Belgische Serie bei ARTE

"Salamander": konventionell, aber klar über dem Durchschnitt

von Eric Leimann

In Belgien feierte die packende Thriller-Serie "Salamander" schon 2012 große Erfolge. Fast ein Jahrzehnt später findet sie nun ihren Weg ins deutsche Free-TV. Lohnt sich das Einschalten?

ARTE
Salamander
Thriller-Serie • 22.04.2021 • 21:05 Uhr

Manchmal gehen selbst erfolgreichste Serien lange Wege, ehe sie im deutschen Free-TV landen. Die zwölfteilige belgische Serie "Salamander", die ARTE an drei Donnerstagen mit jeweils vier Folgen am Stück zeigt, ist so ein Beispiel. In ihrer Heimat lief der in flämischer Originalzunge gedrehte Verschwörungs-Thriller bereits 2012. Ein Jahr später zeigte der Sky-Sender Fox das Werk in deutscher Sprache – doch dabei blieb es. Sogar eine zweite Staffel, 2016 in Belgien und bei Fox zu sehen, gab es. Die Idee eines amerikanischen Remakes scheiterte hingegen. Warum das alles bemerkenswert ist? Weil "Salamander" nicht nur in Belgien zum TV-Straßenfeger avancierte, sondern – zum Beispiel über die DVD-Auswertug – Fans in aller Welt ob einer fieberhaften Spannung ähnlich begeisterte wie zuletzt vielleicht der britische Nägelkauer-Thriller "Bodyguard".

Dabei klingt der Plot von "Salamander" erst mal wie aus dem (verschwörungstheoretischen) TV-Baukausten: In einem präzise geplanten Bankraub erbeuten die Täter Wertgegenstände aus 66 Schließfächern. Statt die Polizei zu informieren, lässt Bankdirektor Jonkhere die Spuren des Einbruchs beseitigen und nimmt Kontakt zu den Geschädigten auf. Die Polizei soll aus der Sache rausgehalten werden. Inspektor Paul Gerardi, gespielt von dem aus vielen deutschen Produktionen bekannten Filip Peeters ("Die Frau vom Checkpoint Charlie"), bekommt über einen Informanten Wind von der Geschichte. Vielleicht gerade deshalb, weil seine Vorgesetzten abwiegeln, beginnt der Polizist privat zu ermitteln. Er heftet er sich an die Spur der Bankräuber und kommt einer Geheimorganisation auf die Spur.

Fiese Verbrecher und ihre Netzwerke, die bis in höchste gesellschaftliche Kreise reichen – damit kennt sich die belgische Gesellschaft aus. Im zweisprachigen und auch sonst ein bisschen gespaltenen Land der Flamen und Wallonen wundert man sich kaum noch über Korruption und dunkle Machenschaften der Eliten – sie gehören spätestens seit den Marc-Dutroux-Morden, hinter denen eventuell ein ranghohes Pädophilen-Netzwerk stand, zu den modernen Volkssagen. Man muss hier also ganz schön auffahren, um die Realität zu toppen. Ward Hulselman (Drehbuch) und Frank Van Mechelen (Regie) gelingt mit "Salamander" jedoch ein großer Job, indem sie sehr präzise und ohne überflüssige Worte eine sackspannende Story kreieren, der man ihre eher konventionellen Grundideen und fast schon nüchterne Machart gerne verzeiht.

Die Schauspieler wissen aus jeder Situation des Beste herauszuholen, wobei die Tatsache hilft, dass belgische Gesichter im Ausland weitgehend unbekannt sein dürften. Der Frische des Programms tut das auf jeden Fall gut. Dennoch wundert es ein wenig, dass nicht wenige "Salamander"-Fans in Netzkommentaren Dinge wie "beste europäische Krimiserie aller Zeiten" posten. Nun, letztere Meinung ist vielleicht doch ein bisschen zu euphorisch. Zum Meisterwerk fehlen "Salamander" der psychologische Tiefgang und das Aufbrechen klassischer Thriller- oder Krimi-Erzählmuster.

Dennoch sei gerade Fans des klassischen Krimi- und Thrillerfernsehens das belgische Kleinod ans Herz gelegt. Man bekommt nicht jede Woche einen Bankraub der Marke "Ocean's Eleven" im europäischen Serienfernsehen präsentiert – wie zu Beginn von Folge 1 – und auch nicht einen nicht mehr ganz jungen Kommissar, der bei seiner Einführung in die Handlung um einen Quickie mit seiner angenehm normal aussehenden, unwilligen Frau bettelt. Manchmal sind es viele kleine Dinge, die eine solche Produktion klar über den Durchschnitt heben.

Salamander – Do. 22.04. – ARTE: 21.05 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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