Regisseur übt scharfe Kritik

Sebastian Schipper nennt Dieter Wedel "gefährliche Witzfigur"

Neue Wortmeldung in Sachen #metoo: Regisseur Sebastian Schipper ("Absolute Giganten", "Victoria") hat in ein einem Interview scharfe Kritik an Dieter Wedel geäußert. Der Filmemacher Wedel, gegen den im Zuge der MeToo-Debatte heftige Missbrauchsvorwürfe erhoben wurden, sei "eine gefährliche Witzfigur", so Schipper.

"Wedel ist ein Narzisst, wie Trump es auch ist. Über Trump hat jemand gesagt, dass seine narzisstische Störung auf Verführung beruhe – es ist ihm ein Bedürfnis, alle von seinen Qualitäten zu überzeugen. So war es auch bei Wedel. Was er gesagt hat, war nie wirklich witzig, charmant oder klug. Du hast aber gemerkt, dass er unbedingt so rüberkommen wollte, deshalb entfaltete es eine Art von Dringlichkeit. Gleichzeitig wusstest du, dass er viel Macht hat – und deshalb war klar, dass du besser bei seinen Witzen mitlachst."

Schipper hat Wedel mehrere Male selbst am Filmset erlebt – als Schauspieler bei den Miniserien "Der König von St. Pauli" und "Die Affäre Semmeling". Bei den Dreharbeiten zu "Semmeling" habe er von einer Schauspielkollegin erfahren, dass Wedel ihr gegenüber "aufdringlich wurde": "Als sie ihn zurückwies, fing er an, ihr das Leben zur Hölle zu machen." Er selbst habe aber nicht eingegriffen, so Schipper: "Ehrlich gesagt, weil ich Angst hatte. Ich hatte damals keinen Namen, keinen Status, kein Gewicht."

In dem Interview mit "Spiegel Online" übt der 49-Jährige Schipper, der für "Victoria" sechs Deutsche Filmpreise erhielt, auch Kritik an Ulrich Tukur. Der Schauspieler hatte zuvor in einem "Spiegel"-Interview die Vorwürfe, die gegen Wedel erhoben wurden, bedauert: "Ich finde es extrem unangemessen, dass sich Tukur zu Wort zu meldet, obwohl er nichts beizutragen hat", so Schipper. "Zugespitzt gesagt: In dem Interview steht nicht mehr drin als 'Mich hat er nicht vergewaltigt' – und das ist läppisch."

Dieter Wedel hat sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Nachdem vor wenigen Wochen erstmals mehrere Frauen im "Zeit-Magazin" Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatten, hatte er nach eigenen Angaben eine Herzattacke erlitten und sich seitdem aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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