Serie bei ARTE

"Moloch": spontane Selbstentzündungen

von Christopher Schmitt

Menschen gehen in Flammen auf und verbrennen bei lebendigem Leib – scheinbar aus dem Nichts. In der sehenswerten Serie "Moloch" will eine Journalistin wissen, was hinter dem Phänomen steckt.

ARTE
Moloch
Mysteryserie • 22.10.2020 • 21:45 Uhr

Es ist nur ein kurzer Augenblick im Gesicht der Opfer. Für einen Moment steht ein schwer zu definierender Ausdruck von Entsetzen in ihrem Gesicht, kleine Rauchschwaden steigen am Hals hoch, und innerhalb von Sekunden steht der Mensch in Flammen, als hätte man ihn zuvor mit Brandbeschleuniger übergossen. Die Verbrennung erfolgt unter quälenden Schmerzen und markerschütternden Schreien. Der Titel des atmosphärischen Mixes aus Psycho- und Misteryserie "Moloch" spielt dementsprechend nicht auf eine menschenverschluckende Großstadt an. Stattdessen entstammt er der gleichnamigen biblischen Bezeichnung für Kinderopfer durch Feuer. ARTE zeigt die sechsteilige belgisch-französische Koproduktion als Erstausstrahlung, jeweils drei Folgen sind am 22. und 29. Oktober zu sehen.

Die Polizei steht wie die Zeugen vor einem Rätsel: Es scheint weder eine Brandursache noch eine Fremdeinwirkung vorzuliegen. Die Behörden beschließen, den Vorfall zunächst unter Verschluss zu halten. Als Journalistin mit ausgeprägtem Ehrgeiz und Arbeitsethos hat die junge Louise (Marine Vacth) selbstverständlich gegenteilige Pläne. Sie ist als Praktikantin bei einer großen Tageszeitung angestellt und soll eigentlich für das Gesellschafts-Ressort schreiben, doch sie bekommt Wind von den Ereignissen und beißt sich an der Geschichte fest. Auf der Trauerfeier des ersten Brand-Opfers lernt sie dessen Therapeuten Gabriel (Olivier Gourmet) kennen. Der bärtige Kauz weiß offenbar nicht nur mehr über den Toten, sondern auch über die rätselhaften Selbstentzündungen.

Die düstere Geschichte, die sowohl Psyche als auch Religion thematisierend, zieht den Zuschauer direkt in ihren Bann. Die zunächst völlig nebulösen Ereignisse erklären sich im Laufe der Serie durch die aufgedeckten Gemeinsamkeiten der Opfer. Die Inszenierung der Grausamkeiten ist mithin starker Tobak. Wenn ein Kind seiner Mutter beim Todeskampf zusehen muss, ist das auch für den Zuschauer schwer zu ertragen.

Mit Hauptdarstellerin Marine Vacth begibt man sich gerne auf Spurensuche. Sie verkörpert die ambitionierte, regelrecht getriebene Journalistin ausgezeichnet: Louise hat keine Beziehung, keine Freunde, unzufriedene Eltern, aber ein klares Ziel vor Augen. Für dieses Ziel steigt die pragmatische junge Frau auch mal mit einem Mann ins Bett oder bedroht mutmaßliche Zeugen im Supermarkt auf eine Art, die man ihr nicht zugetraut hätte.

Der ebenfalls überzeugende Olivier Gourmet strahlt als erfahrener Psychiater etwas Mysteriöses und Überlegenes aus, auch wenn seine Figur des auch privat stets analysierenden Seelen-Klempners als Griff in die Klischee-Kiste gelten darf. So ist er beispielsweise nur für Hinweise zu haben, wenn Louise sich ihm im Gegenzug öffnet – und natürlich hat er ihren kompletten Charakter durchschaut, ohne sie genauer zu kennen. "Scheiß Psycho" ist ihre Meinung dazu – aber sie braucht ihn für des Rätsels Lösung.

Ohnehin scheinen bei Gabriel alle Fäden zusammenzulaufen und auch der ein oder andere seiner Patienten weckt in den ersten Folgen Interesse. Sei es der entrückt dreinblickende, religiöse Busfahrer, der sich nachts die Arme an der Herdplatte versengt, oder das gruselige kleine Mädchen mit der Sonnenallergie.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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