Eurovision Song Contest in Portugal

ESC 2018: Wird für Deutschland nun endlich alles besser?

von Alexander Franck

Im Mai 2018 wird sich zeigen, ob der deutsche Vertreter für den Eurovision Song Contest in Lissabon überzeugen kann oder nicht. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den ESC 2018.

ESC? – Da hat man seit Jahren eigentlich nur noch Fragezeichen im Kopf! Doch in diesem Jahr wollen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass es endlich wieder die richtigen Antworten gibt. Alles soll besser werden, heißt es – mal wieder – seitens der ARD-Unterhaltungsmacher. Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, wurde abermals am Konzept herumgefeilt, und die ersten Entscheidungen sind bereits getroffen: Die sechs Kandidaten, aus denen im ESC-Vorentscheid der deutsche Vertreter für den Eurovision Song Contest in Lissabon ermittelt werden soll, stehen fest. Auch die zweite wichtige Personalie im Vorfeld des Vorentscheids ist abgehakt: Der in Sachen ESC "regierende" ARD-Sender NDR verkündete die Moderatoren. Die Wahl fiel auf Entertainer-Urgestein Elton, der bereits 2010 beim Sieg Lenas in Oslo dabei war, und "Tagesschau"-Sprecherin Linda Zervakis, die sich bei "Unser Lied für Lissabon" am Donnerstag, 22. Februar (ab 20.15 Uhr, live im Ersten), in Berlin, erstmals auf der Showbühne probiert. Und sonst? Immer noch Fragen ohne Ende. Aber auch ein paar weitere Antworten ...

Was geschah bisher?

Nach der Niederlagenserie der letzten Jahre wurde seit Monaten beinahe fieberhaft nach dem perfekten Kandidaten oder der perfekten Kandidaten gesucht, also einem Künstler, der vorne mitmischen kann und am besten den Sieg nach Deutschland holt. Die deutschen Kandidaten blieben seit dem umjubelten Sensationssieg von Lena Meyer-Landrut 2010 ohne Erfolg und belegten mehrere Male sogar den letzten Rang. 2017 reichte es für Levina mit ihrem Song "Perfect Life" nur für den vorletzten Platz. Ganze sechs Punkte aus 41 Nationen konnte die deutsche Vertreterin beim ESC in Kiew einsammeln. Doch die ARD scheint die Hoffnung nicht aufzugeben und fest daran zu glauben, in diesem Jahr endlich an die Erfolge von Stefan Raab, der damals Lena Meyer-Landrut hervorbrachte, anknüpfen zu können.

Aus 4000 Bewerbern wurden in einem langwierigen Prozess die passenden Kandidaten ausgewählt. Zunächst entschieden sich ein 100-köpfiges Panel und eine Jury, bestehend aus 20 Mitgliedern, für 20 Kandidaten, die dann in einem Workshop gemeinsam mit Coaches an ihrem Gesang und ihrer Bühnenpräsenz arbeiteten. Anschließend wurde nochmals ausgesiebt ...

Wer ist beim Vorentscheid dabei?

Mithilfe von 90-sekündigen Videos einigten sich das Panel und die Jury auf die sechs finalen Kandidaten. Die Wahl fiel auf Xavier Darcy, Ivy Quainoo, Ryk, Michael Schulte, Natia Todua und die Band voXXclub. Diese sechs Bewerber haben die Chance, sich im nationalen Vorentscheid zu beweisen und für Deutschland beim ESC-Finale am Samstag, 12. Mai 2018, in Portugal an den Start zu gehen. Ob einer dieser Kandidaten das Zeug dazu hat, den Sieg nach so vielen erfolglosen Jahren wieder nach Deutschland zu holen, bleibt abzuwarten. Schließlich ist keiner der Kandidaten schon das, was man einen wirklichen Star nennen könnte. Neben zwei "The Voice"-Siegerinnern, stehen mit Xavier Darcy, Ryk und Michael Schulte noch recht unbekannte Sänger vor der Jury. Lediglich die Band voXXclub, die mit "neuer Volksmusik" schon einige Erfolge verzeichnen konnte, "rockte" schon große Bühnen.

Wie geht's jetzt weiter?

Laut ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber werde es im nächsten Schritt ein "Song Writing Camp" geben, in dem die sechs Kandidaten gemeinsam mit Textern, Komponisten und Produzenten Lieder produzieren. Diese neu geschriebenen Songs werden dann beim deutschen Vorentscheid "Unser Lied für Lissabon" am Donnerstag, 22. Februar, performt. Wie schon bei der Suche nach den sechs Kandidaten, werden auch in dieser Show das 100-köpfige Panel, sowie die professionelle Jury darüber entscheiden, wer das Ticket für Lissabon bekommt. In der Jury sitzen diesmal Grand-Prix-Legende Nicole, Joy Denalane, Adel Tawil und Wincent Weiss. Der Vorentscheid wird im Studio Berlin stattfinden, um 20.15 Uhr live in der ARD übertragen und als Livestream auf eurovision.de zu sehen sein. Die Karten für "Unser Lied für Lissabon" werden ab Mitte Januar in den Verkauf gehen.

Wie verläuft der Weg zum Finale?

Der Sieger, der aus diesem Vorentscheid hervorgeht, wird Deutschland am 12. Mai 2018 in Lissabon beim ESC-Finale vertreten und hoffentlich auch dort den ersehnten Sieg ergattern. Das erste und zweite Halbfinale finden am 8. und 10. Mai. Die zehn bestplatzierten Länder pro Halbfinale qualifizieren sich für das Finale. Welches Land in welchem Halbfinale antritt, wird am 29. Januar ausgelost. Die Startreihenfolge in den Halbfinals legt der Fernsehsender RTP fest. In welchem Halbfinale die sogenannten "Big Five", die Geldgebernationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien, sowie Gastgeber Portugal abstimmen dürfen, wird auch an dem Tag festgelegt.

Wer ist dabei, wer ist schon fürs Finale qualifiziert?

Deutschland und die anderen "Big Five"-Staaten sind als größte ESC-Geldgeber gesetzt fürs Finale, in dem insgesamt 26 Nationen antreten werden. Russland ist diesmal wieder vertreten, nachdem das Land beim ESC 2017 in Kiew seine Teilnahme verweigert hatte. Nach wie vor nicht am Start ist hingegen die Türkei. Kurios für einen europäischen Song-Contest: Jessica Mauboy, eine der bekanntesten australischen Sängerinnen, wird ebenfalls im Wettbewerb antreten. Für die Sängerin ist dies jedoch keine ESC-Premiere: 2014 stand sie bereits als Interval-Act auf der ESC-Bühne. Ob einer der deutschen Kandidaten eine Chance gegen die starke Sängerin vom "fünften" Kontinent haben wird, zeigt sich am 12. Mai, ab 21 Uhr, beim großen Finale des 63. Eurovision Song Contests. Die ARD steigt bereits am 20.15 Uhr mit der Vorberichterstattung in den ESC-Abend ein.

Was erwartet die Fans in Lissabon?

Austragungsort ist die Altice Arena, mitten in Lissabon. Sie ist mit einer Kapazität für 20.000 Menschen eine der größten Indoor-Arenen in der EU. Der ESC 2018 steht unter dem Motto "All Aboard!" Nach Auskunft der Veranstalter ist das Bühnendesign maritim, man verzichtet erstmals seit Moskau 2009 komplett auf LEDs und Projektionen. Moderiert wird der Abend erstmals von einer reinen Frauenriege. Filomena Cautela, Sílvia Alberto, Catarina Furtado und Daniela Ruah heißen die Damen, die das Finale des größten Musikwettbewerbs der Welt präsentieren werden. Die ersten drei sind bekannte TV-Moderatorinnen, die auch schon Erfahrung mit dem ESC gesammelt haben: Catarina Furtado und Silvia Alberto standen schon für den Vorentscheid als Moderatorinnen auf der Bühne, Filomena Cautela vertrat Portugal als Spokesman im Jahr 2017. Daniela Ruah arbeitet als Schauspielerin und ist den Zuschauern wohl vor allem aus der Fernsehserie "NCIS: Los Angeles" bekannt.

Wie geht es Vorjahressieger Salvador Sobral?

Normalerweise hat der Vorjahressieger beim ESC noch einmal einen ganz großen Auftritt: Ob Salvador Sobral ("Amar pelos dois") jedoch am 12. Mai beim Finale des "Eurovision Song Contest" in Lissabon auf der Bühne stehen kann, ist ungewiss. Denn hinter dem 28-jährigen Sänger liegt eine schwere Zeit. Er hatte 2017 eine komplizierte Herztransplantation zu überstehen, danach versagten auch noch seine Nieren. Die Intensivstation hat er inzwischen verlassen können. Der Programmdirektor des Senders RTP, Gonçalo Madaíldes, der für die Ausstrahlung des diesjährigen "Eurovision Song Contest" zuständig ist, zeigte sich zuletzt zuversichtlich: "Ich bin sehr optimistisch, und Salvador ist sogar noch optimistischer. Wir ziehen die Möglichkeit, dass er nicht dabei sein könnte, gar nicht in Betracht."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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