Eine ARTE-Doku blickt zurück auf die Geschichte der Steuern - und auf den ewigen Kampf für mehr Steuergerechtigkeit.
Wie sich die Bilder gleichen: Im Paris des Jahres 2018 protestieren 400.000 "Gelbwesten" auf der Straße. Es ist eine Revolution von Rechtsaußen bis zu linken Anarchisten. Die Erhöhung der Mineralölsteuer ("taxe carbon") zum Zweck der Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes ist freilich nur der Anlass für den Kampf um höhere Löhne, Aufwertung der Renten und bessere Versorgung im Krankheitsfalle. Im ARTE-Zweiteiler "Der Staat und sein Geld" werden sie nicht ganz zu Unrecht mit mittelalterlichen bis absolutistischen Bildern von Bauernaufständen und Gehenkten, die wie Birnen an den Bäumen hängen, überblendet.
Überspitzte Parallelität, die zeigen soll: Immer wieder ließen sich die herrschenden Neues einfallen, was die (notwendige) Entwicklung der Steuern betrifft. Lange konnte man sich mit Zöllen und indirekten Steuern auf Salz, Wein oder Bier begnügen. Ansonsten traf es die Armen, die Bauern und Landarbeiter, die ohnehin schon zu wenig zum Leben hatten. Die ARTE-Doku von Xavier Villetard (ARTE F) ist naturgemäß bis auf wenige Kurzexkursionen vor allem auf das zentralistisch organisierte Frankreich fixiert. Mit gerechteren Steuern wie sie Adam Smith in England oder Bismarck und sein Finanzminister 1890 erfanden, war man in Frankreich trotz der Revolution von 1789 später dran.
"Für den Unterhalt der Streitmacht und für die Kosten der Verwaltung ist eine allgemeine Abgabe unumgänglich. Sie muss gleichmäßig auf alle Bürger unter Berücksichtigung ihrer Vermögensumstände verteilt werden", heißt es im Artikel 13 der Menschenrechtserklärung vom 26. August 1789. Wie schwer jedoch die Umsetzung dieses hehren Zieles ist, zeigt die ARTE-Doku, in der utopische Gerechtigkeitskonstrukte und die Zwänge des Alltäglichen einander gegenübergestellt werden.
Der Staat und sein Geld (1 / 2) – Di. 07.06. – ARTE: 20.15 Uhr