Julia Koschitz im ARD-Drama: Ein verdrängtes Familiengeheimnis






Bis zu seinem 18. Lebensjahr glaubt Ben (Thomas Schubert), das Ergebnis einer romantischen Urlaubsaffäre seiner Mutter Sylvia (Julia Koschitz) zu sein. Bis er herausfindet, dass Liebe und Romantik bei seiner Zeugung nicht mit im Spiel waren. Im Gegenteil: Er ist das Produkt einer Vergewaltigung, der Täter, sein Erzeuger, wollte Ben abtreiben lassen.
Als Ben hinter dieses schreckliche Geheimnis kommt, macht er sich verwirrt und schockiert auf die Suche nach seinem Vater. "Am Ende des Sommers" (2015) von Regisseur Nikolaus Leytner, im Ersten nun erneut zu sehen, ist ein hervorragend besetztes Drama, das sich weitgehend klischeefrei eines schwierigen Themas annimmt.
Lieber eine romantische Geschichte, als die traurige Wahrheit
"Ich bin ein Kind der reinen Liebe", erzählt Ben seiner neuen Freundin Hanna (Alina Fritsch). So hat dem 18-Jährigen zumindest seine Mutter Sylvia (Julia Koschitz) einst beigebracht, warum er ohne Vater aufgewachsen ist. Sein Erzeuger, so Sylvia, war ein One-Night-Stand, den sie, damals gerade einmal 16 Jahre alt, während einer Interrrail-Reise in Florenz kennengelernt habe.
Als Sylvia die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhält, von dem Ben dachte, er sei schon vor langer Zeit gestorben, kommt die Wahrheit ans Licht, wenn auch nur tröpfchenweise. Auf der Beerdigung in Sylvias Heimatort, zu der Ben heimlich fährt, erfährt er, dass seine Mutter ihn angelogen hat. Zurück zu Hause, stellt er sie zur Rede und staunt nicht schlecht über das, was sie über ihre – und seine – Geschichte erzählt: Eine Vergewaltigung, ein Prozess, ein Vater, der seiner Tochter nicht glaubt, eine Flucht vom Land nach Wien, ein Leben als alleinerziehende Mutter, die ihrem Sohn lieber eine romantische Geschichte auftischt, als ihm die traurige Wahrheit zu sagen.
Eine Geschichte von Verdrängen mit einer tiefen Authentizität und scharfen Dialogen
"Er ist nicht dein Vater, er ist dein Erzeuger", rechtfertigt Syliva ihr jahrelanges Schweigen. Ihre Vergangenheit hat sie verdrängt, so gut das eben ging. Doch Ben will mehr sein als nur das "Nebenprodukt in eurer Tragödie". Hinter dem Rücken seiner Mutter macht er sich auf, seinen Vater zu suchen. Was er ihm sagen will, sollte er ihm wirklich begegnen, weiß er allerdings nicht ...
Es ist eine Geschichte von Verdrängen und dem unvermeidlichen Hervorbrechen der Wahrheit, die die österreichisch-deutsche Koproduktion "Am Ende des Sommers" erzählt. Auch wenn das Drehbuch von Agnes Pluch und Nikolaus Leytner (der auch für die Regie verantwortlich zeichnet) die Charaktere hin und wieder etwas zu eindimensional agieren lässt: Das hervorragende Ensemble um Julia Koschitz ("Hin und Weg", "Gift") und Jungtalent Thomas Schubert ("King of Stonks", "Andrea lässt sich scheiden") schafft es, dem Film eine tiefe Authentizität zu verleihen.
Mit scharfen Dialogen dreht sich "Am Ende des Sommers" um die Frage, wer das Recht hat, zu entscheiden, was Wahrheit eigentlich ist. Sentimentalitäten umschifft der Film dabei gekonnt und ist bei aller Schwere des Themas überraschend leicht inszeniert.
Am Ende des Sommers – Mi. 27.08. – ARD: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH