Sonntag am Tatort

Lautlose Killer

25.08.2017, 16.08 Uhr
von Florian Blaschke
Am Rande eines Steinbruchs wird eine Leiche gefunden.
BILDERGALERIE
Am Rande eines Steinbruchs wird eine Leiche gefunden.  Fotoquelle: ARD Degeto/ORF/Epo Film/Hubert Mican

Zu den Touristen sind sie freundlich in Österreich. Zu anderen Fremden eher nicht so – das zumindest sagt Albert Reuss (Andreas Kiendl), der in Pöllau einen "Fluchthof" betreibt. Und er scheint Recht zu behalten, denn auch zu einem Mann aus Afrika war irgendjemand nicht besonders nett. Der liegt tot im Steinbruch des kleinen Ortes.

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) vermuten zunächst einen politischen Fall. Im Steinbruch arbeiten etliche Menschen aus Afrika, und der Bruder von Thomas Reuss, Thomas Reuss (Martin Niedermair), war in der Tatnacht mit seinem Auto ganz in der Nähe. Hat er etwas mit dem Toten zu tun? Doch dann ist die Tatsache, dass sich die beiden Wiener Ermittler weder einen Täter noch ein vernünftiges Motiv zusammenreimen können, ihr kleinstes Problem. Denn dann kommt raus, dass der Tote ohnehin bald gestorben wäre – an Ebola.

Während Fluchthofbetreiber Albert das Ganze erstaunlich kalt lässt, reagiert eine der dort untergebrachten Familien deutlich panisch. Abdallah Diouf (Lukhanyo Bele) und seine Frau Nafi (Ashley Hammer) fliehen mit ihrer Tochter Youma (Wanjiku Hottensiah) in den Wald, während der Leiter des Seuchenkommandos, Dr. Klaus Rottensteiner (Markus Schleinzer) aus Pöllau eine Quarantäne-Zone macht. "Das ist irgendwie nicht ganz real", sagt Fellner kurze Zeit später. Und irgendwie muss man ihr zustimmen.

Zwischen Thriller und Slapstick

Denn dieser Tatort hat gleich drei Probleme: Trotz der soliden bis überraschend spritzigen Darsteller kann er sich nicht entscheiden zwischen Thriller und Slapstick, und wie das bei beidem im Fernsehen so ist: Solche Formate gelingen nur, wenn sie mit voller Überzeugung produziert werden. Und: Selbst ganz am Ende sind die Motive der an der Tat beteiligten immer noch unklar – und obwohl die Idee zu einem Fall, der nicht an den Grenzen eines Tatort-Bezirks endet, gelungen ist – anders als beim missglückten Kölner Tatort "Manila" – will der Funke nicht wirklich überspringen.

Und zu guter Letzt ist es wie so oft: Je stärker die Gesellschaftskritik, desto schwächer der Krimi-Part, desto weniger Spannung, desto weniger Rätseln. So auch in "Virus" von Regisseurin Barbara Eder. Und so startet der Tatort mit dem Wiener Duo nicht gerade fulminant aus der Sommerpause, was jedoch auch ein Gutes hat: Es kann nur aufwärts gehen.

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