Jubiläum

Charles Brauer: Eine Schauspiellegende wird 90

03.07.2025, 09.01 Uhr
Charles Brauer, bekannt aus dem "Tatort", wird 90 und bleibt der Bühne treu. Seine Karriere begann 1946 und bis heute steht er auf der Bühne, zuletzt im Stück "Dienstags bei Morrie" in Hamburg.

Er bildete mit Manfred Krug eines der beliebtesten "Tatort"-Duos aller Zeiten: Im Fernsehen ist Charles Brauer, der am 3. Juli 90 wird, kaum noch zu sehen, auf der Bühne steht der Schauspieler aber bis heute.

Es klingt unglaublich: Die Schauspielkarriere von Charles Brauer, heute bekannt vor allem durch seine Rolle als Kriminalhauptkommissar Peter Brockmöller im Hamburger "Tatort", startete bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 1946, im Alter von elf Jahren, stand der gebürtige Berliner zum ersten Mal vor der Kamera. Und dennoch – oder gerade deswegen – sieht Brauer es gelassen, dass die Rollenangebote im Fernsehen ausbleiben: "Ehrlich gesagt, bei einer Produktion überlegen die Leute dreimal, ob sie einen 90-Jährigen engagieren. Ich verstehe das gut. Mich kratzt das nicht", zitiert ihn der "Spiegel" aus einem Interview. Und tatsächlich: Auch ohne TV-Jobs ist Brauer, der am 3. Juli seinen 90. Geburtstag feiert, ein viel beschäftigter Mann.

Dabei ist Brauer doch ein geborener Schauspieler: Im März 1946 wurde der damals zehnjährige Charles Knetschke auf den Berliner Straßen von Regisseur Gerhard Lamprecht entdeckt, der einen Kinderdarsteller für seinen Trümmerfilm "Irgendwo in Berlin" suchte. Brauer bekam die Rolle. "Er benimmt sich ganz großartig vor der Kamera, als wenn er in seinem ganzen Leben nichts anderes getan hätte", stellte der Regisseur damals fest. Mit dem Honorar und einer zusätzlichen Lebensmittelkarte wurde der Elfjährige zum Haupternährer seiner kriegsversehrten Familie, die lange Zeit keine eigene Wohnung hatte. In seiner 2023 erschienenen Autobiografie beschreibt Brauer diese Jahre mit nüchterner Klarheit.

Brauer über Krug: "freundschaftliche Symbiose"

Nach ersten Schauspielstunden und der Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin nahm er den Mädchennamen seiner Mutter an: Aus Knetschke wurde Brauer – ein pragmatischer Schritt, um am Theater seriöser zu erscheinen. 1956 holte ihn Gustaf Gründgens ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg, wo er zwei Jahrzehnte auf der Bühne stand. Parallel war er im Fernsehen zu sehen – etwa in "Die Familie Schölermann", der ersten deutschen Fernsehserie überhaupt.

Seinen endgültigen Durchbruch feierte er im Hamburger "Tatort": 16 Jahre lang – von 1986 bis 2001 – ermittelte er Seite an Seite mit Manfred Krug als Paul Stoever. Als "arbeitsmäßige und freundschaftliche Symbiose" beschrieb Brauer einst im "teleschau"-Interview die enge Zusammenarbeit der beiden Hauptdarsteller. Das Ermittler-Duo zählte zu den beliebtesten der ARD-Krimireihe, bei "Stoevers Fall" (1992) schalteten über 15 Millionen Zuschauer ein. Laut Brauer kein Zufall: "Der Erfolg unserer 'Tatorte' kam dadurch, dass wir das so privat an uns rangezogen haben: Diese beiden Alten – wie machen die das eigentlich, mit ihren Animositäten und Ängsten?" Krug hätte zudem ein "dramaturgisches Händchen" gehabt, ohne das viele Texte "den Bach runter gegangen" wären, lobte Brauer seinen Kollegen.

Auch mit 90 steht Brauer noch auf der Bühne

Dass Brauer ein vielseitig begabter Schauspieler war, zeigte sich ebenfalls in den "Tatort"-Filmen, in denen er und Krug immer wieder Gesangseinlagen – von "Somewhere Over The Rainbow" bis "Kann denn Liebe Sünde sein" – präsentierten. "Reiner Zufall" sei das gewesen, so Brauer. In den Drehpausen schmetterten beide oft Chanson und Evergreens, bis der Zeitvertreib sozusagen als Running Gag in die Tatort-Folgen eingebaut wurde. Man hätte einfach die gleichen Vorlieben gehabt, erklärte Brauer gegenüber der "teleschau": "Manfred hat das ja professionell gemacht. Ich nie. Ich habe bloß eine große Sammlung, ich mag den Jazz."

Auch wenn Brauer nach dem Ende des "Tatort"-Engagements immer seltener im Fernsehen zu sehen war, seinen letzten Auftritt hatte er 2019 als Gast in einer "Großstadtrevier"-Folge", hat er sich längst nicht ins Privatleben zurückgezogen. Er lebt mit seiner zweiten Frau, der Bühnenbildnerin Lilot Hegi, in der Nähe von Basel, liest Grisham-Hörbücher ein, hält Lesungen und gibt Literaturabende mit Musik. Auch als Schauspieler ist er weiterhin aktiv: Im November ist er im Zwei-Mann-Stück "Dienstags bei Morrie" am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater zu sehen.

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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