Kritik zur Serie

Die vierte Staffel von "You – Du wirst mich lieben" kann mit den vorherigen Staffeln nicht mithalten

23.02.2023, 14.35 Uhr
Die vierte Staffel der Serie "You – Du wirst mich lieben" ist auf Netflix verfügbar.
Die vierte Staffel der Serie "You – Du wirst mich lieben" ist auf Netflix verfügbar.  Fotoquelle: © 2023 Netflix, Inc.

Im ersten Teil der vierten Staffel der Netflix-Serie "You" flieht Joe vor seiner Vergangenheit nach London und versucht, sich endlich zu ändern. Warum die neuen Folgen nicht an die Qualität der vorherigen Staffeln anschließen können, erfahren Sie hier.

Sah es am Ende der dritten Staffel noch aus, als würden die neuen Folgen in Paris spielen, ist Joe nun plötzlich als Professor an einer Londoner Universität tätig. Obwohl er versucht, sich unauffällig zu verhalten, liegt kurz darauf sein Nachbar erstochen auf seinem Küchentisch. Im daraus resultierenden Katz- und Mausspiel wird Joe unter anderem in die Intrigen des reichen britischen Adels verstrickt.

Der größte Unterschied zu den vorherigen Staffeln: Aus dem Liebesthriller ist plötzlich ein Murder Mystery geworden. Joes Liebesgeschichten rücken in den Hintergrund, die offen gebliebene Liebesgeschichte mit Marriane wird nur kurz thematisiert. Stattdessen versucht Joe in den fünf Episoden, den Mörder seines Nachbarn ausfindig zu machen. Doch das neue Konzept enttäuscht leider in unterschiedlichen Hinsichten.

Zur Erinnerung: Joe ist nicht nur ein notorischer Stalker und Einbrecher, sondern auch ein Serienmörder. Der Versuch, ihn in dieser Staffel als guten Menschen zu präsentieren, der aus reiner Nächstenliebe einen Mörder fassen will, erscheint fragwürdig. Während man in älteren Staffeln das Gefühl hatte, in den Kopf eines Verrückten zu schauen, der versucht, seine egoistischen Handlungen vor sich selbst zu rechtfertigen, scheinen die Autoren mittlerweile aufgegeben zu haben und Joe einfach als Held präsentieren zu wollen. Damit verliert die Serie eine Menge ihres ehemaligen Charmes.

Weiterhin eine Stärke von "You" bleiben die Nebencharaktere. Nachdem sie am Anfang flach und eindimensional wirken, gewinnen sie immer mehr an Tiefe und bleiben trotzdem größtenteils absolut hassenswert. Das Wechselspiel zwischen Verständnis und Verachtung, das der Zuschauer für den arroganten und realitätsfernen britischen Adel empfindet, macht einen großen Teil der Faszination der ersten fünf Episoden aus.

Doch auch die starken Charaktere können nicht über die schwach geschriebene Geschichte hinwegtäuschen. Auch wenn man sich durchaus fragt, wer denn nun der Mörder ist, schafft es die neue Staffel nur selten, echte Überraschung zu erzeugen. Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln, in denen immer wieder mit gewöhnlichen Narrativen gespielt wurde, um dann eine überraschende und unvorhersehbare Wendung zu erzeugen, ist dieses Murder Mystery einfach nichts Besonderes.

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