"Das ist nicht Hollywood – das ist Deutschland": So gut ist die Adaption der US-Serie "Euphoria"





Schonungslos, ehrlich, roh und relevant – das schreibt sich die neue Serie von RTL+ auf die Fahnen. Die Erwartungen sind hoch und Vergleiche mit HBOs "Euphoria" werden nicht zu vermeiden sein. Kann die deutsche Serie namens "Euphorie" überzeugen?
Mit acht Folgen startet die erste Staffel von "Euphorie" am Donnerstag, 2. Oktober, auf RTL+. Die Serie ist keine Adaption des HBO-Hits "Euphoria", der vor sechs Jahren erschien. Fakt ist: Die amerikanische Serie war tatsächlich selbst eine Adaption des hierzulande etwas weniger bekannten israelischen Originals, das ebenfalls den Titel "Euphoria" trägt. Die deutsche Serie orientiert sich sehr viel mehr an der israelischen Originalversion, als an Sam Levinsons hyperstilisiertem und hypersexualisiertem HBO-"Euphoria". "Euphorie" bezieht sich auf aktuelle Themen, die die deutsche Jugend beschäftigen. Es geht um Pandemie, Drogen, Depressionen, Rechtsruck, Social Media-Fame, Beziehungen, Sex und vieles mehr.
Hauptfigur Mila (Derya Akyol) gibt gleich zu Beginn mit einem Voice-Over den Ton vor: "Das ist nicht glamorous, das ist nicht Hollywood – das ist Deutschland. Hier wird man groß, indem man mit 14 von Wodka-O in Papas Garten kotzt." Alles klar.
Hauptfigur Mila zwischen Drogen, Liebe und Depressionen
Mila ist 16 Jahre alt, wohnt in Gelsenkrichen, ihre Eltern sind geschieden. Die Mutter ist ein Kontroll-Freak, der Vater hat ein Alkoholproblem. Dann taucht ein Video von Mila beim Sex mit Mitschüler Basti (Kosmas Schmidt) auf und wird an der ganzen Schule verbreitet. Das überfordert Mila, die ohnehin schon mit Panikattacken und Depressionen kämpft, endgültig. Die Situation spitzt sich zu, und Mila geht für drei Monate in die Jugendpsychiatrie.
Dort lernt sie Ali (Sira Anna-Faal) kennen und verliebt sich, doch mit einem Mal ist Ali verschwunden, und Mila soll zurück "ins normale Leben". An der Schule trifft sie wiederum auf den einsamen Jung-Schauspieler Jannis (Eren M. Güvercin). Zusammen ertränken die beiden ihre Probleme und Gefühle in Drogen. Als Ali plötzlich wieder auftaucht, verliert Mila endgültig die Kontrolle.
"Euphorie" packt einen gleich zu Beginn und nimmt die Zuschauer mit in den Kopf eines Teenagers, dem alles zu viel ist – und man versteht sehr gut, warum. Mila ist der Dreh- und Angelpunkt, aber mit kurzen Perspektivenwechseln und knappen Einspielern bekommt man Stück für Stück mehr Einblicke in die Leben der anderen Figuren. Hier hat man es mit vielschichtigen Charakteren zu tun, Figuren, mit denen man gerne mitfühlt und auch viel mitleidet.
Kann Gelsenkirchen mit Hollywood mithalten?
Zwar grenzt sich die Serie gleich zu Beginn von Hollywood ab, aber um einen Vergleich mit der amerikanischen Adaption "Euphoria" kommt man kaum herum, wenn man in den vergangenen Jahren die Pop-Kultur auch nur am Rande mitverfolgt hat. Das war der Produktion von "Euphorie" offensichtlich bewusst. Man merkt, dass hier sehr viel geleistet wurde, damit die deutsche Serie ihre eigene Identität entwickelt. Wer bei "Euphorie" mit den fast gemäldeartigen Szenen, der intensiven lila Belichtung und dem High-Fashion-Styling aus dem US-"Euphoria" rechnet, wird hingegen weitgehend enttäuscht.
Die deutsche Adaption setzt auf einen nüchternen Stil, und daher geht hier auch keiner der Charaktere mit einer Dior-Minihandtasche in einem kompletten Jaquemus-Outfit zur Schule. "Euphorie" lässt seine Teenager Figuren einfach Teenager sein, und das stellt sich als große Stärke heraus. Dieser etwas nüchternere Realismus macht die Figuren nahbarer und gibt dadurch ihren realen Problemen, wie Angststörungen und Drogensucht, den notwendigen Raum, sodass sie vom Zuschauer als solche auch ernst genommen werden. Sie wirken nicht glorifiziert oder voyeuristisch inszeniert, wie der Vorwurf gegen das amerikanische "Euphoria" oft lautete.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH