"Borchert und das Geheimnis des Mandanten": Kann sich ein Täter ändern?
Borchert-Fans dürfen sich auf zwei neue Fälle freuen, der nächste ist bereits abgedreht. In "Borchert und das Geheimnis des Mandanten" gibt der "Anwalt ohne Lizenz" mehr als sonst sein Innenleben preis.
Jedem anderen als diesem Borchert würde man es wohl kaum verzeihen, pochte er nur immerzu auf die Gerechtigkeit, die sich nur ihm alleine erschließen will. Er sieht nun mal den Menschen hinter dem Täter, den er verteidigt. Und, das diesmal vor allem: Er glaubt daran, dass sich Menschen, insbesondere Täter, ändern können. Auch im 15. "Zürich-Krimi" am Donnerstag dreht sich alles um diesen Borchert, den Christian Kohlund mit seiner knarzigen Bassbariton-Stimme so kongenial mimt. Dass da Nebenfiguren vor lauter Ehrfurcht leicht ins Verhaspeln geraten, sei ihm verziehen. Diesmal kriecht er einem mit einer 13 Jahre zurückliegenden Mordgeschichte ins Ohr.
Auf die wird das Publikum nach einer eher trivialen Eingangssituation verwiesen. Da gibt es anlässlich der Vernissage einer Fotoausstellung einen Riesenstreit zwischen dem Veranstalter, einem Foodfabrikanten und Mäzen, und einem italienischen Caterer. Borchert findet im Hof der Galerie die Leiche des Mäzens Altweger (Steffen Münster), der kurz zuvor eine flammende Rede auf sein Mäzenatentum gehalten hat. Borchert glaubt nicht, dass der Caterer Lazzari (Michele Cuciuffo) im Verlauf der Auseinanderetzung Altweger ermordet hat, zumal er einen Unbekannten gerade noch davoneilen sah.
Borchert kriegt alles raus – nicht zuletzt, weil er in "seinem" Polizeihauptmann Furrer (Pierre Kiwitt) ja auch einen tüchtigen Recherchelieferanten hat. Es hebt ein Vexierspiel um falsche Identitäten, Schutzgelderpressung und Geldwäsche an. Die kalabrische Mafia ist im Spiel, aber auch die (diesmal deutschen) Behörden, die einen Mörder deckten, um Mafiabosse fassen zu können.
Borchert hat sich verliebt
Doch die schönste Stelle spielt sich in Borcherts "Absturzkneipe" ab, wenn er dorthin eben jene Fotografin bittet, in die er sich bei der Vernissage gleich auf den ersten Blick verliebt. Vor leuchtendem Tresen-Hintergrund ergreift Borchert die Hand der Fotografin, die sich prompt von ihm verabschieden will. Er: "Ich dachte, wir stürzen zusammen ab!". Sie (verkürzt): "Ich bin vergeben. Für immer!" Der kurze Satz hat tiefere Bedeutung, er verweist auf den Ausgang des Falles, bei dem Borchert dann ein anderes Leben rettet.
Dass Gegenwart und Vergangenheit nicht wirklich zusammenfinden, wird durch das intensive Spiel aller Beteiligten wettgemacht. Es hätte eigentlich der etwas übererregten Handkamera des Kameramannes Max Knauer mit ihren bewussten Unschärfen und Verwacklungen nicht bedurft – auch so wäre aus dieser Episode ein intensives Kammerspiel geworden, in dem das Drehbuch von Robert Hummel leichthin Sätze von Hegel und Ingeborg Bachmann verstreut. Eines ist uns der Film von Roland Suso Richter (Regie) allerdings schuldig geblieben: den sichtbaren Beweis dafür, dass sich ein Täter im Verlauf seines Lebens von Grund auf ändern kann. Dafür wurde dieser Fall doch zu sehr in der Vergangenheit versenkt.
Borchert und das Geheimnis des Mandanten – Do. 15.09. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH