Doku im Ersten

"Juan Carlos": Der Fall eines Königs

15.01.2024, 08.05 Uhr
von Elisa Eberle

Intrigen, Gier und Machtspiele: Juan Carlos I. war einst der König von Spanien, doch sein Verhalten führte zu einem Fall, der beeindruckend ist. Die ungewöhnlich inszenierte Doku erzählt nun die ganze Geschichte des spanischen Monarchen. 

ARD
Juan Carlos
Dokumentation • 15.01.2024 • 20:15 Uhr

Er war ein Held für viele Spanierinnen und Spanier: In der Nachfolge von Francisco Franco führte Juan Carlos I. sein Land nicht nur aus der Diktatur in eine parlamentarische Monarchie, sondern vereitelte 1981 auch einen Putschversuch und die erneute Errichtung einer Diktatur. Doch 2012 bekam das schillernde Bild des Volkshelden jähe Risse: Ein Unfall in Botswana brachte eine ganze Reihe schmutziger Geheimnisse des Monarchen ans Licht, was letztlich zu seiner Abdankung als König 2014 und einer überraschenden Reise ins Exil nach Abu Dhabi 2020 führte.

Die vielen Affären von Juan Carlos

Unter dem Titel "Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat" erzählt Anne von Petersdorff nun die ganze Geschichte. Ein 90-minütiger Zusammenschnitt der ursprünglich vier rund 45-minütigen Episoden ist ein knappes Jahr nach der Premiere bei Sky nun im Free-TV im Ersten zu sehen.

Es ist mehr ein Thriller als eine klassische Doku. "Es hat die Zutaten einer Shakespeare-Tragödie: Macht, Leid, Geld, Sex", sagt Ana Romero, Königshaus-Korrespondentin von der spanischen Zeitung "El Mundo". Die Geschichte beginnt im Frühjahr 2012, als der damals 74-jährige Monarch zusammen mit seiner 26 Jahre jüngeren Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein und deren Sohn nach Botswana reist. Mit Corinna ist Juan Carlos schon seit einigen Jahren zusammen. Sie ist eine von vielen außerehelichen Affären des Königs. Eines Morgens gelangt ein Elefant ins Camp und wird erschossen. Kurze Zeit später bricht sich Juan Carlos bei einem nächtlichen Unfall die Hüfte, für eine Notoperation wird er zurück nach Spanien gebracht, und die Geschichte fliegt auf.

"Es war mir klar, dass wir nicht lügen konnten", erinnert sich Javier Ayuso, Pressesprecher des Königshauses in der Doku: "In diesem Internetzeitalter gab es keine Geheimnisse mehr." Was folgt, ist ein Wettkampf der Medien: Jeder wollte die beste Schlagzeile über den König, der in ökonomischen Krisenzeiten Zehntausende Euro für einen Urlaub ausgibt und noch dazu mit einem erschossenen Exemplar einer vom Aussterben bedrohten Art posiert.

Juan Carlos kommt in der Doku nicht zu Wort

Juan Carlos I. entschuldigt sich öffentlich, Corinna, die von einer weiteren Affäre des Monarchen erfährt, distanziert sich. In der Folge setzt sie der Geheimdienst unter Druck, aus Angst vor möglichen negativen Folgen für Spanien. Doch die Katastrophe ist bereits im vollen Gange. Als Korruptionsvorwürfe gegen mehrere Familienmitglieder laut werden, entschließt sich die königliche Familie zu dem alles entscheidenden Schritt ...

"Als wir anfingen, die investigative Serie um den spanischen König Juan Carlos I. zu produzieren, waren uns die Ausmaße der politischen Dimensionen nicht bewusst", erklärt Produzent und Autor Christian Beetz: "Erst Stück für Stück entblätterte sich ein Geflecht aus Intrigen, Gier und Machtspielen, welches bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft reicht."

Juan Carlos kommt in der Doku nicht zu Wort, man wird jedoch Zeuge eines Telefonats zwischen ihm und einem im Film interviewten Freund. Die Spannung der Serie leidet unter dieser Abwesenheit nicht – im Gegenteil: Da die Doku bewusst auf einen einordnenden Kommentar verzichtet, steht bis zuletzt die Frage im Raum: Erzählt der Film die eine Wahrheit, oder gibt es am Ende mehr als eine Perspektive auf den Lauf der Dinge?

Juan Carlos – Mo. 15.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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