. Doch dank der Legendenbildung konnten die Alliierten missliebige Fragen vermeiden – etwa zur Unentschlossenheit der Verbündeten, ihrer Blindheit gegenüber der Nazi-Ideologie, aber auch widersprüchliche Interessen. "Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs erwies sich der selbsternannte Stratege als Amateur, dessen Irrtümer Deutschland in die Katastrophe führten", resümiert Christiane Ratiney in der Erstausstrahlung bei ARTE.

Mit dem Marshallplan, nach dem damaligen US-Außenminister benannt, wollte Präsident Harry Truman vor allem den Ländern im Nachkriegs-Europa helfen, um sie nicht zuletzt im Kampf gegen den Kommunismus zu stärken. Aber es gab auch eine andere Seite der Wirtschaftshilfe. Schon damals trieben die USA die Internationalisierung der Wirtschaft zu ihrem Gunsten voran, sie wollten die Welt mit dem "amerikanischen Traum" beglücken.

Weitere Folgen (am 29.01.) der geschichtskritischen Reihe gelten Hiroshima und der Niederlage Japans, sowie Mao als dem "Vater des modernen China".


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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