Aylin Tezel im Interview

"Unbroken": Verzweifelte Suche

15.02.2021, 06.18 Uhr

Die hochschwangere Kommissarin Alex (Aylin Tezel) wird in der Miniserie "Unbroken" entführt. Nach einer Woche taucht sie wieder auf – aber ohne ihr Baby. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Steht der Titel "Unbroken" (zu Deutsch ungebrochen) nicht gerade am Anfang der Serie im Kontrast zu Ihrer Figur Alex?

Aylin Tezel: Alex ist natürlich durch das, was ihr passiert ist, völlig traumatisiert. Sie ist aber eine absolute Kämpferin mit einem starken Überlebensinstinkt. Daher finde ich den Titel sehr passend. Nach allem, was sie erlebt hat, lässt sie sich nicht unterkriegen und setzt alles daran, ihr Kind zu finden.

Dieses Kind hat sie jedoch nie gesehen. Ist das nicht ein bisschen wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen?

Diese Frage stellt sich Alex gar nicht. Genauso wenig hat sie moralische Bedenken, ob sie noch im Rahmen des Legalen ermittelt. Sie ist davon überzeugt, dass ihr Baby noch lebt und dass sie es finden wird. Sie durchlebt Flashbacks und hat Träume, die diese Hoffnung in ihr nähren. Alex ist bereit, alles für ihre Ermittlungen zu opfern. Wahrscheinlich würde sie sogar ihr eigenes Leben hergeben.

Das ist ziemlich extrem. Können Sie Alex' Verhalten nachvollziehen, auch wenn Sie noch nie in solch einer Situation waren?

Das ist eine Frage, die einem häufig gestellt wird. Vergleiche zwischen der eigenen Person und einer Film- oder Serienfigur zu ziehen, ist schwer. Ich bin eine völlig andere Persönlichkeit, die mit einer ganz anderen Seele und einem ganz anderen Umfeld durch die Welt läuft.

Im Drama "Am Himmel der Tag" haben Sie schon einmal eine Schwangere gespielt, deren Kind noch vor der Geburt stirbt.

Extreme Rollen verfolgen mich (lacht).

Wie bereitet man sich auf so extreme Filmfiguren vor?

Es gibt die körperliche und die mentale Vorbereitung. Für Alex habe ich zum Beispiel vorher sehr viel Kickbox- und Stunt-Training gemacht, um der körperlichen Stärke meiner Rolle gerecht zu werden. Alex hat kein Problem mit körperlichen Angriffen, da ist vielmehr eine gewisse Lust auf Gewalt. Was die mentale Seite angeht, bin ich mit einem Schauspiel-Coach die verschiedenen Aspekte der Persönlichkeit der Figur durchgegangen. Beim Dreh war es dann ein Zusammenspiel aus körperlichen und psychologischen Mitteln, um ganz in die Rolle einzutauchen. Ich musste wahnsinnig konzentriert sein und habe meine ganze Energie in die Arbeit gesteckt.

Das klingt so, als wären Sie ganz in Ihrer Rolle gewesen.

Ich habe jetzt kein Method Acting gemacht. Also wenn ich morgens die Zähne geputzt habe, war ich schon Aylin und nicht Alex (lacht). Aber ansonsten habe ich all meine Kraft für die Arbeit genutzt. Abends war ich so müde, da bin ich nicht mehr weggegangen.

Inwiefern unterscheidet sich die Rolle von Ihrer ehemaligen Kommissarinnen-Rolle beim Dortmunder "Tatort"?

Durch Nora Dalay war ich schon mit vielen Abläufen der Polizeiarbeit vertraut, auch was den Umgang mit der Waffe angeht. Aber Alex ist insofern anders, dass sie ein sehr hohes Aggressionspotenzial mitbringt. Außerdem verliert sie recht schnell das Vertrauen in ihr Umfeld, in ihren Mann und auch in ihre Kollegen. Sie ist auf sich allein gestellt.

Also erwartet die Zuschauer kein typischer Krimi.

Die Deutschen lieben ihre Krimis. Aber "Unbroken" ist mehr als das. Klar gibt es auch bei uns ein Rätsel, das der Zuschauer versuchen kann, zu lösen: Was ist Alex passiert? Aber die Serie ist auch ein Drama. Es geht um den Verlust eines Kindes und um eine ungewollte Schwangerschaft. Sie leben in London und Berlin.

Wie schwierig sind Dreharbeiten aktuell für Sie?

Wir haben "Unbroken" und einen Kinofilm, mit dem wir gerade fertig geworden sind, unter Corona-Bedingungen gedreht. Es wird sehr darauf geachtet, dass wir Schauspieler rechtzeitig eingeflogen werden, um die vierzehntägige Quarantäne einzuhalten. Und die Dreharbeiten werden so gelegt, dass wir möglichst am Drehort bleiben können und nicht so viel hin- und herreisen. Bisher hatte ich Glück, aber ich weiß von Kollegen, dass Drehs zwischenzeitlich pausiert werden mussten, weil es Corona-Fälle im Team gab. Ich bin dankbar, dass ich meinen Job derzeit überhaupt machen kann. In der Künstler- und Event-Branche gibt es genug, die leider schon fast ein Jahr nicht mehr arbeiten konnten.

TV-TIPP

  • "Unbroken"
  • Teil 1-3 am Dienstag, 23. Februar, ab 21.45 Uhr
  • Teil 4-6 am Mittwoch, 24. Februar, ab 21.45 Uhr
  • ZDFneo

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