Doch die gebürtige Hamburgerin war bei weitem nicht nur die Ulknudel, als die sie viele Menschen in Erinnerung haben. Renommierte Regisseure schätzten die brillante Schauspielerin Helga Feddersen. Sie schrieb Drehbücher - so etwa für den Klassiker "Vier Stunden vor Elbe 1" (1968) -, machte sich als unkonventionelle TV-Moderatorin einen Namen und war darüber hinaus eine begabte wie fantasievolle Schriftstellerin.
Noch dazu war die geniale Komödiantin und hochprofessionelle Schauspielerin ein sensibler, großherziger Mensch. Trotz der vielen Schicksalsschläge, die sie zu bestehen hatte, war es für sie das Wichtigste, anderen Menschen Freude zu bereiten - privat wie beruflich. Der Regisseur Jürgen Roland, wie Helga Feddersen ein Nordlicht, kannte die Tochter eines Händlers für Seemannsausrüstung bereits in jungen Jahren. Von ihren schauspielerischen Fähigkeiten begeistert - Helga Feddersen hatte sich von Professor Eduard Marcks ausbilden lassen - engagierte er sie für Filme wie "Der grüne Bogenschütze" (1961) und zwei "Stahlnetz"-Folgen.
Die Pläne, ihr eine durchgehende Rolle in der Serie "Großstadtrevier" zu geben, wurden nach nur einer Folge jäh durchkreuzt, als Helga Feddersen am 24. November 1990 im Alter von nur 60 Jahren an einer erneuten Krebserkrankung starb. Bereits 1955 hatte sie sich einer Tumoroperation unterziehen müssen. Ihr Gesicht war danach für immer gezeichnet, doch ihren Lebensmut ließ sie sich nicht nehmen.
Ihre optischen Makel habe sie einfach weggespielt, sagte einmal ihr häufiger Sketch- und Blödelpartner Karl Dall, "sie war eigentlich eine schöne Frau." Mit Frank Zander, der seine Kollegin als warmherzige, liebenswerte Person in Erinnerung hat, die für die Probleme anderer Menschen immer ein offenes Ohr hatte, moderierte Feddersen Ende der Siebizigerjahre die anarchische WDR-Musikshow "Plattenküche". In dem Mix aus Musik- und Nonsensshow punkteten Feddersen Zander - eingebettet in eine beknackte Rahmenhandlung - mit Kalauern, Grimassen und Slapstick, bei der der immer irgendwann was explodierte. Das vorwiegend junge Publikum liebte seine Sendung, und so wechselte die "Plattenküche" nach Einschaltquoten von über 30 Prozent 1977 sogar ins Erste Programm.
Ob eine Frau, die dem gängigen Schönheitsideal nicht entspricht, heute noch eine Chance im Fernsehen hätte? Dass deutsche Kritiker gerne zwischen U (wie Unterhaltung) und E (wie Ernste Darstellungskunst) trennen, hat Helga Feddersen übrigens nie akzeptiert. Dann sei sie eben ein Ü und Hülga Füddersün, entgegnete sie gewohnt humorvoll und selbstbewusst den Nörglern.