"Die beste aller Welten": Film beruht auf wahrer Geschichte

Kann eine Kindheit mit drogenabhängiger Mutter "Die beste aller Welten" sein? Ein junger Österreicher erzählt mit viel Liebe (s)eine berührende Geschichte. Das Erste zeigt das kleine Meisterwerk nun als Free-TV-Premiere.
Zunächst ist da eine gewisse Furcht. Die Furcht, ein Meisterwerk wie "Die beste aller Welten" könnte trotz der bisher eingefahrenen Preise in unserer Filmlandschaft wieder abtauchen, bevor dieses in vielerlei Hinsicht fabelhafte Regie-Debüt seine Zuschauer überzeugen durfte. Denn begeistern wird jenes Kleinod jeden Filminteressierten, der sich nach Geschichten sehnt. Immerhin: Das Erste zeigt das auf realen Ereignissen basierende Drama von Drehbuchautor und Regisseur Adrian Goiginger nun als Free-TV-Premiere am Dienstagabend.
Man möchte jede Szene zwischen Mutter (Verena Altenberger) und Sohn (Jeremy Miliker) nacherzählen, denn diese Beziehung scheint so einzigartig, so real. Dabei finden wir uns am Salzburger Stadtrand wieder, der Heimat der Junkies und Dealer. Auch Helga wohnt mit ihrem Lebensgefährten Günter (Lukas Miko) nicht zufällig in dieser Gegend. Ihr siebenjähriger Sohn Adrian schon. "Die beste aller Welten" zeigt eine so starke Mutter-Kind-Beziehung auf Augenhöhe, dass manchen Eltern schwindlig wird, auch und vor allem, weil Helga drogenabhängig ist. Sie selbst würde das nie zugeben, sie hat alles im Griff, das erklärt sie dem Mann vom Amt (Michael Fuith), und das spielt sie ihrem cleveren Jungen und auch sich selbst vor.
Dann sieht man, wie Adrian den bedröhnten Freunden seiner Mutter eine Geschichte vorliest, eine Situation, die einem das Herz zerreißt. Der Kleine nimmt hin, hat kleine Tagträume, die Mutter kämpft, der Alltag geht weiter. Und doch ist dieser Film nicht so deprimierend, wie man es sich ausmalen könnte. Denn Helga ist eine Frau, die sich bei ihrem Kind entschuldigt, die mit ihrem Sohn auf ungekannte Art und Weise spricht, die ihn ernst nimmt und ihn doch, natürlich, überfordert. Durch ein brillantes Drehbuch und den starken schauspielerischen Einsatz von Mutter und Kind vermittelt dieses Debüt ähnliche Intensität wie das hochgelobte Drama "Raum", das Brie Larson den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin bescherte.
Das Kümmern, das Scheitern, das trifft einen ins Herz. So greifbar das Leid ist, macht die heroinsüchtige Mutter doch vieles richtig. Der Kleine erlebt Dinge, die Kinder verborgen bleiben sollen, doch warum solche Situationen nicht mal zu Ende erzählen. Bis hin zum Eingeständnis des eigenen Versagens, bis zum Verständnis erbitten beim Leidtragenden. Auch fordert Helga eine Entschuldigung ein. Der Dealer (Michael Pink), den sie alle nur den Griechen nennen, muss sich dem Jungen erklären, bevor er wieder ins Haus darf. In welchem bürgerlichen Haushalt darf ein Kind, dem Unrecht widerfuhr, damit rechnen? So genau der Regisseur in diese Lebensgemeinschaft schaut, er übertreibt nicht, weder verkitscht noch verharmlost er.
Himmel, muss der Mann eine entspannte Kindheit gehabt haben. Wie hieß der noch mal mit Vornamen? Adrian, wie der Sohn? Das wird doch nicht der Junge sein, der Abenteurer werden wollte und im Film folgenden weisen Satz gesagt hat: "Das ist wie beim Fußball, man kann net versprechen, dass man gewinnt." Dem jungen Regisseur muss es genügen, eine Hommage an all die Frauen geschaffen zu haben, die aufwachen und nicht wissen, wie sie den Tag schaffen sollen und dennoch alles tun, um ihrem Kind eine Kindheit zu geben.
Quelle: teleschau – der Mediendienst