"Treibgut"

"Die Toten von Salzburg": eine Leiche im Lederkoffer

von Wilfried Geldner

Ein Koffer verfängt sich in einer Schiffsschraube, der Inhalt ist grauselig: eine Frauenleiche. Da gibt's viel zu tun für das ungleiche Paar Palfinger und Mur.

ZDF
Die Toten von Salzburg – Treibgut
Krimi • 11.08.2021 • 20:15 Uhr

Das Entsetzen ist groß beim Salzburger Rollstuhl-Kommissar Palfinger (Florian Teichtmeister) und bei Irene Russmeyer, seiner gewieften Assistentin (Fanny Krausz). Weniger, weil es in der Salzach eine chinesische Frauenleiche in einem Lederkoffer gibt, der sich in der Schiffsschraube eines "Amphibienbusses" verfangen hat, als vielmehr wegen der unliebsamen Erkenntnis, dass die Leiche eine chinesischstämmige Deutsche aus Bayern ist, genauer aus Traunstein – aha. Dort ist bekanntlich der in Salzburg ungelittene Kommissar Mur (Michael Fitz) für die Mordfälle der zuständige Mann. Einmal mehr ist die Zusammenarbeit mit ihm vonnöten. Weil aber die Folge "Treibgut" der Reihe "Die Toten von Salzburg" (Regie: Erhard Riedlsperger) mehr eine Komödie als ein Krimi ist, rückt erst mal Alfons Seywald (Erwin Steinhauer), Palfingers Vorgesetzter, in den Mittelpunkt des Geschehens.

Erstens lehnt er das Ansinnen seines Polizeipräsidenten ab, doch vorzeitig in Pension zu gehen – auch wegen seines Outings im vergangenen Jahr. Urlaub bis zum Tod, abschlagsfrei in den Ruhestand? – Will der Herr Hofrat nicht, auch wenn er weiß: "Die Menschen träumen von der Zukunft – und die Österreicher von der Pension." Gespoilert sei auch noch, dass er seinen Verlobten, den Palfinger-Bruder Sebastian (Simon Hatzl), am Ende heiraten wird.

Auch sonst ist dieser groteske Heimatkrimi vor allem Steinhauers Stunde, schließlich hat ihm das Autorengespann Silvia Wohlmut und Klaus Ortner die schönsten Sottisen in den Mund gelegt. Ganz nebenbei ist es ihm zudem vergönnt, den zur Intervall-Diät verdammten Traunsteiner Mur zur üppigen Leberkäs-Brotzeit einzuladen. Dieser Polizeichef hat all das, was der bayrische Kollege so gerne hätte – eine Souveränität, die man sich wahrscheinlich nur jenseits der Grenze holen kann.

Über allerlei Witzen und viel Kaffeehausplauderei geht der Kriminalfall allerdings fast verloren, doch man vermisst ihn seiner Trivialität wegen auch nicht so sehr. Als Mörder kommt ein Busunternehmer infrage, bei dem die deutsche Chinesin Kang Lien als Reiseführerin beschäftigt war, sowie dessen Sohn, ihr Verlobter – und drittens der Lederwarenhändler, in dessen Koffer sie lag. Das Ermitteln zieht sich ein wenig – über den schönen Salzburger Panoramabildern vergisst man den Mordfall fast ganz.

Stattdessen wird einem die hoffentlich nur geahnte Korruption im Tourismusgewerbe (noch ganz ohne Corona) anschaulich nahegebracht: Es gibt Prozente für alle: für den chinesischen Großveranstalter, der in der Kette ganz oben steht, für die Salzburger Busfirma und für alle Edelläden, in denen chinesische Gäste auf Veranlassung der Fremdenführer so gerne einzukaufen pflegen – ohne Angst vor Fakes und Überteuerung. Das alles schrammt natürlich spaßig an der just grassierenden Rassismusdebatte entlang. Es öffnet aber auch eine Dimension, die leider letztlich unbedient bleibt. Offensichtlich wird, weil Humor ja bekanntlich die Quoten treibt, der Komödie in dieser ORF / ZDF-Produktion mal wieder ganz entschieden der Vorzug gegeben.

Die Toten von Salzburg – Treibgut – Mi. 11.08. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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