Verängstigt, vertrieben, verschleppt

"Tracks East: Kinder im Krieg": Den Horror durch Kinderaugen

24.02.2023, 08.02 Uhr
von Christopher Schmitt

Die Episode "Kinder im Krieg" des ARTE-Magazins "Tracks East" erzählt den Horror durch Kinderaugen und Erwachsene, die sich dem Schutz der Kleinen verschrieben haben. Eine bewegende Reportage in 30 Minuten.

ARTE
Tracks East: Kinder im Krieg
Magazin • 24.02.2023 • 22:45 Uhr

In seinem Heimatland ist Egor Kravzov eine echte Berühmtheit, er traf sogar Präsident Wolodomyr Selenskyj zum Kaffeetrinken. Dabei ist Egor gerade mal neun Jahre alt. Der Junge aus dem ukrainischen Mariupol erlangte durch seine Tagebücher Bekanntheit, das ganze Land kennt seine Geschichten: Es sind Beobachtungen aus einer geschundenen Stadt, sie schildern die Grauen des Krieges durch die Augen eines Kindes. Wie beschäftigt sich ein Neunjähriger, der seinen Opa beim Beschuss Mariupols verlor? "Ich mache genau das, was auf meinem T-Shirt steht", erklärt Egor. "Play games. Escape reality" (deutsch: "Spiele, entkomme der Realität") ist darauf zu lesen.

Kinder werden nach Russland verschleppt

Die Episode "Kinder im Krieg" des ARTE-Magazins "Tracks East" erzählt unter anderem Egors Geschichte. Kinder sind in diesem Konflikt besonders schutzlos und erleben Szenarien, die andere höchstens als Albträume kennen: Ihr Zuhause wird beschossen, viele müssen aus dem Heimatland fliehen und andernorts Zuflucht suchen. Offizielle Quellen sprechen zudem von mindestens 12.000 Kindern, die nach Russland oder die besetzten Gebiete in der Ostukraine verschleppt wurden. Oder wie es die Kreml-Propaganda ausdrückt: "heimgeholt" – und dann zur Adoption freigegeben. Die Leiterin der Hilfsorganisation "Children of War" Daria Herasymchuk ist für die Koordination ihrer Suche verantwortlich, in rund 400 Fällen mit Erfolg.

Ein weiterer Protagonist ist der Direktor eines Waisenhauses in Cherson, Volodymyr Sahaidak. Als die russischen Soldaten auf Cherson vorrücken, versteckte er die Kinder in einem Keller: "Unsere größte Angst war, dass sie unsere Kinder deportieren." Ihm sei klar gewesen, was den Kleinen drohte. Er kannte die Berichte aus Donezk und Luhansk, den Gebieten, in denen bereits seit 2014 ein Bürgerkrieg im Gange war.

"Wenn wir etwas suchen, finden wir immer etwas"

Doch nicht nur ukrainische Kinder kommen in Berührung mit dem Konflikt, auch russische. In dem 30-minütigen Beitrag sind Ausschnitte aus Russland zu sehen, in denen sie die russische Hymne singen und Militär spielen. Das Propaganda-Schulfach "Gespräche über die wichtigen Dinge" gehört montags zum Pflichtprogramm. Die damals zehnjährige Varya verpasste wenige Stunden, dann wurde ihre Mutter Elena von der Schule informiert, ihre Tochter werde zur Polizei gebracht.

Varyas Telegram-Profilbild zeigte das ukrainische Social Media Symbol für die Hoffnung im Krieg. Mama Elena berichtet, Behörden hätten das Kinderzimmer der Kleinen fotografiert und in der gesamten Wohnung nach Hinweisen gesucht. "Wenn wir etwas suchen, finden wir immer etwas", habe man ihr zum Abschied gesagt. Nach dem Dreh hat die Familie das Land verlassen.

Tracks East: Kinder im Krieg – Fr. 24.02. – ARTE: 22.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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