"Wohnungslos – Wenn Familien kein Zuhause haben"

Wie Kinder unter der Wohnungsnot leiden

von Andreas Schoettl

In den Großstädten mit hohem Mietniveau wie München, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Berlin sind nicht nur die Mietshäuser, sondern auch die Notunterkünfte voll. In diesen leben auch Familien und alleinerziehende Mütter. Sie können sich keine eigene Wohnung leisten – obwohl viele Jobs haben.

ARD
Die Story im Ersten: Wohnungslos – Wenn Familien kein Zuhause haben
Dokumentation • 08.07.2019 • 22:45 Uhr

Die Mieten in Deutschland steigen immer weiter. Extrem ist das Niveau in München. In der bayerischen Landeshauptstadt lässt sich für 600 Euro kalt inzwischen nicht einmal mehr eine Ein-Zimmer-Wohnung finden. Die massiven Kosten nur für ein Dach über den Kopf treffen Menschen wie Manuela besonders. Obwohl sie einen festen Job hat, verdient die Mittdreißigerin im Pharmahandel nicht ausreichend, um sich in der bayerischen Landeshauptstadt eine vernünftige Wohnung zu leisten. Mit ihrem Mann Serge und der elfjährigen Tochter lebt sie deshalb seit zwei Monaten in einer Notunterkunft am Rande Münchens. Dazu kommt, dass Manuela hochschwanger ist. Mit einem weiteren Kind sinken die Chancen der kleinen Familie bei Vermietern weiter.

Im bedrückenden Film "Wohnungslos – Wenn Familien kein Zuhause haben" von Nadja Kölling, der nun im Rahmen von "Die Story im Ersten" zu sehen ist, sind es vor allem die Kinder, die unter der grassierenden Wohnungsnot leiden. Die elfjährige Tochter von Manuela beispielsweise schämt sich kein richtige Heim zu haben. In die Notunterkunft, in der sie mit ihrer Familie auf einer Fläche von nur 16 Quadratmetern in einem Zimmer aufwächst, will sie keine Freundin einladen.

Experten wie der Soziologe Volker Busch-Geertsema schlagen deshalb Alarm. Er sagt: "Wohnungslosigkeit ist ein diskriminierendes Phänomen. Oft ist das Leben in Gemeinschaftsunterkünften beengt. Das führt mitunter dazu, dass Kinder nicht mit Hausaufgaben klarkommen, manchmal müssen sie die Schule wechseln."

Kölling führt an, dass 32.000 Kinder deutschlandweit von Wohnungslosigkeit betroffen seien. Wächst so in einem angeblich doch so reichen Land, in dem jeder nach Meinung mancher Politikerinnen gut und gerne leben sollte, eine verlorene Generation heran? Dieser Gefahr will der Bund mit einer Wohnraumoffensive begegnen. In den kommenden beiden Jahren, 2020 und 2021, sollen zwei Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau investiert werden. Experten winken über diesen Betrag bereits ab, Viele meinen: Mit diesen Mitteln allein lasse sich die aktuelle Krise nicht meistern.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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