"Goldjungs": Die Satire, die den größten Bankencrash Deutschlands aufarbeitet



"Goldjungs" erweckt den größten Bankenskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte mit Witz und Charme zum Leben. Die ARD-Satire beleuchtet die Pleite der Kölner Herstatt-Bank 1974 und erzählt die Geschichte der sechs jungen Devisenhändler und ihrer Sekretärin Marie Breuer.
Deutschland, Juni 1974. Die ganze Nation ist im Fußballfieber, die Weltmeisterschaft ist in vollem Gange. Während sich alle Augen auf Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Co. richten, trägt sich in Köln ganz heimlich, still und leise einer der größten Skandale der deutschen Nachkriegsgeschichte zu. Ausgerechnet die Herstatt-Bank, vermeintlich die Erfolgs-Story schlechthin, bricht in sich zusammen und verliert durch Devisenspekulationen Summen im neunstelligen Bereich. Die bis dahin größte Bankenpleite der Bundesrepublik lässt 36.000 Menschen um ihr Erspartes bangen, in jahrelangen Prozessen bekommen immerhin die Privatkunden rund 80 Prozent ihres Vermögens zurück.
Soweit die Realität. 2021, fast 50 Jahre nach dem Crash, erwachte die Geschichte erneut zum Leben – in Form der von WDR und ARD Degeto produzierten Satire "Goldjungs", die nun zur besten Sendezeit im Ersten wiederholt wird. Allein die Figur des Iwan David Herstatt (Waldemar Kobus) basiert auf dem realen, namensgebenden Bankier, der die Bank gründete, leitete und schließlich auch zu Grabe trug. Alle weiteren Charaktere, man mag es kaum glauben, entspringen der Fantasie des Drehbuchautoren-Paares Eva Zahn und Volker A. Zahn.
Eine katastrophale Begebenheit charmant erzählt
Da wäre zum Beispiel Marie Breuer (großartig gespielt von Michelle Barthel), die als reichlich naive 20-Jährige eine Stelle als Sekretärin in der Herstatt-Bank antritt und sich nicht lange Zeit später inmitten von Partys, Drogen und wilden Spekulationsgeschäften wiederfindet: der Welt der "Goldjungs" also. So nannte auch der echte Herstatt die sechs jungen Devisenhändler, die für den überaus lukrativen Eigenhandel der Bank zuständig waren.
Einer von ihnen ist der coole Mick Sommer (Tim Oliver Schultz, bekannt aus "Club der roten Bänder"), dessen glamouröser Lebensstil mehr mit dem eines Rockstars als dem eines Kölner Bankers gemein zu haben scheint. Gemeinsam mit den anderen Brokern und Ferdinand Baron von Broustin (Ulrich Friedrich Brandhoff), dem stellvertretenden Herstatt-Direktor, steuert er mit krummen Geschäften und Tricksereien geradewegs auf den Abgrund zu.
Die Auswirkungen der Pleite waren, gelinde gesagt, katastrophal – so viel steht fest. Nichtsdestotrotz ist es Regisseur Christoph Schnee gelungen, die Geschichte von Marie und den "Goldjungs" so charmant zu erzählen, dass man den in vielen Fällen tragischen Hintergrund beim Anschauen fast vergessen könnte.
Goldjungs – Mi. 12.03. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH