Neues Polit-Format

„Hart aber fair 360“ mit Louis Klamroth: Schnell, direkt aber nicht tiefgründig

03.03.2025, 10.04 Uhr
von TB/ Annika Schmidt
Noch näher am Bürger: Louis Klamroth präsentiert seine neue Polit-Talkshow "Hart aber fair 360".
Noch näher am Bürger: Louis Klamroth präsentiert seine neue Polit-Talkshow "Hart aber fair 360".  Fotoquelle: ARD

Die politische Talkshow „Hart aber fair“ gehört zum festen Inventar der ARD. 2023 gab es mit Louis Klamroth einen jüngeren Moderator. Zudem sollen künftig nur noch 20 statt zuvor 30 Sendungen pro Jahr im Ersten laufen. Dafür steht ein neues Spin-off in den Startlöchern: „Hart aber fair 360“. Doch schon nach der ersten Ausgabe zeigen sich gravierende Defizite und die neue Sendung ist nicht empfehlenswert für Zuschauer, die auf der Suche nach Informationen oder einem spannenden, politischen Austausch sind. 

Was ist das Konzept von „Hart aber fair 360“?

Bei „Hart aber fair“ diskutiert der Moderator bekanntlich mit unterschiedlichen Gästen kontrovers in jeder Sendung ein aktuelles Thema. Das neue Format stellt hingegen eine einzelne Politikerpersönlichkeit als Gast ins Zentrum. Diese ist von 25 Wählerinnen und Wählern umgeben. Durch einen Buzzer haben diese die Möglichkeit, mit dem Gast ein Gespräch zu starten bzw. eine Person aus dem Panel für eine Diskussion auszuwählen. Wie lange diese läuft, entscheiden die anderen 24 durch ihr Votum. Als Moderator fungiert auch hier Louis Klamroth.

Schafft das neue Format einen besseren Austausch?

Durch das Studio, dass auf viel Lichtdesign setzt, wird schnell klar, dass eine jüngere Zielgruppe angesprochen werden soll. Man bekommt den Eindruck, die Sendung könnte auch 25 gegen eine Person heißen, muss sich doch der in der Mitte sitzende Politiker ausschließlich Vorwürfe anhören. Wenn das Publikum die Diskussion für nicht zielführend oder gar langweilig hält, können sie das Gespräch beenden, sofern genügend Personen auf ihren Buzzer drücken. Ein echter Austausch kommt so nicht zustande, sondern zahlreiche verkürzte Argumente, bei denen nicht genug Zeit bleibt, diese näher zu erläutern. Bei komplexen Themen ist so ein Vorgehen eher schädlich. Kaum kommt ein Gespräch ins Rollen, wird es recht bald unterbrochen. Zudem treten viele junge Personen besonders forsch auf und meinen mit teilweise 17 Jahren eine bessere Expertise zu haben, als der Politiker in der Mitte. So entsteht häufig der Eindruck, es würde hier eine Meinung gegenüber eine andere gestellt werden. Fakten geraten in den Hintergrund. Daher ist "Hart aber fair 360" keine empfehlenswerte Alternative, zu dem bewährten TV-Konzept, wenn man auf der Suche nach Information oder spannenden, politischen Diskussionen ist.

Worauf zielt das neue Format ab?

Die ARD bewirbt „Hart aber fair 360“ mit den Schlagwörtern „direkt, kontrovers und unkonventionell“. Ziel ist ein direkter Meinungsaustausch, bei dem auch kritische Nachfragen nicht zu kurz kommen. Die neue Show soll insbesondere eine jüngere Zielgruppe erreichen, die bei Politshow-Klassikern wie „Hart aber fair“ eher umschaltet. Statt immer wieder die gleichen Talkshowgesichter zu präsentieren, konzentriert sich das Format auf eine einzelne Persönlichkeit, die sich kritischen (Nach-)Fragen stellen muss. Wie gut das ankommt und funktioniert, dürfte maßgeblich von den ausgewählten 25 Bürgerinnen und Bürgern abhängen.

Wer ist bei den ersten Folgen der Polit-Talkshow dabei?

Bislang sind erst zwei Folgen des neuen Formats bestätigt. Gäste sind dabei zwei Politiker, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Den Anfang macht Robert Habeck, aktueller Kanzlerkandidat für Bündnis 90/Die Grünen. Der noch amtierende Minister für Wirtschaft und Klimaschutz wird sich wohl einigen kritischen Fragen über die lahmende deutsche Wirtschaft und über Fehler im Amt stellen müssen. Der Gast in der zweiten Sendung ist hingegen am anderen Ende des politischen Spektrums zu verorten. Hier hat die ARD nämlich Tino Chrupalla eingeladen. Angriffsfläche bietet der AfD-Parteichef angesichts seiner erwiesenen Russlandnähe und fragwürdigen Remigrationsplänen seiner Partei reichlich. Aber werden die 25 Bürgerinnen und Bürger um ihn herum den rechten Politiker argumentativ stellen können oder wird sich dieser als Opfer stilisieren und hinter Worthülsen verstecken?

Wann gibt es die ersten Folgen von „Hart aber fair 360“ zu sehen?

Ursprünglich hatte die ARD geplant „Hart aber fair 360“ exklusiv für die eigene Mediathek zu produzieren. Von dieser Strategie sind die Verantwortlichen aber inzwischen abgekommen. So strahlt das Erste die Sendung mit Robert Habeck am 15. Februar 2025 ab 23:40 Uhr aus. Die zweite Show mit Tino Chrupalla läuft einen Tag später fast zur gleichen Zeit, nämlich um 23:35 Uhr. Allerdings sind beide Sendungen vorab in der Mediathek der ARD abrufbar. Politisch Interessierte können die Episoden dort am 14. bzw. 15. Februar jeweils ab 20:15 Uhr anschauen. Bei entsprechender Resonanz könnte es nach der Bundestagswahl weitere Folgen von „Hart aber fair 360“ geben.

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