Amazon-Serie

"Cruel Summer": Zwei Leben voller Lügen

von Andreas Fischer

Ein Mädchen verschwindet, ein anderes kapert ihr Leben: Die fesselnde Amazon-Serie "Cruel Summer" spinnt ein dichtes Netz aus Lügen und Intrigen bei zwei Teenagern.

Jeanette Turner wird 15. Jeannette Turner wird 16. Jeanette Turner wird 17. – Drei Jahre lang begleitet die von Jessica Biel mitproduzierte Amazon-Serie "Cruel Summer" ab dem 6. August das Mädchen, dass Anfang der 1990er-Jahre von einer Außenseiterin zum beliebtesten Mädchen einer texanischen Kleinstadt wird. Jeanettes (Chiara Aurelia) Aufstieg geht einher mit dem Verschwinden ihrer Konkurrentin Kate (Olivia Holt), die entführt und ein Jahr lang gefangen gehalten und gefoltert wird.

Psycho-Thriller in zehn Kapiteln

Während schnell klar ist, wer für das Verbrechen verantwortlich ist, belastet eine schwere Anschuldigung nicht nur die Mädchen, sondern die ganze Stadt: Jeanette soll von Kates Entführung gewusst, aber niemanden informiert haben, um ihre neue Beliebtheit nicht zu gefährden. Denn darum geht es im Kern der fesselnden Psycho-Thrillers in zehn Kapiteln: Wie sich Teenager innerhalb kürzester Zeit verändern, wie sie ihre Grenzen austesten, wie sie sich neu erfinden und neu positionieren.

Das ist extrem spannend, weil den Figuren ausreichend Platz eingeräumt wird und die Serienmacher mit einem interessanten Kniff aufwarten: Die Episoden werden abwechseln aus Jeanettes und Kates Perspektive erzählt. Innerhalb der Episoden wird in drei Zeitebenen erzählt, die sich farblich und anhand der optisch veränderten Protagonistinnen unterscheiden lassen: Ist Jeannette am Anfang noch ein schüchternes Kind mit Zahnspange, hat sie sich ein Jahr später zu einer populären Highschool-Diva gemausert. Ob sie aber wirklich von der Entführung wusste, oder ob sich Kate die Geschichte aus Rache ausgedacht hat, bleibt vage.

Wem kann man hier überhaupt noch glauben? – "Cruel Summer" bezieht keine Stellung, sondern überrascht immer wieder mit interessanten neuen Perspektiven und verstörenden Enthüllungen, lässt sich dabei auf die beiden Kontrahentinnen und auf die verunsicherten Menschen in ihrem persönlichen Umfeld ein. Dass die Serie nicht immer frei von Klischees ist und vor allem der Rundumblick in die Abgründe hinter den blank gewienerten Suburb-Fassaden (natürlich ist niemand wirklich unschuldig!) überzeichnet wirkt, lässt sich da leicht verzeihen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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