Politiker im Morgenmagazin

Botschafter der Ukraine: "Wir erkämpfen den Frieden in Europa"

22.02.2023, 13.32 Uhr

Nur einen Tag, nachdem Wladimir Putin und Joe Biden ihre stark diskutierten Reden hielten, war der deutsche Ukraine-Botschafter Oleksii Makeiev Gast im "ZDF-Morgenmagazin". Hier forderte er weitere Unterstützung für sein Land und betonte die Widerstandskraft des ukrainischen Volkes.

Zwei Reden bestimmten die Nachrichten am Dienstag: Auf der einen Seite stand Wladimir Putins Rede zur Lage der Nation, in der er erneut dem Westen die Schuld am Krieg in der Ukraine gab. Auf der anderen Seite stand die kämpferische Rede von US-Präsident Joe Biden, der beim Besuch in Warschau weitere Unterstützung für die Ukraine versprach. Im "ZDF-Morgenmagazin" gab der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, zu beiden Reden seine Einschätzung ab: "Was Putin gesagt hat, erinnert mich an George Orwells '1984'", sagte er im Gespräch mit "moma"-Moderator Andreas Wunn: "Krieg ist Frieden, Lüge ist Wahrheit und Freiheit ist Sklaverei." Die Rede habe der ganz Welt gezeigt, dass Putin verhandlungsunfähig sein und dass er den Krieg weiterverfolgen werde. Bidens Rede hingegen sei "die Rede eines Präsidenten, der für die ganze Welt spricht und die ganze Welt rund um die Ukraine konsolidiert."

Auch zu einem äußerst umstrittenen Statement nahm Makeiev Stellung. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz am vergangenen Wochenende hatte der ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow die Lieferung von Streumunition und Phosphor-Brandwaffen gefordert, von Waffengattungen also, die völkerrechtlich geächtet sind: "Wir haben gesehen, dass Russland in der Ukraine verschiedene Arten von Waffen benutzt", sagte Makeiev nun im "moma": "Leider benutzt Russland die Streumunition auch gegen die Zivilbevölkerung. Wir gehen einfach davon aus, dass uns jede mögliche Waffe zur Verfügung stehen muss, damit wir uns verteidigen können." Allerdings werde man Streumunition in der Ukraine nicht gegen die Zivilbevölkerung einsetzen.

Makeiev sieht Wagenknechts Forderung skeptisch

Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hatte eine Stunde zuvor für neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine plädiert: "Das Problem ist, dass die Ukraine Verhandlungen zurzeit komplett ablehnt, solange nicht der letzte Russe von der Krim vertrieben ist", kritisierte sie im "moma"-Interview mit Harriet von Waldenfels. Auch forderte sie, die Frontlinien einzufrieren und "darauf hinzuwirken, dass die Menschen in den betroffenen Gebieten selbst entscheiden können, dass es UN-beaufsichtigte Referenden gibt".

Der ukrainische Botschafter reagierte skeptisch auf diese Vorschläge: "Stellen Sie sich vor, es geht um Ihre eigene Wohnung, und diese Verhandlungen würden in Ihrem Wohnzimmer geführt, und die Kinder würden weiter hier vergewaltigt. Was wäre dann der Verhandlungsvorschlag?", fragte er: "Friedensverhandlungen sehen so aus in der Ukraine! Der Kerl ist mit seinen Truppen in unserem Wohnzimmer, er vergewaltigt, er tötet, er bringt die Kinder aus unserer Wohnung weg nach Russland, verschleppt unsere Kinder, und Frau Wagenknecht möchte mit ihm verhandeln."

"Aber was ist die Alternative?", wollte Moderator Wunn von seinem Gast wissen: Es sei "sehr unwahrscheinlich", dass sich Russland in absehbarer Zeit aus den besetzten Gebieten, vor allem von der Krim, zurückziehe. "Vor einem Jahr war es für viele unwahrscheinlich, dass sich Russland aus Kiew zurückzieht", entgegnete Makeiev: "Alle haben gedacht, dass die Ukraine in drei Tagen schon fällt. Wir Ukrainer haben gezeigt, dass wir viel Mut haben, und wir können uns verteidigen. Wir werden es auch weiterhin machen." Er forderte: "Bitte glauben Sie an die Ukraine! Wir sind ein kämpferisches Volk. Deswegen kämpfen wir um unsere Freiheit, und wir erkämpfen den Frieden in Europa."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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