Serien-Drama aus Frankreich

"Hafen ohne Gnade": Die Zerrissenheit einer Familie

15.02.2024, 11.05 Uhr
von Eric Leimann

In der sechsteiligen ARTE-Serie "Hafen ohne Gnade" endet die Geburtstagsfeier für Gewerkschaftsführer Pierre Leprieur (Olivier Gourmet) anders als erhofft. Er selbst war ein großer politischer Kämpfer für Gerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen. Doch es stellt sich heraus, dass Familienmitglieder in illegalen Geschäften verwickelt sind. 

ARTE
Hafen ohne Gnade
MIniserie • 08.02.2024 • 21:40 Uhr

Jede Familie ist ein Widerspruch in sich, denn sie strebt nach Erhalt, aber auch nach Abgrenzung und Auflösung. Zumindest ist dies im Drama-Genre zumeist der Fall. Zum 60. Geburtstag wird Gewerkschaftsführer Pierre Leprieur (Olivier Gourmet), der sein ganzes Berufsleben im Hafen verbrachte, mit seinen Dämonen konfrontiert. Die Überraschungsparty zu seinem Ehrentag endet jäh, als sein jüngster Sohn Simon (Panayotis Pascot) mit kriminellem Freund und einem amerikanischen Sportwagen voll mit Kokain erwischt wird. Der schnelle Schlitten stammt aus dem Autohaus des älteren Bruders Jean (Pierre Lottin).

Zwischen Moral, Druck, Zwängen und Verführungen

Gut, dass es da noch das Musterkind von Pierre und seiner Frau Laurence (Astrid Whettnall) gibt: Tochter Emma (Margot Bancilhon) hat in Paris Jura studiert und soll nun als Anwältin ihren kleinen Bruder vor Gericht rausboxen.

Über sechs Episoden zeigt der bretonische Regisseur Vincent Maël Cardona die Zerrissenheit einer Familie, in der sich auch Merkmale der Gesellschaft und des Individuums in ihr widerspiegeln: Wie schafft man es, seine moralischen Ansprüche in einer Welt voller Druck, Zwänge und Verführungen zu wahren? Stellvertretend dafür steht die Figur des knurrigen Familienvaters Pierre, der früher große politische Kämpfe für Gerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen organisierte, und dann dabei zusehen musste, wie Drogengeschäfte und "Einbrüche" der eigenen Werte seinen Hafen und die Familie in die Doppelmoral führten.

Die Kommentare des Ich-Erzählers

Eine Stärke der gut fotografierten Serie aus der nordfranzösischen Industriestadt sind das Spiel von Hauptdarsteller Olivier Gourmet oder auch seiner Filmtochter Margot Bancilhon, die für ihre Rolle einen Schauspielpreis auf dem Festival Séries Mania in Lille gewann. Eine Schwäche der Erzählung sind die zu expliziten "Lerninhalte", die über Kommentare des Ich-Erzählers Pierre den Zuschauenden gleich mitliefern, wie die Handlung zu interpretieren ist. Der philosophische Off-Kommentar macht die knapp sechsstündige Erzählung jedenfalls nicht besser.

ARTE zeigt an zwei Donnerstagabenden jeweils drei Folgen am Stück. Die Episoden vier bis sechs laufen am 15. Februar, ab 22.25 Uhr. In der ARTE-Mediathek ist die Familien-Krimi-Serie vom 31. Januar bis zum 15. März 2024 verfügbar.

Hafen ohne Gnade – Do. 15.02. – ARTE: 21.40 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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