"Legend of Wacken": Eine Hommage an die Freundschaft und den Heavy Metal
"Legend of Wacken" erzählt die verrückte Geschichte von den Wacken-Gründer Thomas Jensen und Holger Hübner, die es geschafft haben, gegen alle Widerstände, das legendäre Festival aufzubauen. Mit Charly Hübner und Aurel Manthei.
Ja ja, alles klar: Wacken ist nur einmal im Jahr! Ole, ole und schalala. Schlimm das. Aber wenn man sich die paar verirrten Ballermanntouristen wegdenkt, ist das "Wacken Open Air" immer noch nichts weniger als das schönste Heavy-Metal-Festival auf Gottes schöner Erde. Da oben im hohen Norden wurden schon für viele die großen Geschichten des Lebens geschrieben – ob nun auf den gigantischen Bühnen oder auf dem Zeltplatz, wo Jahr für Jahr Menschen aller Couleur zusammenkommen, um tagelang ihre kultische Verehrung für die Spielarten der harten Rockmusik zum Ausdruck zu bringen. Wie Wacken wurde, was es ist, erzählt nun erstmals eine fiktionale Fernsehserie. "Legend of Wacken" (ab 7. Juli bei RTL+, am 12. Juli auch bei NITRO im Free-TV) rückt die Festival-Gründer Holger Hübner und Thomas Jensen in den Fokus.
Inspiriert von wahren Begebenheiten wird mit viel Liebe zum Sujet und jeder Menge trockenem Humor nachvollziehbar gemacht, wie die nach wie vor aktiven Wacken-Bosse das Unmögliche möglich gemacht und ihren Traum zum Leben gebracht haben. Schauspieler Aurel Manthei (49) spielt Thomas Jensen, sein Kollege Charly Hübner (50) schlüpfte in die Rolle seines Namensvetters Holger Hübner; die jüngeren Versionen der beiden Figuren werden nicht weniger kongenial von Sammy Scheuritzel und Sebastian Doppelbauer verkörpert.
Es fehlt vor allem nicht am Wichtigsten: der Musik
Was Wacken ausmacht? – Es ist Liebe: "Die Leute gesunden dort oben auf der Kuhwiese aneinander. Das ist religiös. Andere haben Mekka, Metal-Fans haben Wacken", erklärt der glühende Motörhead-Fan Manthei im Interview.
Und jede Menge Liebe steckt fraglos auch in dieser sechsteiligen Serie. Die Drehbücher stammen von Lennard Eberlein, Ingo Haeb, Julia Meyer und Frank Schulz. Regie führten Lars Jessen und Jonas Grosch. Das Produktionsteam um Maren Knieling, Lars Jessen und Anne Solá Ferrer hat eine fantastische, bis ins Detail (Helmut-Kohl-Wahlplakate!) Zeitreise auf die Beine gestellt, die den Bogen von den Tiefen der Nachwendezeit in heutige Tage schlägt.
Fans werden sich freuen – über den Soundtrack und über den Auftritt von Doro Pesch. Selbst Lemmy Kilmister, der am 28. Dezember 2015 in Los Angeles verstorbene Motörhead-Frontmann, der eigentlich den Rock-Himmel unsicher machen sollte, taucht hier auf. Der Schauspieler Andy Murray verkörpert den Mann, der für die harte Musik im Allgemeinen, aber eben auch das Wacken Open Air im Speziellen so wichtig war, grandios authentisch.
Einigermaßen stimmig wird das Ganze dank eines originellen Drehbuchkniffs: Durch einen Stromschlag fällt Wacken-Mitbegründer Holger Hübner, der immer, wo es nötig und bisweilen auch unnötig ist, selbst Hand anlegt, während des Festivals ins Koma. Die Idee der behandelnden Ärztin: Hübners Freund und Partner Thomas Jensen soll ihn über persönliche und emotionale Ansprache wieder ins Bewusstsein zurückholen. Also schwelgt Jensen in Erinnerungen ... So geht es vom Krankenbett aus direkt hinein in die absurde Geschichte dieser Freundschaft und zu den Anfängen eines Festivals, das es nach allen Maßstäben der Vernunft niemals hätte geben dürfen.
"Am Anfang war nur Acker"
"Am Anfang war nur Acker", sagt Thomas Jensen in der Serie nicht ohne Grund. Da war nichts. Nur jede Menge Skepsis und Provinz-Oudeur. Wie konnten die beiden es schaffen, dieses Festival gegen zahlreiche Widerstände und trotz immer wieder akuter Geldnot hinzustellen, ein Festival, das heute weltweit zu den größten seiner Art zählt? – "Legend of Wacken" löst dieses Rätsel zumindest im Ansatz. Es geht um nordische Sturheit, um Freundschaft und schon auch um die Kraft des Heavy Metal, der, sofern die Soundanlage passt, durchaus ein paar kleine Berge versetzen und scheinbar zementierte Gegebenheiten aufbrechen kann.
Fünf Stunden hat es diesmal gedauert. Nur fünf Stunden – dann waren alle rund 80.000 Karten für das Wacken Open Air 2023 weg. Echte Fans wissen Bescheid: Wer das Metal-Event im hohen Norden miterleben will, muss fast so flink mit seinen Bankdaten hantieren können, wie ein Eddie van Halen, der Metalgott hab ihn selig, sein Griffbrett zu bearbeiten vermochte. Ja, Van Halen waren auch schon da. An Legenden hat es auf diesem Mythen-umrankten Festival sowieso noch nie gefehlt. Von vielen ist in der Serie die Rede.
Diesmal gibt es bei dem traditionell Anfang August stattfindenden Festival unter anderem mit Iron Maiden eine der berühmtesten Schwermetallcombos der Welt zu sehen – und, was manche vielleicht überrascht, auch die Shanti-Rocker Santiano, die immerhin auch schon bei Silbereisens Show im Ersten auf der Bühne stand und nun direkt vor Maiden am Freitag, 4. August, die sogenannte "Harder"-Stage bespielen darf. Warum auch nicht. Dass eine derart absonderliche Running Order durchaus als cool durchgeht, ist eine der vielen Besonderheiten des "W:O:A", wo sogar schon Schlager-Barde Heino seine Kulthits absolut ungestraft unters Volk brachte.
In Wacken darf jeder feiern
Leben und leben lassen, sagt man sich hier. In Wacken darf jeder mitfeiern und einfach nur sein im besten Sinne – hier geht immer alles, und es geht immer gut. Mag der Schlamm der vom Regen getränkten Kuhweiden noch so zäh sein, vom Tanzen, Kopfschütteln und Biertrinken hat derlei Wetter-bedingte Unbill noch kaum jemanden abgehalten. So ist es seit jeher auf den 240 Hektar großen Feldern und Wiesen, die jedes Jahr mit mehr als 45 Kilometern Bauzaun vom Rest der heilen Welt des Kreises Steinburg in Schleswig-Holstein abgegrenzt werden.
"Da ist alles echt – angefangen bei den Machern bis hin zu den Dorfbewohnern, die sich mehrheitlich unheimlich liebevoll mit 'ihre' Festival arrangiert haben. Das hat alles sehr viel Charme", schwärmt Schauspieler Aurel Manthei, für den "Legend of Wacken" am Ende vor allem "eine Hommage an den Heavy Metal" ist.
Übrigens: Dass er und Charly Hübner, beides ausgewiesene Kenner der Metal-Materie, ihre Sache gut machen, ist das eine. Dass die beiden Stars aber auch genauso aussehen wie ihre beiden Vorbilder, macht das Ganze richtig außergewöhnlich. Sie wurden in den Rollen der Wacken-Bosse Holger Hübner und Thomas Jensen auf dem Festival (gedreht wurde 2022) oft erkannt – aber nicht als Schauspieler. Man hielt sie für die Originale, so gut war die Maske. "Irgendwann haben wir aufgehört, die Sache aufzuklären und uns unserem Schicksal ergeben", lacht Manthei im Interview.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH