Der seriöse Baudezernent von Bohm kommt 1957 nach Coburg, in eine nordbayerische Kleinstadt. Als Moralist und einziger aufrechter Politiker im Ort, der von einer korrupten Clique regiert wird, ist er zunächst ein Außenseiter und gerät mit dem Unternehmer Schuckert und seinen Bauplänen aneinander. Er lernt die zynische Marie-Louise kennen, die ein Doppelleben als Nachtklubtänzerin Lola führt, von dem er nichts ahnt. Durch ihre Bekanntschaft wird er immer tiefer in die Machenschaften der Bewohner verstrickt und endet schließlich in Anpassung und Resignation.
Der zweite Teil der "Wirtschaftswunder"-Trilogie von Rainer Werner Fassbinder (nach "Die Ehe der Maria Braun" und vor "Die Sehnsucht der Veronika Voss") rechnet brillant mit der Moral und dem engstirnigem Kleinbürgertum der Adenauer-Ära ab. Er variiert das Thema des "Der blaue Engel" von Josef von Sternberg, der berechnenden Dirne, die eine ehrbare Existenz ruiniert. Der Film wurde 1982 mit dem Deutschen Filmpreis prämiert und erhielt den Goldenen Preis für die besten schauspielerischen Leistungen von Armin Mueller-Stahl (dies war seine erste Kinorolle im westdeutschen Film) und Barbara Sukowa, und den Silbernen Preis in der Kategorie bester Spielfilm. "Lola" ist die einzige Zusammenarbeit von Rainer Werner Fassbinder und dem Produzenten Horst Wendtlandt. Wendtlandt, Produzent von über 60 Filmen, etablierte sich in den 60er Jahren mit den Edgar Wallace-Verfilmungen. Gleichzeitig verfilmte Wendtland zwischen 1963 und 1966 mit den "Winnetou I"-Filmen die Bücher von Karl May.
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