Film im ZDF

"Dreiraumwohnung": Hausbesetzung mit Kindern

Urplötzlich steht eine alte Bekannte mit ihren Kindern vor der Tür und bittet um einen Platz zum Schlafen  – nur für eine Nacht. Turbulente Fortsetzung der Komödie "Zweibettzimmer" von 2017.

ZDF
Dreiraumwohnung
Komödie • 23.08.2021 • 20:15 Uhr

So selbstverständlich wie herausfordernd kauert Jackie vor der Haustüre und begehrt mit dem Jauchzen ihrer Kinder Einlass ins Haus der geschiedenen Oberärztin Konstanze. Die Behauptung von Jackie, die lediglich eine Bekanntschaft aus einem früheren gemeinsamen Reha-Aufenthalt ist, Konstanzes "beste Freundin" zu sein, bleibt lange rätselhaft. Jackies Ankunft gleicht einem Überfall, wenn nicht gar einer Geiselnahme. Konstanze wird in Zukunft nicht mehr die Herrin ihres Hauses sein. Während sich die ungleichen Mütter noch belauern – hier Entsetzen, dort vollständige Unbefangenheit -, finden die Kinder der beiden beim Umkrempeln des Hauses unbeschwert lärmend zusammen. Anja Kling und Carol Schuler ("Tatort Zürich") vollführen als ehrgeizige Ober-Ärztin und Berliner Under-Dog von der Straße in der ZDF-Komödie "Dreiraumzimmer" ein durchaus mitreißendes Duell.

Die Beinahe-Sitcom ist nach einem weiteren Roman der Mütter-Töchter-Spezialistin Astrid Ruppert gestrickt (Drehbuch: Kirsten Peters und Isabel Kleefeld – Letztere auch Regie) und als solche äußerst Tempo-geladen. Insbesondere die schräge Hippiegöre Jackie der Carol Schuler lässt es mit ihrem Kreuzberger Slang und ihrer Amy-Winehouse-Frisur mächtig krachen. Dass die brave Ärztin Konstanze da leicht versteinert daneben stehen muss, mag an der Vorlage liegen, die auf einem etwas verquälten Coup besteht: Konstanze bewirbt sich im Krankenhaus um die frei gewordene Chefarztstelle und hat sich dabei – als Dritte im Bunde – der Konkurrentin Marit (Caroline Peters) zu erwehren. Ein externer Personalberater nimmt die beiden unter die Lupe – es gilt, vertrackter Einfall, neben dem Fachwissen auch die mitmenschliche Kontaktfähigkeit zu beweisen.

Nicht zuletzt deshalb lässt sich die alleinerziehende Ärztin samt ihrer drei streng erzogenen Kinder (alle umwerfend, wie auch der Nachwuchs Jackies) fast alles gefallen. Jackie übernimmt in der Küche das Tomatensoßen-Regiment, die Kinder kacken ins Bidet und bestreichen die Eierschalen-Wände in rosé und pink, wenn sie nicht gerade mit Videospielen beschäftigt sind. Selbst Cola trinken, igitt, ist plötzlich erlaubt – da mag die Ärztin noch so tief in die gesundheitswissenschaftliche Kiste greifen.

Ohnehin hat sie mit ihrer eigenen Tochter genug zu tun, die zeitweise beim Papa lebt. "Das ist mein Gesicht!" wirft diese Lotte (Lene Oderich) der Mutter ziemlich cool entgegen, als diese ihr von der Freundin abgegucktes Make-up kritisiert.

Wer die im Titel zitierte "Dreiraumwohnung" sucht, muss lange warten – Konstanzes geräumiges Haus kann es wohl kaum sein. Erst mit der Schlusspointe wird dieses Rätsel aufgedeckt, wenn der Kampf um die Chefarztstelle zu einem zumindest für Frauen verblüffend erwartbaren Ende kommt. Bis dorthin gibt es schöne Gags – etwa, wenn die Minijobberin Jackie bei der halbherzig angegangenen Wohnungssuche ("Geben Sie mir die Butze!") lobend den Bizeps des Maklers betastet und nicht zuletzt wegen mangelnder Verdienstbescheinigungen knapp vorbeischrammt am Erfolg. Unterhaltsam, das alles – auch, wenn die flott inszenierte Emanzipationskomödie im zweiten Teil etwas zu sehr zum konventionell Slapstickhaften tendiert. Dass dabei die Männerwelt klammheimlich reichlich Fett abbekommt, versteht sich fast von selbst.

Dreiraumwohnung – Mo. 23.08. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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