"Medizin nach Maß"

3sat-Doku: Viele Beschwerden werden nicht individuell behandelt

von Andreas Schoettl

Obwohl in Deutschland mehr als 100.000 Medikamente zugelassen sind, greifen viele Ärzte noch immer zu einer Behandlung nach Schema F.

3sat
Medizin nach Maß
Dokumentation • 12.11.2020 • 20:16 Uhr

Gegen jedes Wehwehchen eine Pille: In Deutschland scheint das möglich – bei mehr als 100.000 zugelassener Arzneimitteln. Doch trotz dieser enormen Anzahl und somit auch Vielfalt werden immer noch nicht alle Beschwerden und Krankheiten individuell behandelt. Mediziner wie Prof. Oliver Werz von der Universität Jena schlagen deswegen Alarm. Er warnt, dass noch viel zu häufig nach "Schema F" behandelt werden würde. Nicht einmal Geschlechterunterschiede würden berücksichtigt, so Werz. "Wir wissen beispielsweise, dass die Symptome eines Herzinfarktes bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich sein können", sagt er. Doch diese Erkenntnis sei noch nicht weit verbreitet.

Im Film von Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer wird deutlich, das Problem führt zurück bis in die Forschung. So werden viele Wirkstoffe vor allem an jungen Männern getestet. Der Grund: Sie gelten in den teuren Arzneimittelstudien als die zuverlässigeren Probanden. Beispielsweise könnten sie nicht schwanger werden und somit ausfallen. In der Folge ist die Dosierung vieler Medikamente nahezu ausschließlich für Männer bestimmt – und für Frauen zu hoch.

Im Anschluss an die Wissenschaftsdokumentation am Donnerstagabend diskutiert Gert Scobel ein verwandtes Thema. Auch der Moderator widmet sich einer "Medizin nach Maß". Bei dieser soll die Digitalisierung weiter voranschreiten. Gewaltige Sammlungen von Patientendaten sollen über Algorithmen ausgewertet werden und den Ärzten wichtige Hinweise auf die für jeden einzelnen Patienten passgenaue Behandlung geben – um bestehende Krankheiten zu heilen. Oder um eine Krankheit erst gar nicht entstehen zu lassen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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