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Agentenserie "Killing Eve" ist ein Volltreffer

von Annekatrin Liebisch

Neben dem Grundbetrag für die Prime-Mitgliedschaft auch noch für den StarzPlay-Channel zahlen? Mit "Killing Eve" liefert Amazon ab 22. Februar ein verdammt gutes Argument dafür.

Vier Jahre lang habe sie auf eine Rolle gewartet, erinnerte sich Sandra Oh jüngst in einem Interview mit "Variety". Auf eine Rolle, die so gut war wie die, die sie 2014 aufgegeben hatte: die der Ärztin Christina Yang im Dauerbrenner "Grey's Anatomie", für die sie 2006 mit dem Golden Globe ausgezeichnet worden war. Als sie dann schließlich ein Drehbuch vorliegen hatte, das sie begeisterte, war die Kanadierin verwirrt: Welche Rolle hatte das Produzententeam um Serienmacherin Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") für sie nur vorgesehen? Dass tatsächlich die Titelrolle der Thrillerserie "Killing Eve" (ab 22. Februar beim Amazon-Channel StarzPlay) an sie, die Tochter koreanischer Einwanderer, die Minderheitenangehörige, gehen sollte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen.

Ganz unbegründet war Sandra Ohs Ungläubigkeit nicht: In der Buchreihe "Codename Villanelle", die der Brite Luke Jennings zwischen 2014 und 2016 auf Amazons eBook-Plattform Kindle veröffentlichte, ist MI5-Mitarbeiterin Eve Polastri weiß. Eine Rolle spielt ihre Herkunft für den Verlauf der Handlung jedoch nicht, eher die ihres polnisch-stämmigen Mannes Niko (Owen McDonnell). Nur dank seiner Übersetzung ihrer heimlichen Zeugenbefragung kommt Eve auf die Spur einer international operierenden Auftragskillerin.

Faszinierendes Duell zwischen Jägerin und Gejagter

Villanelle (Jodie Comer) heißt die soziopathische junge Russin, die ihren Job ein bisschen zu sehr mag. Aber sie ist eben auch wahnsinnig gut darin: Sie tötet mit großer Eleganz, Raffinesse und Kreativität, ist ehrgeizig, zielstrebig, pragmatisch und aufgrund ihrer Erfolgsquote ein bisschen arrogant. Und darüber hinaus ein wenig gelangweilt. Die Nachricht, dass eine Agentin namens Eve Polastri darauf angesetzt wurde, sie zu finden, kommt ihr da gerade recht.

Neugierig legt sie eine Fährte für die neue Widersacherin, die ihr auf den ersten Blick vielleicht nicht gewachsen scheint. So sympathisch und schlagfertig Sandra Ohs Eve auch ist, durch ihre leicht schrullige und etwas chaotische Art neigt man dazu, sie zu unterschätzen. Nicht jedoch Villanelle. Sie scheint schon aus sicherer Distanz zu erkennen, was der Zuschauer erst nach und nach entdeckt: Eves messerscharfen, analytischen Verstand, ihr Auge für wichtige Details, ihre Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen. Und ihre Entschlossenheit.

So realisiert man erst nach einigen Folgen, dass der vermeintlich eindeutige Titel sich auch anders auslegen lässt: "Killing Eve" lässt sich nicht nur als "Eve töten" übersetzen, sondern auch als "tötende Eve". Jeder Ausgang scheint möglich in diesem fesselnden, zeitweise ziemlich brutalen Duell zweier Frauen, die aufeinander genauso faszinierend wirken wie auf das Publikum. Welche von beiden die Jägerin und welche die Gejagte ist, das verschiebt sich ein ums andere Mal.

Und es dürfte wohl noch eine Weile so bleiben: Noch vor der US-Erstausstrahlung im April 2018 gab BBC America eine zweite Staffel in Auftrag. Der Golden Globe, den Sandra Oh im Januar für ihre Hauptrolle gewann, gab den Verantwortlichen recht.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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