"Jung, begabt und seelisch krank – Wenn Jugendliche Hilfe brauchen": Was hat ihre Seelen so krank gemacht?
Die 37°-Reportage begleitet zwei erkrankte Jugendliche auf ihrem Weg, gesund zu werden. Fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an einer psychischen Störung, an dauerhaften Ängsten oder gar Depression. Wie kommt es zu dieser erschreckenden Entwicklung?
Fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland erkranken innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung. Die Corona-Pandemie hat durch soziale Isolation und weniger Hilfeleistung diese Tendenz noch verstärkt. Die 37°-Reportage "Jung, begabt und seelisch krank – Wenn Jugendliche Hilfe brauchen" (Autorin: Anabel Münstermann) begleitet zwei Jugendliche, 13 und 18 Jahre alt. Sie fragt nach ihren Erfahrungen und zeigt die schwierigen Wege auf, die sie bei ihrer Gesundung gehen.
"Ich bin wie in einer dichten Blase und sehe die Welt riesig, und ich bin ganz klein", sagt der 18-jährige Finn, der sein Elternhaus nach der Trennung der Eltern frühzeitig verließ. Die Mutter kam mit ihm nicht zurecht, das Jugendamt stellte ihm ein Zimmer in einer WG zur Verfügung. Doch seine Erkrankung wurde nicht erkannt. Erst als er in einer Klinik aufgenommen wird, wird Finns Depression diagnostiziert.
Allein im dunklen, leeren Zimmer
"Ich sitze ganz allein in einem leeren, dunklen Zimmer, aus dem ich nicht raus kann, weil es keine Türen und Fenster mehr gibt, kein Licht, das hereinfällt. Ich hocke in einer Ecke und fühle mich elend und bewegungslos", so beschreibt die 13-jährige Aliya ihre Ängste. Mit elf Jahren war sie zum ersten Mal auf der Kinderstation einer psychiatrischen Klinik. Werden psychische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen nicht erkannt, halten sie häufig ein Leben lang an. Aliya war gut in der Schule, sie hatte Freunde und Hobbys. Doch weil sie zu Hause ihre seelischen Schmerzen nicht zeigen konnte, fügte sie sich selbst Verletzungen zu.
In kleinen Schritten lernen nun beide, ihre Gefühle und die Freude am Leben wiederzuentdecken. "Der Weg zurück zu seelischer Gesundheit und Unbekümmertheit ist langwierig und nicht ohne Rückschläge", weiß die Autorin Anabel Münstermann, die 2017 mit einem Film über die psychische Erkrankung Jugendlicher den Medienpreis der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie in der Sparte TV gewann.
Finn, der keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hat, wurde bei seinem klinischen Aufenthalt geholfen, seine Erkrankung zu erkennen. Noch ist er nicht gesund, aber er schaut wieder nach vorn, er fühlt sich aufgehoben. Aliya hat nach verschiedenen Klinikaufenthalten gelernt, wieder Gefühle zuzulassen. Zurück zu ihrer Familie will sie nicht, stattdessen will sie weit entfernt von ihr in einer Wohngemeinschaft leben. Beide waren so schwer erkrankt, dass nur der Aufenthalt in einer Klinik helfen konnte. Doch die Außenwelt sah das den selbstbewussten Teenagern nicht an.
37°: Jung, begabt und seelisch krank – Wenn Jugendliche Hilfe brauchen – Di. 13.06. – ZDF: 22.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH