Die ARD-Doku "Mit Gott gegen Hitler" zeichnet anhand verschiedener Biografien den kirchlichen Widerstand gegen Adolf Hitler und die Nazis im Dritten Reich nach.
"1933: Deutschland hat einen neuen Reichskanzler, Adolf Hitler. Er gibt sich als Retter und Heilsbringer" Mit dieser Bestandsaufnahme beginnt die Dokumentation "Mit Gott gegen Hitler", welche die ARD nun erstmalig zeigt. Am Beispiel verschiedener Biografien wird der christliche Widerstand gegen die Nazis anschaulich, packend und detailreich aufgezeigt. Welches Erbe tragen Orden wie der der Dominikaner Mönche bis heute? Und welche Versäumnisse müssen sich katholische wie auch die evangelische Kirche heute eingestehen? Diese und weitere Fragen werden in dem 45-minütigen Film von Ingo Helm (Buch und Regie) eindringlich beantwortet. Im Zentrum steht dabei der bis heute für seine mutige Haltung verehrte Dietrich Bonhoeffer.
"In den 1930er-Jahren sind fast alle Deutschen Mitglieder der christlichen Kirchen, davon rund zwei Drittel evangelisch, ein Drittel katholisch", heißt es in der Doku. Kein Wunder also, dass Hitler und seine Gefolgsleute sich die Kirche auf unterschiedlichste Weise gefügig machen wollten. Wer ihren Idealen nicht entsprach, musste mit Verfolgung, Folter und schließlich gar dem Tod rechnen.
Einer dieser Widersacher war der junge evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (gespielt von Matthias Koeberlin). Schon 1934, so erfährt der Zuschauer, habe er in seinem Vortrag "Die Kirche vor der Judenfrage" eine ganz klare Vorstellung davon gehabt, was Menschenwürde bedeute. Dies erklärt der Theologe Heinrich Bedford-Strohm, der als Vorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands als einer von vielen Fachleuten zu Wort kommt. "Bonhoeffer war ein Mensch, der gesagt hat: Ich möchte mit meinem ganzen Leben, mit meiner Existenz, mit meinem Reden und meinem Tun für das einstehen, woran ich glaube", heißt es weiter. Seine feurige Rede über die Pflichten eines Führers gegenüber seinem Volk wird am selben Tag im Radio ausgestrahlt wie Hitlers erste Propaganda-Rede. Nicht überall fand er dadurch Zuspruch.
Auch der Geistliche Laurentius Siemer (gespielt von Nikolaus Kühn) hat sich aktiv gegen die Ideologie der Nationalsozialisten gewandt. Bereits 1933 habe er zwei große Leitartikel gegen Rassismus und Nationalismus verfasst, erklärt die Historikerin Maria Anna Zumholz. Später vernetzte er sich mit anderen Widerstandkämpfern, pflegte unter anderem den Kontakt zu Bonhoefer. Im Gegensatz zu dem 1944 zu Tode gefolterten Bonhoeffer hat er den Krieg überlebt und wurde zu Deutschlands erstem Fernsehpfarrer. Dennoch ist sein Einsatz gegen die Nazis heute fast vergessen.
Dies ist nur eines von vielen Fakten, die Experten wie Zeitzeugen in der beeindruckenden Dokumentation liefern. Zahlreiche Originaldokumente wie private Aufzeichnungen zeichnen dabei die Stationen dieser und weiterer bedeutender Lebenswege nach. Auch unbekanntere Geschichten wie die der Sekretärin Aenne Vogelsberg (gespielt von Sonja Beißwenger) finden dabei Gehör. Aufwendig inszenierte Spielszenen lockern das Gezeigte auf und vertiefen den Einblick.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH