Bevor er zum Erfolgsregisseur des neuen deutschen Fernseh-Mehrteilers wurde und mit Filmen wie "Der große Bellheim", "Der Schattenmann" und "Der König von St. Pauli" reussierte, galt Dieter Wedel als einer der engagiertesten Fernsehspiel-Regisseure. Als im Mai 1983 das live-gesendete Fernsehspiel "Das Protokoll" aus der Werkstattbühne Bonn-Beuel abgebrochen wurde, sorgte das für heftige Zuschauerreaktionen. Es ging um eine zweistündige Bühnenfassung von Jochen von Langs "Eichmann-Protokoll".
Schon vorher hat Wedel in Fernsehspielen die Verquickung von Senatspolitik, Polizei und Presse in Bremen behandelt oder in den Semmeling-Geschichten mit dem Hausbau-Projekt und einer Urlaubsreise einer deutschen Durchschnittsfamilie auseinandergesetzt. Wedel, Sohn eines Ingenieurs und einer Pianistin, der an der Freien Universitüt Berlin Theaterwissenschaft und Geschichte studiert hat, leitete während seines Studiums die Studentenbühne der FU, inszenierte später im Berliner Amerikahaus und dann am Hebbeltheater.
1967 ging er nach Hamburg zu Dieter Meichsner als Hausregisseur des NDR, 1978 machte er sich selbständig und drehte zahlreiche politisch sozialkritische Fernsehspiele als Regisseur und Produzent. 1980 bis 85 inszenierte er am Hamburger Thalia-Theater unter anderem William Shakespeares "Macbeth" und Marcel Pagnols "Frau des Bäckers".
Im Januar 2018 hatten mehreren Schauspielerinnen im Zuge der MeToo-Debatte schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den Regisseur erhoben. Wedel selbst wies alle Anschuldigungen vehement zurück. Am 20. Juli 2022 teilte das Landgericht München I, bei dem ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war, mit, dass Wedel am 13. Juli 2022 verstorben sei.