ARD-Drama

"Die Affäre Borgward": Eine Insolvenz, die Deutschland schockte

von Eric Leimann

1961 meldete Borgward, der damals fünftgrößte deutsche Automobilhersteller, überraschend Insolvenz an. Die 20.000 Mitarbeiter des Bremer Konstrukteurs wurden arbeitslos. Im Wirtschaftswunderland Ludwig Erhards wurde das Ende Borgwards als Schock wahrgenommen. Immerhin handelte es sich um die erste große Firmenpleite der BRD. Ging nun etwa alles wieder bergab?

ARD
Die Affäre Borgward
Drama • 07.01.2019 • 20:15 Uhr

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Das ARD-Drama "Die Affäre Borgward" zeigt die letzten Tage und Wochen des Unternehmers Carl Borgward (Thomas Thieme), als dieser wegen nicht mehr genehmigter Kredite des Landes Bremen sein Lebenswerk dem Senat übereignen musste. Doch auch dessen Rettungsplan ging gründlich schief. Markus O.Rosenmüllers ("Der Taunuskrimi") Drama mit sanften Doku-Elementen liefert lehrreiche Einblicke in einen großen Wirtschafts-Skandal der frühen Bundesrepublik Deutschland.

Carls Borgwards Prunkstück, der Mittelklassewagen Isabella (1954 – 1991), war einer der elegantesten Autoträume in der frühen BRD. Der Wagen galt als schicke Alternative zum schnöden Rest, ohne richtiger Luxus zu sein. Vielleicht könnte man das Image Borgwards in den 50-ern und frühen 60-ern ein wenig mit dem einer Marke wie Saab 20, 30 Jahre später vergleichen.

"Der Spiegel" widmete dem Unternehmer Borgward kurz vor dessen Pleite die Titelgeschichte "Der Bastler". Der aus Hamburg stammende Sohn eines Kohlenhändlers war wohl ein großer Designer und Ingenieur, aber kein wirklich guter Geschäftsmann. Zu viele Modelle, wenig Ökonomie bei Personal und Produktionsabläufen – irgendwann geriet die Automobilfirma aus Bremen in Schieflage. Und es war keiner da, der die Mega-Firma – jeder Fünfte Werktätige Bremens arbeitete 1960 bei Borgward – retten konnte oder wollte.

Die unterlassene Rettung und das Verhungernlassen eines Konzerns, der im Grunde gar nicht so schlecht dastand, thematisiert das Drehbuch angemessen detailreich. Der nach Carls Borgwards Abgang vom Land Bremen eingesetzte Wirtschaftsprüfer Johannes Semler (Bruno Eyron) verfolgte eigene Karriereziele und verzockte sich bei einem Deal mit BMW, als dessen Aufsichtsrat er ebenfalls fungierte. Irgendwann ließen Bremen und mögliche andere Investoren Borgward einfach in die Pleite rutschen – obwohl nach heutiger Expertensicht eine Rettung möglich gewesen wäre. Als Beleg hierfür gilt, dass im Insolvenzverfahren sämtliche Ansprüche der Gläubiger befriedigt wurden.

Als Zeit- und Sittenbild, auch als Aufarbeitung eines Wirtschaftsskandals, funktioniert "Die Affäre Borgward" ziemlich gut. Das Psychogramm eines scheiternden Wirtschaftswunder-Hans Dampf, der nur zwei Jahre nach seiner Insolvenz an Herzschwäche verstarb, deutet der angenehm sachlich geschriebene und inszenierte 90-Minüter indes nur an.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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