Sabrina Amali über "Die Notärztin" und die harte Arbeit von Rettungskräften
Ab dem 13. Februar ist die neue Arztserie "Die Notärztin" in der ARD zu sehen. Wir haben mit der Hauptdarstellerin unter anderem über ihr Praktikum beim Rettungsdienst gesprochen.
In der neuen ARD-Primetime-Serie „Die Notärztin“ spielen Sie eine Notärztin in einer Mannheimer Feuerwache. Wie sind Sie zu dieser Rolle gekommen?
Es gibt es Caster, die SchauspielerInnen für Rollen vorschlagen, die gut zu ihnen passen könnten. So wurde der Regisseur der Sendung auf mich aufmerksam. Bevor es mit der ersten Castingrunde losging, habe ich dann erstmal das erste Drehbuch bekommen. So konnte ich herausfinden, ob mich das Projekt auch anspricht. Danach, und das ist eher besonders, wollte der Regisseur noch ein persönliches Telefonat führen. Dieses Gespräch ging dann über eine Stunde lang und wir haben gemerkt, dass es sehr gut passt. Das hat man dann auch bei den Castingrunden gemerkt und so wurde ich besetzt.
Lag das auch daran, dass Sie sich persönlich fürs Thema Medizin interessieren?
Das müssten Sie eigentlich den Regisseur fragen, warum er sich für mich entschieden hat (lacht). Meistens spüre ich aber, wenn ich vor und während den Castings Feuer und Flamme bin, ob ich gute Chancen habe. Bei „Die Notärztin“ haben mich nicht nur die Thematik, sondern auch die Rolle und die Kollegen beim Casting überzeugt. Da habe ich gemerkt, dass dieses Projekt etwas Besonderes sein könnte, das gut zu mir passt.
Haben Sie sich für die Dreharbeiten medizinisch vorbereitet?
Ja, ich habe ein zweitägiges Praktikum à 10 Stunden beim Rettungsdienst gemacht. Ich bin da in voller Montur bei zwei Sanitätern mitgefahren und habe natürlich einen Crashkurs gekriegt. Für mich war es sehr spannend, diesen Profis zuzuschauen und zu sehen, wie sie sich mit Patienten unterhalten und wie es überhaupt ist, mit einem Rettungswagen unterwegs zu sein. Dann gab es noch einen Sanitäter, der mich vor den jeweiligen „Einsätzen“ in der Sendung handwerklich vorbereitet hat, damit ich mich während dem Spiel auf andere Dinge fokussieren konnte als die vielen Handgriffe, die man draufhaben muss. Das habe ich auch akribisch vorbereitet. Aber in dieser Sendung geht es natürlich nicht nur ums Handwerk, sondern auch um das Menschliche. Mit wem hat man in diesem Beruf zu tun und mit welchen Emotionen wird man tagtäglich konfrontiert? Das gehörte alles zu meiner Vorbereitung.
Was hat Ihnen das Praktikum für einen Eindruck von der Arbeit als Rettungssanitäter vermittelt?
Ich war sehr überrascht über gewisse Dinge, die für uns selbstverständlich sind. Vor allem ist mir aufgefallen, dass Menschen, die den Rettungswagen rufen, zum Teil gar nicht wissen, was das bedeutet. Man ruft einfach eine Nummer an und plötzlich sind Menschen da und helfen. Aber ich habe dann erlebt, dass wir irgendwo gesessen haben, vielleicht beim Essen oder auf der Toilette. Dann kommt der Notruf und es muss blitzschnell gehen. Alles wird stehen und liegen gelassen, schweres Gerät wird herumgetragen, egal ob bei Hitze oder Schnee.
Außerdem habe ich gemerkt, wie mutig es ist, dass man zu zweit und eigentlich völlig ungeschützt irgendwo hinfährt, ohne zu wissen, was einen hinter den Türen erwartet. Ich war in vielen Haushalten und habe noch nie so einen Einblick gehabt. Ich weiß auch nicht, welcher andere Job so etwas abverlangt. Das hat mich sehr beschäftigt.
Hat Ihnen das mehr Respekt vor der Arbeit von Rettungskräften eingeflößt?
Absolut. Ich habe dann selbst gemerkt, dass wir in Deutschland in dieses funktionierende System geworfen werden, in dem man eine Nummer wählt und die Polizei oder eben der Rettungswagen kommt. Dafür, wie wichtig dieses System ist, haben mich die Arbeitsbedingungen nachdenklich gemacht, genauso wie die Entlohnung für so eine schwere und harte Arbeit. Das ist eigentlich zu wenig.
Zurück zur Serie: Inwiefern stehen Ninas Privatleben sowie ihre Beziehung zu ihren Kollegen im Vordergrund?
Ich fand, dass es sehr ausgewogen ist. Denn ich hatte bei dem Praktikum auch schnell gemerkt, dass ich gefremdelt habe, weil ich mit dieser Arbeit sonst keine Berührungspunkte hatte. Genauso haben sich die Sanitäter auch gefühlt. Da kommt eine Schauspielerin, die ihnen bei der Arbeit zuschaut – das fühlt sich natürlich erstmal komisch an. Aber dann habe ich eben auch gemerkt, dass dieser Job schnell zusammenschweißt. Es passiert so viel und man muss als Team arbeiten, das macht etwas mit einem. Dann habe ich auch gefragt, ob es unter den Kollegen Liebesbeziehungen gibt oder auch privat etwas gemeinsam gemacht wird. Na klar, haben sie mir gesagt. Niemand anders versteht so richtig, was sie auf der Arbeit erleben und wie besonders die Dinge sind, die ihnen jeden Tag passieren. Beim Schichtende sitzt man zum Beispiel immer mit der Ablöse am Tisch. Die kommt dann freiwillig eine Stunde vorher, um den Kollegen Kaffee zu trinken und sich über das Erlebte auszutauschen. Gerade wenn man das bedenkt, finde ich die Dosis von zwischenmenschlichen Beziehungen in „Die Notärztin“ sehr ausgeglichen. Das war aber auch eine Priorität des Regisseurs.
Was unterscheidet „Die Notärztin“ von anderen Arztserien und Shows?
Ich kenne nicht alle anderen Arztsendungen, will aber auch nicht zu sehr vergleichen. Ich schaue mir jedes Projekt einzeln an und überlege, ob es mich interessiert und berührt. Das hat es in diesem Fall getan, denn ich habe schon beim Lesen des Drehbuchs viele spannende Eindrücke in eine Welt gewonnen, die ich vorher nicht kannte. Dadurch, dass wir versucht haben, den echten Alltag des Rettungsdienstes zu zeigen, glaube ich allerdings schon, dass „Die Notärztin“ besonders ist.
Wo können Fans Sie in nächster Zeit noch im TV sehen?
Nach „Die Notärztin“ gibt es auch schon einen Sendetermin für den nächsten Spielfilm, in dem ich dabei bin: „Der Millionen-Raub“ von Lars Becker zeigt das ZDF am 8. April. Es ist ein eigenwilliger, skurriler Krimi und ich bin gespannt, wie der Film beim Publikum ankommt. Außerdem freue ich mich, dass ich in 2024 zum ersten Mal in einer Hauptrolle auf der Kinoleinwand zu sehen sein werde.
Die Notärztin ist ab 6. Februar in der ARD Mediathek abrufbar und ab 13. Februar dienstags um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.